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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden
Autoren: Jason Dark
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Ausnahmen, und wir hofften, daß das Peppermint dazu zählte.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich.
    Suko klopfte auf seinen Bauch. »Ich halte die Nacht durch, das Essen war wirklich gut.«
    Wenigstens etwas, dachte ich.
    Discos waren in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Häufig nutzten sie kleine Fabriken, in denen nichts mehr produziert wurde. Findige Geschäftsleute hatten diese leeren Bauten in Discos umgebaut. In den Industriegebieten wurde durch den Lärm und den vielen Verkehr kaum jemand gestört.
    Das Peppermint dagegen stand nicht auf irgendeinem Industriegelände. Es war integriert in eine Häuserzeile, und für eine Disco war der Eingang ziemlich schmal.
    Eine normal breite Tür, die allerdings offen stand. Grüne Lichtblitze huschten hervor, trafen auch den Gehsteig sowie die wenigen jungen Leute, die vor dem Lokal standen, oft im schrillen Outfit. Sie sprachen miteinander oder bewegten sich im Rhythmus der Musik.
    Techno-Sound war angesagt.
    Wir traten ein.
    Das grüne Licht wurde stärker. Nicht nur wir sahen dadurch aus wie Gespenster, auch die Kleine an der Kasse erinnerte mehr an eine Wasserleiche. Sie trug Schlabberlook mit Löchern in der Kleidung und war noch voll auf dem »Grunge-Trip«.
    Wir bezahlten unseren Eintritt, dafür hatten wir ein Getränk frei und durften zwei Stufen hochgehen, um in das Innere zu gelangen.
    Da sah es schon anders aus als in einem normalen Haus. Hier war umgebaut worden, aber man hatte tatsächlich die alte Treppe stehen lassen. Wer wollte, konnte zu den Plattformen der ersten Etage gehen. Sie standen ziemlich weit auseinander und schwebten in der Luft. Nur wer genauer hinschaute, sah die eisernen Stützpfeiler. Alle Plattformen waren durch Stege miteinander verbunden.
    Originell, das mußte ich zugeben, als wir uns umschauten. Auf den Luftinseln hielten sich nur wenige Gäste auf. Es tanzte dort oben niemand. Wer es tun wollte, blieb unten. Hier war die Tanzfläche, die mit dem grünen Licht überschüttet wurde. Es sah für den Betrachter aus, als schwämmen die Tänzer in einem mit türkisfarbenem Wasser gefüllten Becken.
    Es gab auch eine Theke. Ziemlich groß. Dahinter bewegten sich vier Helfer. Zwei junge Männer und zwei Frauen.
    Auf Hocker hatte man verzichtet, aber der Gast konnte sich wenigstens an einen Handlauf lehnen, was wir auch taten. Eine weibliche Bedienung näherte sich uns. Die Kleine war dunkelblond, aber ihre Frisur sah aus wie der Turmbau zu Babel. Sie hatte die Haare hochgekämmt, festgesteckt, so daß sie letztendlich einen auf dem Kopf stehenden Trichter bildeten. Als sich die junge Frau umdrehte, war zu sehen, daß sie den Nacken und einen Teil des Hinterkopfs rasiert hatte, um Platz für eine Tätowierung zu bekommen. In dem wirklich hübschen Gesicht störten meiner Ansicht nach die violett angemalten Lippen, aber die Geschmäcker sind eben verschieden.
    »Ist was?« fragte sie mich.
    »Wieso?«
    »Weil du so komisch schaust.«
    »Das ist angeboren.«
    »Aha. Ich dachte schon, dir würde etwas nicht passen. Wo sind die Gutscheine?«
    Die hatte Suko. Er legte sie auf das rissige und mit Schnitzereien versehene Holz des Tresens und fragte zugleich: »Was gibt es denn dafür?«
    »Einen Peppermint-Flip.«
    »Aha, was ist das?«
    »Laßt euch überraschen.« Sie nahm die Marken an sich und zog sich zurück.
    Jetzt waren wir in der Lage, auf ihrem Hinterkopf die Tätowierung zu erkennen. Es war ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Na ja, die Geschmäcker sind eben verschieden.
    Aus einer langen Flasche goss sie etwas in zwei tulpenförmige Gläser, bis diese zur Hälfte gefüllt waren. Sie stellte die beiden vor uns hin und nickte.
    »Ist das der Flip?« fragte ich. »Sieht er wie Whisky aus?«
    »Nein, aber den hätte ich gern.«
    »Und was ist mit dem Flip?«
    »Wenn du willst, kannst du ihn trinken.« Sie tippte mit dem Finger gegen die Stirn. »Ich will mich doch nicht vergiften.« Ich grinste sie an. »Bei den Gästen macht dir das nichts aus?«
    »Gib her«, sagte sie, obwohl wir die Gläser noch nicht berührt hatten.
    Beide nahm sie mit und leerte sie in einem Spülbecken. Dabei lächelte sie uns an. Wahrscheinlich waren wir die einzigen, die auf das Getränk verzichtet hatten. Sie brachte den Whisky und stellte Suko auch ein Glas hin. Er war gut eingeschenkt. Wir konnten ihn riechen, und ich nickte der Barmaid anerkennend zu.
    »Es ist unser bester«, erklärte sie. »Danke. Womit haben wir das
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