0986 - In den Fängen der Nacht
nicht direkt am Wasser.
Suko schaute auf seine Hände. Er wirkte nachdenklich. Fragen stellte ich ihm nicht, denn keiner von uns wollte Barry F. Bracht stören.
Ich konzentrierte mich auf seine Atemzüge. Man kann ja feststellen, ob ein Mensch schläft oder nur döst. Dazu braucht man nicht einmal ein außergewöhnliches Gehör, und bei Barry war das eingetreten, was er sich gewünscht hatte.
Er schlief.
Auch Suko war nicht nur in sich selbst versunken gewesen, auch wenn es den Anschein gehabt hatte. Er drückte sich hoch und schaute nach rechts.
»Ich glaube, er schläft.«
»Das ist sogar sicher.«
»Dann können wir fahren.«
Das tat ich noch nicht, sondern ließ die Hände auf dem Lenkrad liegen. »Mich würde wirklich interessieren, was er als Zebulon erlebt und welche Botschaften ihm durch seinen Zweitkörper mitgeteilt werden. Schade, daß Barry nicht redet.«
»Soll ich ihn fragen?«
»Nein, auf keinen Fall stören.«
»Ist gut.«
Bevor ich den Motor wieder anließ, warf ich noch einen konzentrierten Blick auf die Zeichnung.
Diese Kontrolle beruhigte mich, denn wir waren richtig gefahren.
Wir mußten den Hügel wieder hinabrollen und danach über einen unbefestigten Weg fahren.
Als ich den Zündschlüssel drehte und dem Klang des Motors lauschte, erschrak ich. Hastig kurbelte ich das Fenster wieder hoch, denn ich wollte nicht, daß Barry aus seinem Schlaf gerissen wurde.
Die Sorge konnten wir uns sparen. Suko fand heraus, daß Barry tief und fest schlief.
»Zebulon wird bestimmt schon dort sein«, erklärte er mit leiser Stimme. »Darauf wette ich.«
»Möchtest du an seiner Stelle sein?«
»Irgendwo schon. Ich will dieses verdammte Weibsstück endlich vor mir sehen.«
»Nur sie?«
»Wie meinst du das?«
»Zur Redaktion gehören doch bestimmt noch weitere Mitarbeiter. Ich glaube kaum, daß Giselle das Blatt allein macht. Einen Mitarbeiter haben wir ja schon erlebt. Der Wanderer und Familienkiller.«
»Wenn das so ist, müssen wir uns etwas einfallen lassen.«
»Oder noch mehr auf Zebulon bauen.«
Wir fuhren weiter, schwiegen, was auch gut war, so konnte ich mich auf das Gelände konzentrieren.
Hier lag kein glatter Motorway vor uns, es ging auf und ab. Wie bei einem Tanz auf den Wellen.
Begleitet vom kalten Licht der Scheinwerfer.
Zu den in die Dünen hineingebauten Häusern zweigte eine Stichstraße ab. Die ließen wir an der rechten Seite liegen und rollten in die Einsamkeit hinein. Ich hoffte natürlich, daß wir den von Falaise eingezeichneten Weg erreicht hatten. Zu sehen war nicht viel, auch nicht im Scheinwerferlicht.
Suko wirkte jetzt wie immer. Den Treffer hatte er vergessen. Er saß angespannt neben mir, schaute ebenso gespannt nach vorn und durchforschte die Umgebung auf der Suche nach dem Ziel.
Und dann sah er zumindest das Haus. Vielleicht war uns auch der über uns liegende Himmel gnädig gewesen, denn ein blasser Reststreifen aus Tageslicht zeichnete einen hellen Balken in das immer dunkler werdende Grau. So hatte Suko zumindest den kompakten und auch einsam stehenden Schatten irgendwo zwischen Tal und Hügelkuppe entdecken können.
Ich hörte zu, wie er mir seine Entdeckung bekanntgab, und ich erkannte den Bau ebenfalls, was ich durch ein Nicken bestätigte.
»Fällt dir etwas auf?« fragte Suko.
»Sollte es mir denn?«
»Alles ist dunkel.«
Ich grinste scharf. »An Feierabend möchte ich nicht glauben. Nicht bei denen, die sind da. Sie halten sich nur versteckt. Ich wundere mich auch darüber, wie klein der Bau ist.«
»Dann war der Begriff Fabrik übertrieben.«
»War er auch.«
Wenn sich jemand im Haus aufhielt und am Fenster stand, wobei er noch in unsere Richtung schaute, würde er uns sehen müssen. Zumindest das blasse Scheinwerferpaar, das in einer gewissen Höhe über dem Boden hinwegtanzte und sich jetzt noch stärker dem eigentlichen Ziel näherte. Ich schaltete das Fernlicht nicht ein, fuhr auch nicht bis direkt an das Haus heran, sondern stoppte etwa zwanzig Meter seitlich davon entfernt.
Ich stellte den Motor ab. Danach löschte ich auch das Licht der Scheinwerfer.
Dunkelheit umgab uns. Vor einigen Wochen wäre es um diese Zeit noch hell gewesen, aber im September waren die Tage bereits deutlich kürzer.
Unsere Augen gewöhnten sich rasch an die Umgebung. Wir konnten auch die Frontseite des Hauses unter Kontrolle halten, aber es fiel uns dort nichts auf.
Selbst eine Tür war nicht zu sehen. Ein Fenster malte sich auch nicht direkt ab. Da
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