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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommt im Laufe der Zeit einen Blick dafür.
    Jane hatte sie schon eingeweiht. Beide hatten leise gesprochen, was sich auch nicht änderte, als Frau Moosegger zu einer Erklärung ansetzte. »Ich habe versucht, die beiden Hubers hinzuhalten. Auch der Bürgermeister stand mir zur Seite, aber sie wollten einfach nicht. Es zog sie zurück auf die Alm.«
    »Warum?« fragte ich. »Wollen sie gern mit einem Toten zusammen sein?«
    »Das kann ich ihnen nicht sagen. - Sie waren auch beide enttäuscht, weil man sie bei der Polizei ausgelacht hat.«
    »Wir werden sie uns ansehen«, sagte ich.
    »Ja, tun Sie das«, gab Frau Moosegger leise zurück. »Eine Frage habe ich trotzdem noch.«
    »Bitte.«
    »Ihre Bekannte hat mich, bevor Sie zu uns kamen, mit einigen Sätzen eingeweiht.« Ihr Gesicht verzog sich und verlor auch etwas von der gesunden Farbe. »Glauben Sie eigentlich, daß es lebende Tote gibt? Ich meine Menschen, die wieder zu einem seltsamen Leben erweckt wurden.«
    »Wir haben sie schon erlebt, Frau Moosegger.« Ich hatte mit großem Ernst in der Stimme geantwortet, und ich sah, daß auch die Hotelchefin von einer Gänsehaut nicht verschont blieb. Sie bat mich noch darum, nichts bekannt werden zu lassen, die Gäste sollten auf keinen Fall erschreckt werden.
    Ich versprach ihr in die Hand, daß dies nicht der Fall sein würde. Dann verließen Jane und ich das Haus.
    ***
    Wir konnten tatsächlich bis hoch zur Almhütte fahren. Eigentlich hasse ich es ja, wenn diese Fahrstraßen in die Höhe gebaut werden und die Ruhe der Natur stören, in diesem Fall kam es uns zugute.
    Der Himmel war dunkler geworden. Erste Schatten drangen in die Täler ein, aber es war noch so hell, daß wir uns auch ohne künstliches Licht zurechtfanden.
    Ich hielt den Golf neben der Schmalseite des Hauses an. Wir stiegen aus und erlebten eine Überraschung.
    Die Hubers hatten Lech zwar verlassen und waren zu ihrem Haus gegangen, aber sie hatten es nicht betreten, denn beide hockten auf der Treppe und hielten sich an den Händen fest. Sie hatten uns natürlich gesehen, drehten jetzt die Köpfe und schauten uns mit abweisenden und auch ängstlichen Augen an.
    »Mach du das«, flüsterte ich Jane zu. »Dir vertraut man bestimmt. Ich bin zu fremd.«
    »Klar, vor dir hätte ich auch Angst.«
    »Aber nur im Hellen - oder?«
    »Nein, auch im Dunkeln. Da spüre ich dann deine Aura.«
    »Danke, ich habe verstanden.«
    Ich ließ Jane die letzten Schritte vorgehen, stoppte auch, als sie stehenblieb, hielt mich dabei allerdings im Hintergrund, um abzuwarten, wie sie mit den Hubers zurechtkam.
    Ob es gewisse typische Merkmale oder Klischees für das Aussehen von Almbauern oder Sennerinnen gibt, kann ich nicht sagen, aber das Ehepaar Huber paßte irgendwie in diese Gegend hinein.
    Beide sahen kernig aus, natürlich, nicht aufgemotzt oder auf Schau bedacht.
    Frau Huber trug das schwarze Haar hochgesteckt. Ich sah die hohe Stirn, die dunklen Brauen und ein Gesicht, in dem das harte Leben hier oben seine Spuren hinterlassen hatte. Sie trug einen dunklen Rock, einen braunen Pullover und eine ebenfalls dunkle Strickjacke darüber.
    Bei Karl Huber fielen mir die mächtigen Hände auf, deren Finger auf mich wie Holzstücke wirkten.
    Sein derbes Gesicht zeigte einen ängstlichen Ausdruck. Er paßte nicht zu dem Äußeren des Mannes, der doch ziemlich groß war. Das dünne Haar hatte er glatt über seinen kantigen Kopf gekämmt.
    Jane war sehr freundlich. Sie sprach mit den beiden. Ich bekam mit, wie sich die Gesichter der Hubers entspannten, als Jane davon berichtete, daß Frau Moosegger uns geschickt hätte. Diese Notlüge räumte die letzten Schranken beiseite. Auch ich traute mich jetzt näher an die beiden Menschen heran.
    »Wir wollen Ihnen nur helfen«, erklärte ich, wobei ich mich vorstellte, doch die Hubers hatten kaum zugehört, jedenfalls reagierten sie auf meinen fremd klingenden Namen nicht.
    »Helfen?« fragte Gertrud Huber.
    »Ja!« bestätigte Jane.
    »Das ist nicht möglich. Ich weiß, daß das Haus verflucht ist. Wir trauen uns nicht hinein.«
    »Aber Sie sind wieder hochgekommen«, bemerkte ich.
    »Das hat andere Gründe«, sagte Karl.
    »Welche?«
    Er hob den Arm an, spreizte den Daumen ab und deutete über seine Schulter hinweg auf das zweite Gebäude, die kleine Kapelle. »Wir sind hergekommen, weil wir beten wollen, mein Herr. Ja, wir wollen beten. Wir müssen es einfach tun. Vielleicht schaffen es die Gebete, den Fluch von unserem Haus zu nehmen

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