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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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schrie nicht wirklich. In ihm war alles verkrampft und plötzlich so trocken geworden, als hätte man ihm das Wasser und das Blut entzogen.
    Das Bild vor ihm verschwand. Die andere Gestalt zog sich zurück, und er sah in der letzten Sekunde seines Lebens eine Person vor sich im dunklen Mantel und mit einer Baskenmütze auf dem Kopf.
    Danach brach er tot zusammen und blieb hinter seinem Schreibtisch liegen, als wollte er sich verstecken.
    Der Fremde aber lächelte und schüttelte den Kopf wie jemand, der einen anderen bedauerte. Irgendwo stimmte das schon. Er bedauerte diesen Menschen, der es tatsächlich gewagt hatte, sich gegen ihn zu stellen. So etwas war glatter Selbstmord. Zudem hatte er auch keinen Grund gesehen, den anderen zu warnen, der einfach zuviel gewußt hatte und deshalb sterben mußte.
    Er warf der Leiche nicht einen Blick zu, als er zur Tür ging und sie öffnete.
    Über die Schwelle trat seine neue Verbündete: Celia Wayne…
    Celia ließ die Tür hinter sich zufallen. Sie sah, wie der Bleiche nickte. Das hinterließ bei ihr ein Lächeln. Wusste sie doch, daß alles günstig gelaufen war.
    Sie sah den Toten nicht. Erst als sich der Fremde bewegte und in eine bestimmte Richtung deutete, wußte Celia, wohin sie zu gehen hatte. Sie schlich über den Boden, dann schaute sie hinter den Schreibtisch und sah in liegen.
    Auch als Toter war er noch ein Mensch, aber er hatte sich verändert. In der rechten Hand hielt er noch immer seine Elektrowaffe, die ihm diesmal nichts gebracht hatte. Es war ihm nicht möglich gewesen, den Tod des Menschen zu verhindern.
    Auch sie hatte einiges mitbekommen. Hier waren zwei Energien unterschiedlichster Art zusammengetroffen, hatten sich nicht gegeneinander aufgehoben. Hier hatte die stärkere Waffe gewonnen und den Menschen zu einem halbrunden und schwarz gefärbten Klumpen zusammengeschmolzen.
    Er lag auf dem Boden und sonderte einen ungewöhnlichen Geruch ab. Verbrannt und trotzdem nicht verbrannt. Irgendwie anders, stechend. Ein Elektrofeuer schien ihn erwischt zu haben. Es hatte der Haut die dunkle Farbe gegeben, und nur die Augen leuchteten wie zwei helle Kugeln aus dem starren Gesicht.
    Celia drehte sich wieder um. Daß sie diesen Anblick so regungslos und auch gefühllos hinnahm, berührte sie nicht einmal. In den letzten beiden Stunden war sie zu einer anderen Person geworden.
    Zwar nicht äußerlich, aber im Innern schon. Da hatte sie eine regelrechte Kehrtwendung gemacht, denn sie fühlte sich mehr zu ihrer alten – neuen – Identität hingezogen. »Zufrieden?« fragte ihr Begleiter, der seinen Namen nicht genannt hatte.
    »Es muß so sein.«
    »Stimmt. Einer weniger. Mit ihm haben wir angefangen, aber es gibt weitere Menschen, die über uns Bescheid wissen.«
    »Nein, nur über mich.«
    »Das reicht schon.«
    »Meine Mutter weiß es…« Celia senkte den Kopf, als wäre ihr erst jetzt bewußt geworden, was sie überhaupt von sich gegeben hatte.
    »Wir dürfen keine Ausnahmen machen.«
    Celia nickte, aber sie schaute den Fremden nicht an. »Das weiß ich leider.«
    »Ich überlasse es dir, wann wir sie besuchen.«
    Celia Wayne schwieg. Sie wollte keine Antwort geben. Zumindest nicht so, denn zwischen ihr und der Mutter standen noch zwei andere Personen, und das sagte sie dem Fremden auch. »Es gibt noch diese beiden Polizisten, von denen ich dir erzählte. Ich glaube, daß sie mehr wissen als meine Mutter. Um sie sollten wir uns zuerst kümmern.«
    Der Mann mit der Baskenmütze ließ ihr alle Freiheiten. Er lächelte seinem Schützling zu. »Wie du willst, Celia. Wir können uns die beiden zuerst vornehmen.«
    »Das ist gut.«
    »Und wo müssen wir hin?«
    Mit dieser Frage hatte der Fremde Celia auf dem falschen Fuß erwischt. »Wenn ich das wüßte. Ich weiß nicht, wo sich die beiden aufhalten. Man kann nur raten.«
    »Nein, wir müssen uns erkundigen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es sind Polizisten und…«
    »Sie kommen sogar von Scotland Yard und scheinen sich nicht so leicht aus der Fassung bringen zu lassen.«
    »Umso besser, meine Liebe. Dann wissen wir wenigstens, wo wir ansetzen können.«
    »Du willst bei Scotland Yard anrufen?«
    »Nein, nicht ich – du!«
    »Was?« Vor Überraschung trat Celia einen Schritt zurück. »Ich soll beim Yard anrufen?«
    »Ja.« Er ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und sagte: »Man wird dir vertrauen.«
    »Aber ich weiß nicht, welche Nummer ich wählen soll.«
    »Wir werden es schon herausfinden. Da brauchst du dir
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