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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verarbeiten. Hinter der Stirn spürte sie den Druck, der allerdings abnahm. Sie merkte auch, wie das Zeitgefühl zurückkehrte. Die Mauer der Starre bröckelte.
    Celia wußte, daß sie hätte etwas tun müssen. Allein die Menschenpflicht gebot dies. Sie hätte sich eine Zelle suchen und von dort aus die Polizei anrufen müssen.
    Das alles war ihr klar, aber sie traf keinerlei Anstalten. Sie wollte die drei hier liegen lassen, denn sie hörte plötzlich etwas, das nur sie allein wahrnahm.
    Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Dieses Geräusch kannte sie, nur hatte sie es längst wieder vergessen. Es kam aus einer Ferne und einer gleichzeitigen Nähe. Die Begriffe flossen bei ihr ineinander. Es war ein Stück Erinnerung, mit dem sie nicht zurechtkam. Aber sie wußte, daß es wichtig war. Sie mußte dieser Nachricht oder Botschaft folgen. Etwas anderes konnte sie nicht tun.
    Ratte hatte es geschafft, einen Arm zu heben. Er streckte ihn Celia entgegen, aber die übersah die Hand. Sie schaute nicht mal nach unten und ging an den drei Hundesöhnen vorbei. Sie würden sich schon selbst helfen können. Es war allein ihre Schuld. Sie hatten sich alles selbst eingebrockt. Sie hatten ihren Spaß haben wollen und ebenfalls kein Pardon gekannt. Nun zahlten sie die Zeche.
    Celia ging durch den stinkenden Raum. Sie ließ das Licht brennen.
    Ein Hinweis für Helfer. Mehr konnte sie nicht tun. Außerdem hörte sie noch immer den Ruf oder die Nachricht in ihrem Kopf, die sie kannte, ihr aber trotzdem fremd war. Das ungewöhnliche Geräusch in Celias Kopf hatte die Neugierde in ihr erwachen lassen. Durch den schmutzigen Hausflur ging sie schneller. Sie sah die Tür. Verlaufen konnte sich die Frau nicht. Es lag alles genau vor ihr. Es war wunderbar zu sehen. Ihr Mund bewegte sich plötzlich. Das Lächeln wirkte wie erlöst. Sie wußte, daß sie auf dem Hof etwas erwartete.
    Das Wimmern war verstummt. Durch die offene Tür wehte ihr bereits der kalte Herbstwind entgegen. Ihr Gesicht war angespannt und gelöst zugleich.
    Aber über den Rücken rann wieder ein Schauer. Nicht unbekannt.
    Er trat immer dann ein, wenn sich etwas in Erinnerung brachte, das sehr, sehr lange zurücklag.
    Bilder, Stimmen…
    Es huschte an ihren Augen vorbei. Es war wie eine Botschaft aus der Tiefe der Zeit. Es hatte mit ihr zu tun. Sie hatte alles gesehen und auch erlebt.
    Aber wann und wo?
    Zwei Fragen beschäftigten und quälten sie. Und sie spürte auch, daß die Antwort gar nicht mal so weit entfernt lag. Vielleicht nur ein paar Schritte.
    Celia Wayne erreichte die Tür. Für einen Augenblick hielt sie an und holte Luft.
    Dann öffnete sie die Tür.
    Sie bekam den freien Blick auf den Hinterhof. Nichts hatte sich verändert.
    Wirklich nichts?
    Der Mann stand da, als wäre er vom Himmel gefallen. Er trug eine Baskenmütze und war dunkel gekleidet. Und er schaute Celia nur an.
    Für einen Moment wußte sie nicht, was sie noch tun sollte. Ihr Rücken wurde kalt, das Kribbeln blieb, dann strömten die Erinnerungen einer Zeit bombenartig auf sie ein, aber sie war nicht in der Lage, diesen Strom zu lenken und die Bilder zu sortieren.
    Der Mann ging nicht weiter. Sie sah auch nicht, ob er lächelte oder ob sich sein Gesicht überhaupt nicht verzogen hatte. Celia spürte nur den kalten Sog, der an ihr zerrte. Auf einmal war der innerliche Drang da, dem sie einfach nicht widerstehen konnte. Sie mußte gehen, sie mußte zu ihm, und sie zögerte keine Sekunde mehr. Wie eine ferngelenkte Puppe schritt sie auf den Fremden zu, der für sie äußerlich zwar fremd war, dem sie sich im Innern allerdings verbunden fühlte.
    Die Umgebung war für Celia nicht mehr vorhanden. Die junge Frau fühlte sich von den Erinnerungen aufgesaugt. Sie stand noch in der Realität, aber sie hielt sich zugleich in der Vergangenheit auf.
    Dieser Mann war ein Stück Vergangenheit.
    Er wartete auf sie und schickte ihr seinen Willkommensgruß, indem er die Arme ausstreckte. Auch wenn Celia gewollt hätte, es wäre ihr nicht möglich gewesen, einen Bogen zu schlagen und an diesem ungewöhnlich vertrauten Fremden vorbeizugehen. So lief sie auf ihn zu. Und nickte dabei.
    Er nickte zurück.
    Celia Wayne streckte ebenfalls die Arme aus.
    Sekunden später kam es zum Kontakt!
    Und Celia hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen…
    Sie schloß die Augen. Sie wollte es einfach genießen, auch wenn sie es nicht beschreiben konnte. In ihrem Innern hatte sich die Freude ausgebreitet und alles andere verdrängt,

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