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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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beim Steuerberater abgeben.
    Als sie Dr. Gordon sah, legte sie den Umschlag auf den Monitor des PC und lächelte. »Es ist alles in Ordnung, Chef.«
    »So?«
    Susan schüttelte den Kopf. »Das hört sich aber seltsam an.«
    »So war es nicht gemeint. Ich wollte Sie noch fragen, ob sich irgendwelche Patienten angemeldet haben.«
    »Heute nicht.«
    »Niemand?«
    Sie lachte. »Wirklich nicht, Chef.«
    Er deutete auf die Tür. »Es ist auch keiner gekommen, den Sie abgewiesen haben?«
    »Auch das nicht.« Susan kam mit den Worten ihres Chefs nicht mehr zurecht. So hatte er sie noch nie gefragt, und deshalb sagte sie mit leiser Stimme: »Stimmt etwas nicht? Erwarten Sie noch einen Patienten? Soll ich deshalb länger bleiben?«
    »Nein, um Himmels willen. Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Dann könnte ich ja gehen und noch bei Dr. Lansfield vorbeifahren, um die Unterlagen abzugeben.«
    »Ja, tun Sie das.«
    »Gut.« Susan holte ihren Mantel aus dem Garderobenschrank und streifte ihn über. Dr. Gordon stand nachdenklich auf seinem Platz, den Blick gesenkt, als könnte er vom Fußboden die Lösung seiner Probleme ablesen. Seiner Mitarbeiterin lagen zahlreiche Fragen auf der Zunge, aber sie kannte auch ihren Chef. Wenn er über etwas nachdachte, wollte er allein sein, das akzeptierte sie.
    Sie wünschte noch einen schönen Abend, was der Mann kaum mitbekam. Er nickte ihr geistesabwesend zu, bevor sie das Haus verließ. Die Tür fiel ins Schloß, dann war der Arzt allein.
    Er blieb nicht auf seinem Platz stehen. Seine Wanderung führte ihn ruhelos durch den großen Vorraum. Die Gedanken drehten sich um das Gesicht am Fenster.
    Hin und wieder schaute er in den Garten, um sich zu überzeugen, daß er sich nicht geirrt hatte.
    Aber der Fremde ließ sich nicht blicken.
    »Und ich habe mich nicht geirrt!« flüsterte er sich selbst zu. »Das habe ich nicht!« Es hört sich an, als wollte er sich Mut machen.
    Für ihn gab es zwei Alternativen. Er konnte die nächsten Stunden und damit auch den Abend und die Nacht allein verbringen, oder er konnte sich mit einem Kollegen treffen, über den Fall und auch über die Hypnose seiner Patientin reden.
    Allein wollte er nicht bleiben. Vor der Entdeckung des Gesichts hatte er anders gedacht, jetzt aber brauchte er jemanden, der ihm zuhörte und den Dingen auf den Grund ging. Dr. Gordon war davon überzeugt, daß sich etwas in seiner Nähe zusammenballte, das für ihn zu einem großen Problem werden konnte.
    Das war überhaupt nicht gut für ihn, wenn er allein blieb. Er brauchte einen Menschen, mit dem er reden konnte. Mit Dean Branden hatte er einige Semester zusammen studiert. Branden war ein Fachmann für Hypnose. Auch nach dem Studium hatten sich die beiden Männer nicht aus den Augen verloren. Einmal im Monat trafen sie sich. Halb beruflich, zur anderen Hälfte privat, und sie sprachen bei diesen Treffen auch über ihre Fälle, so daß der eine dem anderen helfen konnte.
    Dr. Gordon griff bereits zum Hörer, hob ihn auch an und wollte wählen, als ihm etwas auffiel.
    Eigentlich nicht auffiel, er spürte es nur. Es war eine Warnung, die ihn erwischt hatte. Wie ein sanfter, aber trotzdem gefährlicher Hauch war sie in seine Nähe geglitten.
    Er legte den Hörer wieder auf die Gabel und drehte sich aus einem Instinkt heraus um.
    Sein Blick fiel automatisch auf die Fenster. Was er dort sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln…
    Es war der Mann. Der Arzt erkannte sehr deutlich das Gesicht. Es sah wie ein bleicher Fleck aus, und er sah auch die flache Mütze auf dem Kopf.
    Aber das war es nicht, was ihn störte. Etwas anderes machte ihm schwer zu schaffen. Diese Person hatte es nicht nötig, die normale Eingangstür zu benutzen. Sie drückte sich durch das Fenster, als wäre es so gut wie nicht vorhanden. Es zersprang oder zerklirrte kein Glas. Es gab keine Scherben, keine Splitter, es flog nichts in das Zimmer hinein. Dieser unheimliche und unerklärliche Vorgang lief so gut wie geräuschlos ab. Der Arzt stand da, ohne sich zu bewegen.
    Er ärgerte sich über sich selbst, weil er das Gefühl der Furcht nicht unterdrücken konnte und auch gezwungen war, auf das Fenster zu starren.
    Bei diesem nicht erklärbaren Vorgang bewegte sich nicht nur die fremde Gestalt, auch die Scheibe blieb nicht ruhig. Er konnte es selbst nicht fassen, aber sie warf plötzlich Wellen, die aussahen wie schimmernde Spiralen, und der Eintretende schien für die Dauer dieses Vorgangs selbst ein Teil dieses
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