0987 - Asmodis' Retter
einen Hinweis auf die Seelensplitter zu entdecken.
Tatsächlich gelang ihnen das auch, denn sie hörten von einer alten Legende, nach der die Gosh den Teufel mit den Splittern bannten, um ihn zu töten. Doch was danach mit den Kristallen geschehen war, hatten sie nicht herausgef…
Die Erkenntnis traf Dylan mit solcher Wucht, dass er einige Schritte zurücktaumelte. Wie hatte er nur so dämlich sein können?
Er wusste, wo das Ritual stattgefunden hatte. Oder stattfinden würde. Wie auch immer. In dieser Höhle bei Abruceta! Einem Dorf, das es bei seiner Abreise aus Granada noch nicht einmal gegeben hatte.
Gut, die lag inzwischen einige Jahrzehnte zurück. Aber mit einem kleinen bisschen Glück lag der Versuch der Gosh, den Teufel zu töten, aus seiner Sicht noch in der Zukunft!
Was, wenn es ihm gelang, den Gosh die Kristalle zu stehlen und sie in seine Zeit mitzubringen? Was, wenn er es aus dem Blickwinkel seines früheren Ichs schon längst getan hatte und sie deshalb in der Höhle keine Spur der Splitter mehr gefunden hatten?
Der Gedanke versetzte ihn in regelrechte Euphorie.
Noch einmal sah er hinauf zu Château Montagne.
»Wir sehen uns wieder«, flüsterte er. »In sechshundert Jahren.«
Dann drehte er sich um und machte sich auf den langen Weg zurück nach Granada.
***
Gegenwart
In einer nach Schwefel stinkenden Wolke materialisierte Asmodis im Saal des Wissens, dem Zentrum von Caermardhin. Der ehemalige Fürst der Finsternis traf in seiner Urgestalt ein, der eines muskulösen Dämons. Er wirkte groß, schwarz und düster, wie das personifizierte Verhängnis.
Auf einem großen, mit Moos überwachsenen Stein saß eine Kröte, blickte ihn aus neugierigen Glotzaugen an und quakte fröhlich. Es hörte sich fast wie ein Gruß an, gerade so, als wäre sie froh, die monströse Gestalt zu sehen.
»Hallo, meine Böse, da bin ich wieder«, grüßte der Erzdämon seine einzige Vertraute. Sie besaß den unschätzbaren Vorteil, dass sie seine Monologe nicht verraten konnte. Wer Asmodis kannte, hätte nicht für möglich gehalten, dass er so viel Zuneigung in seine Stimme zu legen vermochte. Er beugte sich etwas vor und hielt seine rechte Hand mit der Innenfläche nach oben. Kühlwalda blinzelte kurz mit einem Auge, dann spannte sie die Beine an und sprang.
Sie waren ein seltsames Pärchen, der Erzdämon und die alte warzige Kröte, die auf seiner künstlichen Handfläche saß. Einen heimlichen Beobachter hätten die beiden an eine Szene aus Hamlet erinnert, wo der Prinz einen Totenkopf in die Hand nimmt und »Sein oder Nichtsein« sagt. Aber einen solchen Beobachter gab es nicht in Caermardhin, der Burg des getöteten Zauberers Merlin.
Asmodis streichelte zuerst den Rücken der Kröte, dann die Brustpartie. Kühlwalda reckte und streckte sich, es war unübersehbar, dass sie sich wohlfühlte.
»Es tut mir leid, dass ich dich einige Tage alleine lassen musste, meine Böseste, aber meine Geschäfte hielten mich fest«, entschuldigte sich Asmodis. Normalerweise hätte er das nie getan, aber zu Kühlwalda verhielt er sich anders als zu allen anderen Wesen.
»Von meinen Erlebnissen auf der Welt der Sandformer habe ich dir schon nach meiner Rückkehr erzählt. Die Sandformer, die sich selbst Harka und ihre Welt Helon nennen, gleichen in ihrem Aussehen den Menschen. Der auffälligste Unterschied mag die dicke, dunkle, lederartige Haut sein, die sie vor der enormen Hitze schützt. Und natürlich die schwachen magischen Fähigkeiten, die sich zumeist darauf beschränken, den Sand Helons nach allen Regeln der Kunst zu formen und zu stabilisieren. Von der Technik her würde ich sie dem frühen Mittelalter zuordnen. Dass ich in der Verkleidung des Harka Siid in der Stadt Manden Minister Fran und seinen Räten vom Welteneis erzählt habe, weißt du ja.«
Kurz dachte er an die unersättliche Rätin Eupha, mit der er in dieser Zeit das Bettlager geteilt hatte. »Ich führte sie zu den Mach’uu, und holte mir die gesuchte Träne, die einst von LUZIFER vergossen wurde, von Volkes Mutter, der Lebensspenderin jenes Stammes. Dabei zerstörte ich leider schon wieder eine der Welten, die durch LUZIFERS Tränen entstanden. Ich gräme mich bis heute deswegen.«
Asmodis legte eine kleine Pause in seiner Erzählung ein, die Erinnerung an die Zerstörung der Sandformerweit schmerzte ihn. Kühlwalda blickte dem Erzdämon ins Gesicht und quakte leise. Es hörte sich an als würde sie ihn ermuntern, weiter zu berichten.
»Aber das
Weitere Kostenlose Bücher