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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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widersprach mir. »Nicht so schlecht, wie Sie meinen. Larissa befindet sich erst im Anfangsstadium. An Dinge, die weiter zurückliegen, kann sie sich noch erinnern, auch wenn sie manchmal etwas verwechselt. Es bestehen bei ihr hauptsächlich Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis.«
    »Das läßt uns hoffen.«
    »Wieso?«
    »Wir wollten mit ihr über Dinge reden, die fast zwanzig Jahre zurückliegen.«
    »Hm, da war sie einundsechzig und noch völlig in Ordnung. Sie könnten Glück haben.«
    »Gut. Und wo finden wir Schwester Larissa?«
    »Nicht hier im Haus. Hinter ihm, in unserer kleinen Kapelle. Sie hält sich bereits seit Stunden dort auf. Wir müssen sie immer hineinfahren, denn sie sitzt in einem Rollstuhl.«
    »Könnten Sie uns denn jemanden holen, der uns begleitet?«
    »Ich gehe selbst mit Ihnen. Ich heiße übrigens Sandra.«
    »Oh. Ein sehr weltlicher Name.«
    »Stimmt, Mr. Sinclair. Vielleicht behalte ich ihn sogar, denn wir kümmern uns ja auch um weltliche Dinge.«
    »Das weiß ich.«
    »Kommen Sie bitte mit.«
    Wir verließen den Eingangsbereich und traten wieder hinein in die Kühle und in die Stille des Parks. Der Wind hatte schon zahlreiche Blätter von den Bäumen geweht und den Boden bunt getupft. Sie schimmerten vom tiefen Braun bis hin zum hellen Gelb. Ein wunderschönes Bild, in das die Backsteinmauern der Kirche und des Heims hervorragend hinein passten.
    Der schmale Weg war von Kantsteinen umrahmt. Auch hier lagen die Blätter. Unter unseren Füßen knirschten und knisterten sie oder wurden vom Wind getragen.
    Ich erinnerte mich daran, daß ich als Kind so gern durch einen herbstlichen Wald gelaufen war. Auch jetzt bereitete mir dieses Gehen noch immer große Freude.
    »So, hier sind wir!« Schwester Sandras Stimme riß mich aus meinen Erinnerungen.
    Ich schaute mich um. Wir standen bereits vor der Eingangstür der kleinen Kapelle. Von ihr bis zum Haus waren es nur wenige Schritte, verbunden durch einen mit Pflaster bedeckten Weg.
    Sandra schaute uns ernst an. »Ich werde vorher noch einige Worte mit ihr reden, wenn Sie gestatten.«
    »Sicher.«
    Die junge Schwester ging vor. Sie öffnete die schmale, graue Tür, die aussah, als bestünde sie aus Stein. Hinter ihr schoben wir uns in die Kapelle hinein. Sie war nicht sehr groß, und durch die schmalen Fenster fiel nur wenig Licht. Bei einem bedeckten Himmel, so wie heute, blieb es zwischen den Wänden immer etwas dunkel.
    Dunkel waren auch die vier Betbänke und die Stühle an den Seiten. Sie standen so, daß jeder, der darauf saß, den schlichten Altar anschauen konnte. Ebenso wie die Menschen in den Betbänken.
    Zwar nahmen diese fast die gesamte Breite des Raumes ein, aber sie teilten sich in zwei Hälften, so daß ein Gang oder eine Lücke zwischen ihnen frei blieb.
    Dort stand der Rollstuhl.
    Wir schauten gegen einen Rücken. Die darin sitzende Person war nicht zu sehen. Sie mußte sehr klein sein. Vielleicht war sie auch zusammengesunken. Jedenfalls sahen und hörten wir sie nicht.
    Schwester Sandra ging auf Zehenspitzen. Neben dem Rollstuhl blieb sie stehen und beugte sich nach vorn. Sie unterhielt sich mit der alten Nonne nur flüsternd.
    Ich schaute mich derweil etwas um. Die grauen Wände waren nicht kahl, Bilder des Kreuzwegs lockerten sie auf. Selbst bei den schlechten Lichtverhältnissen sah ich die einzelnen Szenen und erkannte, mit welch schon brutaler Genauigkeit sie gemalt worden waren. Da konnte man schon einen Schauer bekommen.
    Suko stieß mich an. Sandra hatte uns zu gewunken, was mir nicht aufgefallen war. Ebenso leise wie sie gingen wir auf den Rollstuhl zu. Die junge Schwester bedeutete uns, um ihn herumzugehen und uns vor ihn zu stellen.
    Zum erstenmal sahen wir die alte Frau. Ich mußte mein Erschrecken unterdrücken, denn im Rollstuhl saß wirklich eine Greisin, die aussah, als stünde sie kurz vor der Mumifizierung. Ein kleines Gesicht, das durch das dunkle Kopftuch noch schmaler wirkte, wurde von Falten und Runzeln, die mich an Baumrinde erinnerten, beherrscht. Der Mund war kaum zu erkennen, die Nase ebenfalls nicht. Die gesamte Gestalt erinnerte in ihrer Form mehr an eine Kugel. Zudem war sie zusammengefallen und zur Seite gedrückt.
    Aber es gab die Augen, sie waren klein, aber deutlich zu sehen.
    Wie zwei glitzernde Wassertropfen lagen sie im Gesicht der Frau.
    Die Brauen über den Augen fehlten, dort zuckte die blanke Faltenhaut, als sie die Stirn bewegte.
    Die Hände sahen wir nicht. Schwester Larissa hatte sie

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