0984 - Tränenwelt am Abgrund
wurde, da er eventuelle Probleme mit einer Rebellengruppe befürchtete, die er als Maa-Jünger bezeichnete. Details nannte er nicht.
Als die Sonne drei Fingerbreit über den Horizont gestiegen war, näherte sich ein großer Trupp den Hügel herauf. Er wurde von Kachan’uu angeführt, mit dem sie bereits den Erstkontakt gehabt hatten. Die Mach’uu zogen zehn ihrer zweirädrigen Karren mit sich, die allesamt mit weich gepolsterten Sitzen ausgestattet waren. Aber Fran lehnte diesen sicher gut gemeinten Reise-Komfort ab, mit dem die Mach’uu die Sandformer zu bedenken gedachten. Sie waren im Falle einer Gefahr einfach beweglicher, wenn sie zu Fuß gingen.
Der Tross setzte sich in Bewegung. Nachdem sie in den Urwald eingetaucht waren, der laut Aussagen der Mach’uu nicht gefährlich war, erhob sich zwischen zwei mächtigen Bäumen, direkt an einem flechtenüberwucherten Steilhang, ein dunkler Höhleneingang von gut vier Metern Breite und Höhe.
Das heißt, die Öffnung sah wie ein Höhleneingang aus.
Es handelte sich aber um die Pforte in eine wundersame, zivilisierte Welt, die den Sandformern manch erstaunten Ruf entlockte. Kachan’uu wusste viel Interessantes zu erzählen. Sie bewegten sich gut eine Stunde lang durch ein Ganggewirr tief in das Reich der Mach’uu hinein. Die Gänge waren großzügig angelegt, etwa zehn Meter breit und vier hoch. Sie fielen ab und stiegen wieder an, sie führten gerade weiter und machten abrupte Biegungen. Von jedem Knotenpunkt führten zahlreiche weitere Gänge ab, insgesamt hunderten auf ihrem Weg. Traath und seine Soldaten gingen mit den anderen Sandformern, die Hände immer griffbereit an den Schwertern. Sie alle waren gespannte Aufmerksamkeit und sicherten den Trupp so unauffällig wie möglich. Traath traute den fünfundzwanzig Mach’uu-Soldaten, die mit Dolchen und Bolzenschleudern bewaffnet waren und neben Flankenschutz auch eine Vor- und Nachhut bildeten, keine zwei Meter über den Weg. Vor allem war es ihm nicht wohl, einen Teil dieser Soldaten in seinem Rücken zu wissen. Dazu war er zu sehr Militär.
Die Gänge wurden belebter, die vielen Mach’uu, die darin unterwegs waren, wichen dem Trupp scheu und ehrerbietig aus. Wer es nicht schnell genug tat, wurde von den Mach’uu-Soldaten mit harschen Worten und manchmal derben Schlägen vertrieben. Sie kamen durch Räume, die äußerst prunkvoll ausgestattet waren. Es gab Möbel und Geräte, die den Harka zum Teil äußerst fremdartig, zum Teil recht vertraut erschienen, so zum Beispiel die Stühle, die sich kaum von den ihren unterschieden.
Millionen Mach’uu arbeiteten in dem gigantischen Labyrinth. Sie bogen beim Anblick Kachan’uus respektvoll die Augenfühler nach außen.
***
Asmodis machte es sich derweil in der STYGIA bequem. Sein Unwohlsein war nur vorgeschoben, es gehörte zu seinem Plan. Er wartete eine ganze Zeit lang und schwelgte in Gedanken.
»So, es wird Zeit«, murmelte er schließlich. Dann drehte er sich drei Mal um seine eigene Achse, murmelte einen Zauberspruch und verschwand im Nichts.
***
»Das ist… überwältigend!«, sagte Minister Fran und ließ den Blick wandern.
»Wo du den Sand richtig beschreibst, beschreibst du den Sand richtig«, erwiderte Eupha, die sich an Asmodis’ Seite wohler gefühlt hätte, ihr Misstrauen gegenüber den Mach’uu aber so langsam abzulegen begann. Wäre es nicht um die Mission Welteneis gegangen, sie hätte diese Tour mit den Unheimlichen niemals gewagt.
Immer neue bauliche Wunder tauchten auf. Der Gang, in dem sie sich gerade befanden, wurde breiter und mündete schließlich in eine dieser gigantischen Höhlen, die es hier zu hinderten zu geben schien. Im vorderen Teil der Höhle befanden sich puebloartige Bauwerke, die sich auf einer Breite von gut einem Kilometer über zweihundert Meter die Höhlenwände hochzogen. Sie waren ineinander verschachtelt, viele ragten, nur mit der Rückwand befestigt, kühn über den Abgrund und Eupha fragte sich, wie und wo sie eigentlich Halt fanden. Wahrscheinlich waren sie mit Magie verfestigt worden, so wie sie es mit ihren eigenen Gebäuden auch taten. Es gab zudem Plattformen und schmale, serpentinenartige Wege, die sich zwischen den Häusern hochzogen.
Das alles sah atemberaubend aus. Zehntausende von nicht sehr großen Mach’uu waren in der Steilwandsiedlung und in der Höhle unterwegs, es wimmelte und wuselte. Die Mach’uu, die den Besuchern nahe kamen, wichen auch hier ehrerbietig aus.
»Das ist einer
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