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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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sie nicht?«
    »Welche denn?«
    »Die Sehnsucht, wieder nach Hause zu gehen. Hin zu deinem richtigen Zuhause.«
    »Zu meinen Eltern?«
    Da lachte der Fremde, und es klang scharf, beinahe schon bitter.
    »Nein, das meine ich nicht. Es gibt nämlich für dich ein wirkliches Zuhause, wenn du verstehst.«
    Celia fühlte sich überfordert. Sie wußte, daß er von ihr eine bestimmte Antwort erwartete, aber sie traute sich nicht, ein gewisses Thema anzusprechen.
    »Warum sagst du nichts, Celia? Ich spüre genau, daß sich deine Gedanken darum drehen.«
    »Ja, schon«, gab sie zu. »Aber es ist nicht einfach. Ich kann mir denken, was du meinst…«
    »Dein Zuhause, das du einmal kennen gelernt hast.«
    Sie mußte schlucken, bevor sie die Frage stellen konnte. »Bei euch?«
    »Ja.«
    Celia erschrak, obgleich sie mit der Bestätigung gerechnet hatte.
    Nur war es plötzlich unvorstellbar geworden, und sie mußte die Augen schließen, als wollte sie von dieser Welt wegtreten. Ihr wurde kalt. Nicht die normale Angst eines Menschen peinigte sie, sondern die beklemmende Furcht vor dem Neuen.
    Sie hatte sich mit dieser Welt arrangiert und sich gut zurechtgefunden. Das sollte plötzlich alles vorbei sein?
    Der Fremde bemerkte ihren inneren Zwiespalt und gab sich sehr gütig. »Du brauchst dich jetzt nicht zu entscheiden. Es ist noch Zeit, bis die Nacht hereinbricht. Es wird viel geschehen, das mußt du mir glauben, Celia.«
    »Sicher.«
    »Aber dann brauche ich von dir die Entscheidung.«
    »Ich werde mich bemühen«, flüsterte sie.
    Der Mann strich über das blonde Haar. »Es ist gut«, sagte er leise, »sehr gut sogar. Dann laß uns gehen.«
    »Wohin?«
    »Wir müssen unsere Pflicht tun, und wir werden mit diesem Dr. Gordon beginnen…«
    ***
    Eigentlich war es der Arzt und Spezialist Dr. Gordon nicht gewohnt, berufliche Niederlagen einzustecken. In diesem Fall mußte er zugeben, daß es ihm nicht gelungen war, eine Patientin zu halten. Er war von ihr einfach überwältigt worden. Niedergeschlagen, beinahe wie im Kino, und darüber schimpfte er. Gordon schimpfte sich auch selbst aus, nannte sich einen blinden Narren, aber er gab nicht Celia Wayne die große Schuld, sondern sich selbst.
    Die Kopfschmerzen bekämpfte er mit Tabletten. Hinter dem Schreibtisch sitzend wartete er die Wirkung der Medizin ab. Hin und wieder nahm er einen Schluck aus der Wasserflasche, um die Trockenheit aus der Kehle zu spülen.
    Da die Medizin ziemlich stark gewesen war, ging es ihm sehr bald besser, und er konnte sich wieder mit den Dingen beschäftigen, die vor seinem Niederschlag passiert waren.
    Er dachte auch an die beiden Polizisten.
    Sinclair und Suko hießen sie. Waren Yard-Leute, waren spezialisiert auf ungewöhnliche Fälle und hatten auch den Vorschlag der Tiefenhypnose gemacht.
    So recht konnte sich der Arzt damit nicht anfreunden. Okay, er kannte einige Kollegen, die dies auf wissenschaftlicher Basis betrieben, doch er konnte sich nicht vorstellen, die junge Frau auf der Couch liegen zu sehen.
    Bei anderen Patienten hätte er diese Skrupel nicht gehabt, bei Celia Wayne sah es anders aus. Er fühlte sich nicht gut. In seinem Innern brodelte es. Der Mann war hin- und hergerissen, aber er war stark genug, um zu einem Entschluß zu gelangen.
    Er nahm sich vor, keinen Kollegen hinzuzuziehen, sondern sich weiterhin selbst um Celia zu kümmern. Es mochte der reine Egoismus sein, denn er wollte einen Erfolg haben, weil er eben erfolgsverwöhnt war. Da brauchte ihm niemand ins Handwerk zu pfuschen.
    Das war Theorie. Solange er allein in seinem Arbeitszimmer saß, konnte er nichts unternehmen. Er mußte sich um Celia kümmern, er mußte sie herholen, und dieser Vorsatz baute sich wie eine mächtige Mauer vor ihm auf.
    Wie sollte er es anstellen? Sie war verschwunden. Abgetaucht. Es gab zahlreiche Verstecke in der Umgebung und unzählige in der großen Stadt. Sicherlich suchten die Yard-Leute sie bereits, aber sie würden sie kaum finden, wenn Celia schlau genug war, und als so gut schätzte er sie schon ein.
    Deshalb blieb er zunächst in seinem Zimmer hocken und ruhte sich aus.
    In der Klinik war es ruhig. Außer Celia befand sich kein Patient in stationärer Behandlung. Diejenigen, die bei ihm ihre Probleme besprachen, waren psychisch so stabil, daß es keiner stationären Behandlung bedurfte. Das konnte sich ändern, dafür gab es auch sechs Zimmer, perfekt ausgerüstet, aber im Moment standen sie alle leer.
    Der Arzt empfand es als gut. In zwei
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