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0985 - Libertys Tränen

0985 - Libertys Tränen

Titel: 0985 - Libertys Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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»Diane, sind Sie das?«
    Diane Millerton war Pathologin und arbeitete in den weitläufigen Kellerräumen von Police Plaza One. Zamorra war ihr mehrfach begegnet.
    »Na, endlich. Mann, ich versuche seit einer gefühlten Ewigkeit, Sie zu erreichen, aber weder auf Ihrer Mini-Wache, noch unter Ihrer Privatnummer geht jemand ans Telefon.«
    »Wir, äh, sind im Außeneinsatz«, sagte Andy. »Aber sagen Sie mal, was machen Sie um diese Zeit überhaupt schon im Präsidium?«
    »Schon?« Diane lachte humorlos. »Wohl eher: noch. Unser aller Sklaventreiber Zandt lässt uns Sonderschichten ohne Ende schieben, seit Sie weg sind. Personalmangel, Sie verstehen? Na, jedenfalls: Was ist denn da drüben bei Ihnen los?«
    Andy warf dem Professor einen fragenden Blick zu. »Hat das Festland schon mitbekommen, was hier pasçiert?«, fragte er so, dass nur der Dämonenjäger es hörte.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Der Salon ist laut offiziellem Bericht durch Blitzschlag verbrannt, und das eigenartige Wetter hat angeblich ganz natürliche Ursprünge. Mehr dürften Manhattan und der Rest der Welt bislang nicht wissen - und daher auch nichts weiter vermuten.«
    »Das denk ich auch«, murmelte Andy. Dann widmete er sich wieder dem Funkgerät. »Los, Diane? Was meinen Sie damit? Was soll los sein?«
    Millerton schnaubte abfällig. »Ich mag Sie, Andy, aber wenn das Ihre Vorstellung von guter Polizeiarbeit ist, wundert mich nicht, dass Sie im Nirgendwo gestrandet sind .. .« Dann wurde sie wieder sachlich. »Wir bekommen hier eine Meldung nach der anderen rein. Insulaner, die direkt an der Küste wohnen, beschweren sich beim NYPD über das Feuerwerk, das ihr da mitten in der Nacht abfackelt.«
    Feuerwerk? Zamorra und Andy sahen sich fragend an. Für den kommenden Abend war die Zweihundertfünfzigjahrfeier angesetzt, in deren Rahmen auch ein Feuerwerk stattfinden sollte. Allerdings erst für den Abend.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Andy. »Ruhestörung?«
    »Klingt zumindest so. Ich dachte, ich gebe Ihnen direkt Bescheid und warne Sie vor. Laut unserer Meldungen findet das Spektakel am Fischereihafen statt. Irgendwelche Anwohner beschweren sich gerade lautstark in unserer Telefonzentrale. Ich würde Ihnen empfehlen, mal nach dem Rechten zu schauen und diesen Krabbenfischern, die meinen, die Party vorverlegen zu können, gehörig auf die Füße zu treten.«
    Andy und Zamorra wechselten einen wissenden Blick. Mit einem Mal meldete sich das Bauchgefühl des Dämonenjägers zurück.
    Es geht wieder los!, dachte der Professor. Kein Zweifel. Wer immer unser Gegner ist, macht gerade den nächsten Zug.
    Dann rannten sie los.
    Kapitel 6
    Schiff des Grauens
    Als sie den Strand erreichten, stockte Zamorra der Atem. Für einen Moment konnte der Meister des Übersinnlichen nicht anders, als stehen zu bleiben und den Anblick auf sich wirken zu lassen.
    Er war unfassbar.
    Der Nebel über der Bay schien zu brennen. Das grünliche Schimmern, das sie am Anfang dieser bizarren Nacht über dem Salon bemerkt hatten, war nun überall und ließ den Nebel wirken, als sei er eine Art Kuppel, die City Island vom Rest New Yorks trennen wollte. Locust Point, Rice Memorial, nicht einmal die City Island Road, die die Insel als einzige mit dem Festland verband, war mehr zu erkennen. Doch stattdessen…
    »Was in aller Welt ist das?«, hauchte Andy an seiner Seite.
    Zamorra trat einen Schritt zurück, als sich Merlins Stern meldete und den Schutzschild aktivierte. Abermals nahm er seine Umgebung nur noch durch den wabernden Schirm aus magischer Energie wahr, über den haardünne, strahlend helle Blitze tanzten wie Elmsfeuer.
    Die Erscheinung da draußen auf der Bay widersprach allen Naturgesetzen und war doch real. Dort, wo die Wirklichkeit in den Nebel überging, prangte ein Loch - ein gut zehn mal zehn Meter messendes Stück Schwärze innerhalb der Realität. Die Ränder des Loches flackerten und leuchteten in einem Kaleidoskop unterschiedlichster Farbtöne. Ein wahnsinniges Rauschen und Knallen begleitete die Erscheinung und nahm nach einem nicht erkennbaren Muster zu und ab.
    Kein Wunder, dass die Anwohner es für ein Feuerwerk halten, dachte Zamorra. Wer nur die Farben sah und das Tosen hörte, mochte schnell diesen falschen Schluss ziehen.
    Und dann war da das Geisterschiff.
    Es kam aus dem Dimensionsriss und hielt direkt auf den Strand zu. Es hatte zwei Masten, und seine Segel mochten zwar in Fetzen hängen, waren aber dennoch weit

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