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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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Mensch.
    »Es war nur wichtig für mich, die Gestalt eines Menschen anzunehmen. Das müssen wir tun, wenn wir hier sind, verstehen Sie?«
    Der Arzt dachte nach. Müssen wir tun, wenn wir hier sind. Dieser Typ hatte gesprochen, als gehörte er nicht der menschlichen Rasse, sondern einem anderen Kreis an. Weiter wollte der Arzt nicht denken, und er wollte auch nicht nachfragen.
    Aber der Fremde blieb am Drücker. »Hast du Angst?«
    Der Neurologe hob die Schultern.
    »Ja, du hast Angst, das spüre ich. Du hast eine verdammte Angst. Sie steckt tief in dir, sie ist auch menschlich, das weiß ich inzwischen. Du mußt auch Angst haben, da du dich in Dinge eingemischt hast, von denen du hättest die Finger lassen sollen. Du hast bereits zu viel gesehen, und so etwas können wir nicht hinnehmen.«
    Gordon hatte verstanden. Er war in diesen Sekunden hellwach und vom Verstand her top. Er wußte auch, daß der Eindringling eine Drohung ausgesprochen hatte. Die kam schon der eines Killers gleich, der keine Zeugen gebrauchen konnte.
    Dr. Gordon wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. In der Tasche steckte die Waffe, nur traute er diesem Fremden einfach alles zu.
    Der würde über Leichen gehen, und erst recht keine Rücksicht auf ihn nehmen. Im Magen wurde der Kloß dicker. Der Arzt ging automatisch zurück, als sich der Fremde in Bewegung setzte. Er wollte ihn, er wollte sein Versprechen einlösen, und die rechte Hand des Arztes huschte wie von selbst in die entsprechende Tasche.
    Er zog die Waffe hervor.
    Der andere mußte es einfach sehen, nur ignorierte er den Gegenstand völlig. Er gab sich wie jemand, der seiner Sache hundertprozentig sicher ist.
    »Bleiben Sie stehen!« befahl Dr. Gordon. Er hatte die Waffe bereits eingeschaltet. Auf einen Knopfdruck hin produzierte die Batterie den entsprechenden Strom.
    Als Antwort runzelte der andere nur die Stirn, mehr tat er nicht.
    Dann schüttelte er den Kopf. Wie ein Vater, der die Unart seines Kindes nicht begreifen konnte.
    Ruhig setzte er seinen Weg fort, während Dr. Gordon immer weiter zurückging. Einmal schaute er an dem anderen vorbei und zum Fenster hin. Celia Wayne blickte durch die Scheibe. Das Gesicht angespannt, die Lippen zu einem kalten Lächeln verzogen. Sie stand voll und ganz auf der Seite des anderen und würde sich dessen Abrechnung anschauen.
    Noch war die Lücke zwischen den beiden Männern groß genug, aber sie schmolz immer mehr zusammen. Der Arzt wollte nicht so lange warten, bis es zu einem körperlichen Kontakt kam. Er wollte und mußte schneller sein. Dabei dachte er auch an den Überraschungseffekt, an den er aber selbst nicht richtig glaubte.
    Er warf sich vor.
    Zugleich streckte er seinen rechten Arm aus. Er mußte sich voll und ganz auf seine elektronische Abwehrwaffe verlassen, die bei Menschen eigentlich immer wirkte.
    Er traf den Fremden.
    Was nun geschah, bekam auch der Arzt nicht richtig mit. Er konnte nur von seinen einmaligen Erfahrungswerten sprechen, denn wenn die Abwehrwaffe den Kontakt mit einem Menschen hergestellt hatte, dann zuckte dieser zusammen, weil er auch Schmerzen spürte und wurde im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn geworfen.
    Hier nicht.
    Hier klebte die Waffe mit ihrer Spitze fest. Sosehr sich der Arzt auch bemühte, es wollte ihm nicht gelingen, sie wieder zurückzuziehen. Sie war mit dem anderen verbunden, und der Angreifer selbst war ebenfalls nicht in der Lage, sie wieder zurückzuholen.
    Es war einfach nicht zu fassen. Er sah es als furchtbar an. Er kam damit überhaupt nicht zurecht. Die Welt um ihn herum schwankte plötzlich, und der Strom, der in die Gestalt hineingelaufen war, sorgte bei ihr für eine Veränderung.
    Die Haut löste sich auf.
    Oder wurde sie durchsichtig wie Glas?
    Jedenfalls konnte der Doktor in den anderen hineinschauen. Für einen kurzen Moment erlaubte ihm der Eindringling einen Blick auf seine wahre Gestalt. So sah Dr. Gordon das, was den allermeisten Menschen verborgen blieb.
    Nur konnte er mit dem Wissen nichts mehr anfangen. Sein Gehirn registrierte diese Andersartigkeit zwar, nur konnte er damit nichts mehr anfangen. Er mußte einfach den Eindruck haben, als hätte sich der Strom verstärkt gegen ihn gewandt.
    Etwas tastete durch seinen Körper.
    Es war schlimm. Es war ein gewaltiger Schauder, der ihn zunächst erwischte und später in einen zuckenden Schmerz überging, der ihn zerriß. Dr. Gordon glaubte daran, in Flammen zu stehen und in ihnen zu verbrennen. Er schrie, aber er
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