0984 - Tränenwelt am Abgrund
unvergleichliches Mar’uun geführt. Dort werden wir sie ergreifen.«
Das erregte Kieferzangen-Klappern war nun womöglich noch stärker. »Das könnte tatsächlich klappen.« - »Wenn wir uns nur geschickt genug anstellen.« - »Ja, wir holen sie uns.« - »Aber wie sollen wir sie entführen?«
»Wir schaffen das. Maa wird uns dabei helfen. Denn Lezefaan, den Maa vernichten möge, ist ein Nichts.« Der Ehrenwerte Vorsitzende wackelte höhnisch mit den Augenfühlern. »Stimmen wir nun also ab.«
Sieben rechte Augenfühler reckten sich steil in die Höhe.
»Damit ist es beschlossene Sache«, sagte der ehrenwerte Vorsitzende Rebell, der ohnehin nur eine Abstimmung in seinem Sinne für gültig erklärt hätte. »Die goldenen Zeiten der fliegenden Mach’uu sind nun also wieder greifbar nahe. Der wunderbare Herr Maa wird uns in ein neues Zeitalter führen, das noch glorreicher als das vergangene sein wird. Heute Abend weiß ich mehr. Dann treffen wir uns erneut, um die Einzelheiten festzulegen.«
Die Versammlung löste sich auf. Stumm gingen die Rebellen ihres Weges. Asmodis, der in der Finsternis einer Felsspalte lauerte, entließ den Ehrenwerten Vorsitzenden aus seinem mentalen Griff. Der Erzdämon grinste zufrieden.
Die Dinge entwickeln sich. Nun ja, sagen wir besser, ich entwickle die Dinge…!
***
Asmodis erschien in Euphas Koje. Die Rätin blinzelte, dann schlug sie die Augen auf.
»Oh, ich muss wohl kurzzeitig eingeschlafen sein. Ich habe gar nicht gemerkt, dass du aufgestanden bist, Siid. Komm schnell wieder zu mir aufs Lager.«
»Du willst schon wieder rimseln?« Er grinste.
»Natürlich. Allerdings nur, wenn du bereit bist.«
Danach lagen sie eng urtischlungen auf Euphas Lager. Die Rätin schaute zufrieden an die Decke.
»Woran denkst du?«, wollte Asmodis wissen.
Eupha seufzte. »Die Kontaktaufnahme mit den Mach’uu ist besser verlaufen, als ich es erwartet habe. Nur dieser Volkesvater ist mir nicht ganz geheuer. Frag nicht, warum. Es ist nur ein Gefühl, weibliche Intuition, auch wenn es sich bei dem Kerl um ein völlig fremdes Wesen handelt. Ich denke, bei ihm ist es sicherlich besser, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen.«
Wie recht du hast.
Asmodis’ Gedanken schweiften ebenfalls kurz zurück. Volkes Vater war eine für Sandformer beeindruckende Erscheinung von fast zwei Metern Größe. Er hieß Arachn’uu und hatte sich das Amt einst durch eine böse Intrige, an der Asmodis seine helle Freude hatte, erschlichen. Aber das wusste nur der Erzdämon. Im Gegensatz zu Kachan’uu hatte sich Arachn’uu niemals unterwürfig, sondern eher als der Überlegene aufgespielt, auch wenn das mit ausgesuchter Höflichkeit geschehen war.
Morgen sollten die Sandformer durch Mar’uun geführt werden.
Bisher läuft ja alles wie geschmiert. Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren. Vor allem, wenn es meine eigenen sind.
»Auf diese Volksmutter bin ich auch schon sehr gespannt«, sagte Eupha.
»Ja, ich auch.« Das war nicht gelogen. Asmodis fieberte dem Treffen mit diesem seltsamen Wesen, das als einziges auf der Sandformer-Welt wirkliche Macht zu besitzen schien, geradezu entgegen.
»Je mehr ich mir diese Gesellschaft mit ihren Milliarden Wesen anschaue, desto weniger kann ich mir vorstellen, wie wir erfolgreich sein wollen. Wie sollen wir Volkes Mutter das Welteneis wegnehmen können? Und danach fliehen?«
Asmodis drückte seinen Mund auf den ihren und ließ seine Zunge spielen. Eupha stöhnte leise.
»Vertrau mir einfach, Rätin. Mein Plan ist so einfach wie genial. Ihr habt ihn doch alle gut geheißen. Wir müssen uns für Volkes Mutter so interessant machen, dass sie uns zu sich einlädt. Und wenn ich erst einmal gesehen habe, wo sich das Welteneis befindet, werde ich einen Weg finden, es zu stehlen. Ich bin ein begabter Dieb.«
Bei der morgendlichen Besprechung auf dem Achterkastell fühlte sich Asmodis so krank, dass er schweren Herzens die Sightseeing-Tour absagen musste. Minister Frans anzügliche Bemerkung, dass das durchaus von übermäßigem Rimseln herstammen könne, quittierte er mit einem stechenden Schmerz, den Fran plötzlich zwischen den Lenden verspürte.
Hauptmann Traath hatte darauf bestanden, dass er und vier seiner Soldaten die Tour begleiteten. Volkes Vater Arachn’uu hatte ihnen das ohne Zögern zugesagt. Sogar ihre Waffen durften sie mitnehmen. Arachn’uu hatte aber seinerseits darauf bestanden, dass der Sandformer-Tross von einem Trupp Mach’uu-Soldaten begleitet
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