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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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neben dem Tor, in die Mauer integriert, schimmerte das Metall einer modernen Sprechanlage, und ich sah auch einen Knopf, den der Besucher drücken mußte.
    Suko hatte ihn auch entdeckt. »Willst du anklingeln?« fragte er leise und leicht spöttisch.
    »Nein, wir versuchen es so.« Ich fühlte noch einmal nach meinem Kreuz, das in der rechten Jackentasche steckte. Sein kühles Silber beruhigte mich, während sich Suko bereits an der Tür zu schaffen machte. Er versuchte, den rechten der beiden Flügel aufzudrücken, was ihm trotz einer Kraftanstrengung nicht gelang. Eine Klinke oder einen Knauf sahen wir an diesem Eingang nicht.
    An der linken Türseite erlebten wir ebenfalls einen Mißerfolg. Uns blieb nur der Einstieg mit Gewalt, und zwar durch eines der Fenster. Sie lagen ziemlich hoch. Ich mußte mich schon auf die Zehenspitzen stellen und die Arme recken, um die vorspringende Fensterbank überhaupt berühren zu können.
    »In der Schule haben wir es Hühnerleiter genannt«, sagte ich und schaute Suko dabei an.
    »Ich weiß, was du meinst.« Er legte bereits seine Hände zusammen und ging etwas in die Knie. Er hatte mir die Stufe aus Händen gebaut, in die ich hineintrat.
    Es war schon witzig. Wir wollten gegen Urdämonen ankämpfen und mußten uns so verhalten wie Schüler, die über den Zaun auf ein Nachbargrundstück kletterten, weil sie dort Obst stibitzen wollten.
    Ich nahm Schwung und kam rasch hoch, konnte den schmalen Rand der Fensterbank umfassen und mich an ihm hochziehen. Ich drehte mich dabei zur Seite, denn meine Füße mußten hintereinander stehen, damit ich überhaupt eine gewisse Standfestigkeit bekam.
    Mit der linken Hand und auch mit dem Ohr streifte ich beinahe an der kalten Scheibe entlang.
    Komischerweise spürte ich jetzt den Wind, der mir Minuten zuvor nicht aufgefallen war. Nun umwehte er meinen Kopf und schien mit Geisterstimmen in beide Ohren zu dringen, als wollte er eine Nachricht hinterlassen.
    Bevor ich damit begann, die Scheibe einzuschlagen, fuhr ich noch mit der Hand über sie hinweg.
    Meine Finger strichen über glattes und normales Glas, von der Farbe war nichts festzustellen.
    Jedenfalls nicht von außen.
    Suko wartete unter dem Fenster. Ich schaute nach unten und sah sein helles Gesicht. Er nickte. Das Zeichen verstand ich gut. Sehr vorsichtig mußte ich mich in meiner wackeligen Position bewegen, um die Beretta zu ziehen. Das schaffte ich und war froh. Ich hielt sie in der rechten Hand und dachte gar nicht daran, sie mit einem Taschentuch zu umwickeln. Wer sich hinter diesen Mauern aufhielt, hatte uns durch das Auge der Kamera längst gesehen.
    Was uns im Haus erwartete, darüber wollte ich nicht nachdenken, aber die geseufzten Worte des Barry F. Bracht konnte ich trotzdem nicht vergessen. Vier Finger und der Daumen der rechten Hand umfaßten den Lauf der Waffe. Die Scheibe wollte ich durch einen Schlag mit dem Griff zertrümmern. Ich holte aus und zerschlug das Glas.
    Splittern, Krachen, die herumfliegenden Scherben, das alles trat nicht ein. Die Scheibe war durch den ersten Treffer nicht zerstört worden, aber sie hatte Risse bekommen.
    Ich schlug ein zweites Mal zu.
    Diesmal klappte es. Das Glas platzte und splitterte. Das Fenster war ziemlich groß. Es verlor nicht sein gesamtes Glas. Vieles blieb noch im alten Rahmen hängen, wo noch Kitt klebte. Die Scherbenstücke sahen zumeist aus wie nach unten zeigende Lanzenspitzen und konnten schon zu einer Gefahr werden, wenn ich hindurchkletterte.
    Ich schlug noch einige Scherben zur Seite, dann fand ich auf der Innenseite der Fensterbank mit dem linken Fuß noch einen guten Halt. Den brauchte ich auch, um Suko in die Höhe zu helfen.
    Mein Freund hatte sich schon geduckt. Dann schnellte er hoch. Ich bestaunte wieder einmal die Sprungkraft. Seine Hände klatschten gegen die Kante der äußeren Fensterbank, an der sie sich festhielten. Ich griff mit meiner Rechten nach, die Beretta noch zwischen den Zähnen, und Suko half mir, als er sich beim Hochklettern mit beiden Füßen an der Wand abstützte.
    Dicht an mir vorbei drückte er sich in das Dunkel des Hauses hinein und blieb auf der Innenbank nicht lange stehen, sondern sprang zu Boden.
    Im Licht meiner kleinen Leuchte schaute ich nach, wo Suko gelandet war. Auf einem dunklen und ebenen Untergrund. Nichts stand uns im Weg.
    Ich sprang ebenfalls. Da leuchtete Suko den Raum bereits aus. Der lange Lichtfinger wanderte lautlos durch die Finsternis, schuf einen hellen Spalt und

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