099 - Die Lady mit den toten Augen
Mittagszeit. Die Leiche war nicht sofort zu sichten
gewesen, sie war von Schlamm und Grundwasser bedeckt. Edith Shrink mußte nach den Feststellungen des Polizeiarztes sofort tot gewesen sein. Sie
hatte sich einen Halswirbel gebrochen. Damit war diese kriminalistische Frage
gelöst, aber am eigentlichen Fall hatte sich nicht das geringste geändert.
Alle Fragen
um das mystische Geschehen blieben.
Larry Brent
nutzte seinen Aufenthalt bei Carlton auch dazu, um sich zu erkundigen, ob man
inzwischen etwas Neues über den in der Nähe von Monmouth heruntergekommenen
Meteor wisse.
Weitere
Aufklärung erhoffte Larry sich durch Iwans Recherchen.
Er verbrachte
den ganzen Nachmittag in Monmouth, denn er erwartete eine Lizenz, die ihn als
Scotland-Yard Angehörigen auswies und die ihm ein Nachrichtenagent der PSA
überbringen sollte.
Mittags um
vier Uhr war es endlich soweit. Auf dem Gelände der Polizei landete ein
Helikopter. Larry erhielt seinen Ausweis, den er dringend benötigte und
zusätzlich einen kleinen persönlichen Gruß seines Freundes Edward Higgins, des Chief -Inspektors von Scotland Yard, der ihm Hals- und
Beinbruch wünschte. Mit Higgins verband ihn eine jahrelange Freundschaft.
Gemeinsam hatten sie schon manches Abenteuer gut überstanden. Larry hielt sich
danach nicht mehr länger in Monmouth auf. Mit seinem Leihwagen fuhr er diesmal
den offiziellen Weg zum Schloß.
Das bedeutete
einen Umweg.
Er fuhr weit
in das Bergland hinein. Die Black Mountains waren die höchsten Berge, sie
erreichten fast tausend Meter. Das hügelige, unbewohnte Land breitete sich
ringsum aus. Dann überquerte der Wagen eine Schlucht. Eine schmale,
kurvenreiche Straße führte um den Berg herum, direkt auf das Castle zu, das wie
ein Relikt aus einer anderen Zeit einsam und trutzig inmitten der Hügel stand.
Aber hier war
das bergige Land lieblicher und interessanter, anders als in den Black
Mountains direkt.
Larry fuhr
bis vor das große Tor. :
Als er die
Wagentür ins Schloß warf, hörte er das Hecheln und Bellen der Hunde hinter dem
Tor. Laut hallten die Geräusche durch die stille, warme Luft des Nachmittags.
Die Tiere
führten sich auf wie toll.
„Ruhe! Alex!
Stan! Oliver!“ Eine laute Stimme hallte durch den Hof hinter den massigen
Mauern.
Knirschende
Schritte näherten sich.
„Was ist denn
los mit euch?“ Wieder die gleiche Stimme. Die Hunde verhielten sich nun völlig
still.
Larry Brent
klopfte mit dem schweren, bronzenen Türklopfer an.
„Moment!“
rief die Stimme wieder.
Dann wurde die Riegel zurückgezogen. Die kleine Tür in dem großen
Tor schwang fast lautlos auf. Vor Larry stand Burke. Er erkannte ihn aufgrund
der von Iwan gegebenen Beschreibung genau.
„Sie
wünschen?“ erkundigte sich der Butler mit ruhiger, wohlklingender Stimme. Er
sprach leise und sehr dezent. Er trug eine Livree, als hätte er den
Herrschaften gerade den Five o’clock tea serviert.
„Ich komme
von der Polizei“, sagte Larry mit klarer Stimme. „Ich möchte gern zu Lord Billerbroke .“
Burke zog die
dicken Augenbrauen in die Höhe. Sie bewegten sich wie fette, schwarze Würmer.
„Lord Billerbroke ? Sehr wohl! Wenn der Herr näher treten möchte ....“
Die
hochgestochene Redeweise an Burke war ebensowenig echt wie sein vornehmes
Verhalten. In den Augen des Mannes funkelte es. „Bitte, folgen Sie mir!“
„Die Hunde“,
sagte Larry nur und tat so, als würde er sich fürchten.
„Sie tun
Ihnen nichts, solange ich bei Ihnen bin“, entgegnete der Untersetzte. Er ging
Larry voran, und seine Lippen verzogen sich leicht nach unten. Ein spöttisches
Grinsen umspielte sie.
Burke alias
Orson Howell hatte sein Gegenüber erkannt. Darauf richtete er sich ein.
●
„Der Herr
wünscht Sie zu sprechen. Mister Brent - Lord Billerbroke .“
Mit aller
Förmlichkeit wurde Larry in dem kostbar eingerichteten Empfangssaal vor
gestellt. Alte Waffen und Gemälde zierten die hohen Wände.
Larry hatte
ein persönliches Schreiben von Chief -Inspektor
Higgins aus London überreichen lassen, um den Lord sofort zu instruieren,
weshalb er eigentlich gekommen war. In dem Brief war soviel erwähnt, daß Billerbroke Bescheid wußte, in welche Richtung sich das
Gespräch mit dem Scotland-Yard-Beamten bewegen würde.
Lord Billerbroke war hager. Er trug einen perfekt sitzenden
Anzug, der diese Tatsache verdeckte. Billerbroke hatte ein frisches Aussehen. Man sah ihm nicht an, daß er bereits siebzig war.
Der Lord
schickte Burke
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