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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch die Erinnerung an das Geschehen in dem alten Haus.
    Es gab nur seine und ihre Hände. Celia spürte die Haut des anderen. Die paßte einfach nicht in das Schema. Sie war nicht warm und auch nicht kalt, man mußte sie als neutral bezeichnen. Trotzdem genoss sie die Berührung. Sie schloß sogar die Augen. Die Berührung der Hand gab ihr ein wunderbares und warmes Gefühl. Das Feeling des Vertrauens. Sie fühlte sich, obwohl sie stand, eingebettet in diesen wunderbaren Bereich des Vertrauens und der Wärme, und wieder einmal erschienen die Bilder vor ihren Augen, als wären sie gerade durch die Berührung zurückgeholt worden. Diesmal klarer und schärfer als zuvor. Sie sah die Gesichter überdeutlich. Sie erkannte die großen Augen, hörte es Zischen und erinnerte sich daran, daß sie sich damals schon darüber gewundert hatte. Es war nicht mit dem Zischen einer Schlange zu vergleichen. Dieses hier kam ihr sanft und weich vor. Es schien ihr Vertrauen einzuflößen.
    Obwohl Celia die Augen geschlossen hielt, sah sie das Licht. Irgendwo mußte die Quelle sein, und dieses Strahlen drang selbst durch die nicht geöffneten Augen. Etwas blitzte in den Lichtkreisen.
    Reflexe erreichten sie wie Botschaften aus einer anderen Dimension.
    Leise stöhnte sie auf. Es hörte sich nicht schlimm an, eher wohlig, und so fühlte sich Celia auch. Geborgen. Wie jemand, der nach einer langen Irrfahrt zurückgekehrt war.
    Und da war auch die Stimme des Fremden, die ihre Gedanken unterbrach. »Nie wirst du vergessen, was du hier erlebt hast. Niemals, meine Liebe. Wer immer uns gesehen und erlebt hat, vergisst uns nicht. Du bist für dein weiteres Leben gezeichnet. Man hat dich beeinflußt. Man hat mit dir Kontakt aufgenommen, und die Erinnerungen in dich hineingedrängt.« Er sprach mit einer neutralen Stimme, die einem Mann, aber auch einer Frau gehören konnte.
    Celia gab sich diesem Klang hin. Auch er tat ihr gut. Sie merkte schon, wie diese Stimme sie wieder aufbaute. Was in diesem alten Haus passiert war, hatte sich längst verflüchtigt und war weit in den Hintergrund getreten.
    Sprechen wollte die junge Frau, dazu war sie aber nicht in der Lage. Deshalb deutete sie ein Nicken an.
    »Geht es dir gut?« fragte er.
    »Ja, sehr gut…«
    »Das finde ich ausgezeichnet. So soll es auch sein.« Auch jetzt sprach dieser Fremde flüssig, wie jemand, der mit der menschlichen Sprache aufgewachsen war.
    Mittlerweile zweifelte Celia daran. Sie dachte nicht weiter darüber nach und nahm es hin, froh darüber, eine Person ihres Vertrauens gefunden zu haben.
    »Du darfst dich nicht in Gefahr begeben«, erklärte er. Dabei drückte er ihre Hände stärker. »Auf keinen Fall möchte ich, daß die Gefahr auf dich zukommt und dich verschlingt. Ich habe dich beobachtet. Ich habe die Schreie gehört, aber ich wußte auch, daß es nicht deine Schreie gewesen sind. Es waren die anderen. Du hast es ihnen gezeigt. Und hast endlich das angewendet, was man dich lehrte. Und das war gut so, sehr gut sogar.«
    »Ja«, gab sie flüsternd zurück, »meine Angst war plötzlich weg. Einfach verschwunden. Als hätte der Wind sie fortgeblasen. Das war wie ein kleines Wunder.«
    »Es ist alles ein Wunder. Man muß die Dinge nur hinnehmen und seinen Geist öffnen.«
    »Sicher«, sagte sie, ohne direkt zu wissen, was der andere mit seiner Bemerkung gemeint hatte.
    »Aber du hast Vertrauen zu mir?« hörte Celia ihn fragen.
    Sie nickte und hielt die Augen dabei geschlossen.
    »Das ist gut, denn ohne Vertrauen zu haben, können wir nicht miteinander umgehen. Ich möchte dir sagen, daß du keine Gefahren mehr zu fürchten brauchst, wer immer deine Gegner auch sein mögen. Sie sind doch da, nicht wahr?«
    »Ich fühle mich verfolgt.« Die wenigen Worte klangen erleichtert, nicht ängstlich, da Celia froh war, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem sie über ihre Probleme reden konnte. Der Mann mit der Baskenmütze war ein Freund. Er spielte nicht falsch, sie wußte es genau, und sie wartete auf seine Antwort, während sie allmählich und sehr langsam die Augen öffnete.
    Celia schaute in das Gesicht.
    Ob es nur deshalb so bleich aussah, weil die Kleidung einschließlich der Mütze dunkel war, konnte sie nicht sagen. Es war durchaus möglich, daß er mit seiner menschlichen Gestalt gewisse Schwierigkeiten hatte, denn in ihren Erinnerungen waren gewisse Personen nicht unbedingt als Menschen aufgetaucht.
    Die Haut war nicht nur hell, auch glatt. Da hatte sich nicht die

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