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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tagen hatte er einen neuen Termin mit einem Adeligen, dessen Probleme zu einem wahren Berg angewachsen waren, doch zuvor mußten die anderen Dinge geregelt werden.
    Dr. Gordon fühlte sich wieder besser. Sein Blick glitt über die blanke Platte des Schreibtisches hinweg. Kein Staub war zu sehen, sie wirkte wie ein Spiegel.
    Gegenüber lag das Fenster. Groß, hoch und zugleich weit nach unten gezogen, mit einer sehr niedrigen Fensterbank, so daß dem Mann ein Blick in den Park gestattet wurde.
    Er liebte diesen Blick, denn der Park war für ihn das Stück sichtbarer Natur. Er zeigte ihm den Wandel. Durch ihn erlebte er auch in seinem Arbeitszimmer sitzend den Wechsel der Jahreszeiten, wie jetzt den Herbst, wo die Natur allmählich einschlief, aber nicht starb, denn wenige Monate später würde sie wieder erwachen. Er schaute dem Trudeln der gefärbten Blätter zu. Es war nicht sehr windig, so ließ sich das Laub Zeit, bis es den Boden erreichte und darauf liegen blieb.
    Er lächelte. Er liebte den Herbst. Und wieder einmal nahm er sich vor, im nächsten Jahr im Herbst zwei Wochen Urlaub zu machen, um tief durchzuatmen und sich zu erholen.
    Gute Gefühle durchströmten ihn. Dr. Gordon war ein Mensch, der sich noch eine heile Welt vorstellen konnte, die urplötzlich gestört wurde.
    Am Fenster war etwas!
    Der Arzt zwinkerte mit den Augen. Sein Herzschlag raste plötzlich. Er saß eine Sekunde später auf dem Ledersessel. Wie ein Raubtier auf dem Sprung. Und sein Blick suchte dabei die Scheibe ab und die Umgebung dahinter.
    Nichts mehr!
    Und trotzdem war er davon überzeugt, ein bleiches Gesicht gesehen zu haben, das in der oberen Hälfte von einem dunklen Schatten umrandet gewesen war.
    Das Gesicht eines fremden Menschen…
    Dr. Gordon stand langsam auf. Seine Hände ließ er auf der Schreibtischplatte liegen. Zwar hatte er beruflich oft genug mit psychisch gestörten Menschen zu tun, bisher allerdings war es ihm gelungen, eine gewisse Distanz zu wahren. Er hatte sich von ihren Problemen und Nöten nicht anstecken lassen, auch nicht von ihren Zwangsvorstellungen, die oft darin mündeten, daß die Menschen etwas sahen, das es in der Realität einfach nicht gab.
    So war es bei ihm nicht. Er hatte das Gesicht gesehen, daran gab es keinen Zweifel.
    Es war ein fremdes Gesicht gewesen. Das Gesicht eines Mannes.
    Sehr glatt. Völlig ohne Gefühl. Das war ihm schon in der kurzen Zeitspanne aufgefallen.
    Aber jetzt war es weg!
    Er schluckte und wischte über seine Augen. Angst keimte nicht in ihm hoch, dafür ein gewisses Unbehagen. Es gab Patienten, die auch gewalttätig waren. Deshalb hatte er eine gewisse Vorsorge treffen müssen. Diesmal zog er eine der Schubladen an der rechten Seite auf und griff nach einem Gegenstand, der wie ein kleiner Stock aussah, mit einer Metallkappe an der Spitze. Sie würde den Strom blitzschnell weiterleiten, wenn er mit einem Körper in Berührung kam.
    Bisher hatte Dr. Gordon diesen Elektrostab nur einmal einzusetzen brauchen, aber er war geladen, und aus Schutzgründen steckte er in seiner Seitentasche.
    Dann näherte er sich dem Fenster. Vor der Scheibe blieb er stehen.
    Sie war hoch und breit genug, um ihm einen perfekten Blick in den Garten zu gestatten, wo die hohen Bäume zwar den nötigen Schutz gaben, er aber keinen Menschen entdeckte, der sich zwischen ihnen bewegt hätte. Es war alles ruhig wie immer. Das Laub fiel in Intervallen zu Boden. Die Sträucher waren ebenfalls bunt geworden, und über dem Rasen lag ein Film aus Feuchtigkeit.
    Für Dr. Gordon war es eine trügerische Ruhe. Er konnte sich vorstellen, daß jemand um das Haus herumschlich, aber er hatte keine Ahnung, wer ihn da besuchen wollte.
    Das Gesicht war ihm fremd gewesen. So sehr er auch überlegte und dabei auf seiner Lippe nagte, er kam zu keinem Ergebnis.
    Dafür schaute er auf die Uhr.
    Seine Mitarbeiterin Susan mußte noch vorn im Büro sein. Sie wollte einige Belege für das Finanzamt heraussuchen und sie dem Steuerberater schicken, weil ihm eine Prüfung bevorstand. Vielleicht hatte sich der Mann bei Susan angemeldet und war von ihr wieder weggeschickt worden, denn sie wußte, daß er keine Patienten mehr an diesem Tag empfangen würde. Entschlossen, die Sache zusammen mit Susan aufzuklären, verließ er sein Zimmer und begab sich in den Eingangsbereich, wo Susan tatsächlich noch an ihrem Schreibtisch saß. Sie war dabei, einen großen Umschlag sorgfältig zu verkleben, denn sie wollte die Unterlagen persönlich

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