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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gepeitscht.
    Schweiß
perlte auf seiner Stirn.
    Er warf sich
über das Loch, hielt den Kopf zur Seite und streckte seine Arme in den Krater
unter sich. Er keuchte und fühlte etwas. Es war hart und warm wie die Erde
selbst.
    Nicht größer
als ein Kinderkopf.
    Mit
zitternden Händen tastete er über das Etwas hinweg und versuchte seine Form
genau zu begreifen. Fast rund, einige kleine Unebenheiten, glatte
Schleifstellen, geschmolzene Stellen ...
    Ein Stein!
    Evans brach
sich zwei Fingernägel daran ab, als er versuchte, diesen kinderkopfgroßen
Meteor aus dem Erdboden herauszuheben. Er saß fest wie angegossen. Immer wieder
unternahm Roy Evans Anstrengungen. Da bewegte sich der Stein ein wenig.
    Fünf Minuten
später war er locker. Evans konnte ihn hin und her bewegen. Er hob ihn an ,, aber der Stein war erstaunlich schwer, wenn man seine
Größe berücksichtigte.
    Alle Muskeln
des Mannes spannten sich.
    Evans holte
den Stein aus dem Krater, rollte sich mit ihm herum und wickelte ihn in sein
Jackett, ohne einen Blick darauf zu werfen, obwohl gerade das ihn am meisten
reizte und er an sich halten mußte, es nicht zu tun.
    Aufatmend
blieb Evans eine Weile liegen.
    Dann erhob er
sich endgültig. Er klemmte den eingewickelten Meteor unter den Arm.
    In Evans’
Augen glühte ein rätselhaftes Feuer.
    Wie ein
Goldsucher, der endlich den Fund seines Lebens gemacht hatte, kam er sich vor. Aber
es war mehr, als ob er nur Gold gefunden hätte. Er verspürte das Gefühl, den
Schlüssel zu den Rätseln der Welt in der Hand zu halten.
    Evans verzog
die Lippen, ohne daß es ihm bewußt wurde, und ein ungekanntes Triumphgefühl
stieg in ihm auf. Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Er wollte
es erforschen, ES, das aus der unendlichen Weite des Alls gekommen war. ES war
eine Botschaft.
    Roy Evans kam
langsamer vorwärts, als er hoffte. Der Stein schien immer schwerer zu werden,
und er mußte stehen bleiben und ihn ablegen und mehrere Verschnaufpausen
einlegen. Wie benommen starrte er dabei auf das eingewickelte Etwas, das er
erbeutet hatte, das er den Forschern entführte, das ganz allein ihm gehörte,
ohne daß jemand etwas davon wußte.
    Er taumelte
mehr durch die Nacht, als er lief, und tausend Gedanken erfüllten ihn. Er
glaubte zu begreifen, weshalb es zu der Ohnmacht gekommen war. Er war der Wucht
einfach nicht gewachsen gewesen. Was da als ungeheure Lichtflut auf ihn
einstürmte - waren in Wirklichkeit Bilder gewesen, Tausende und aber Tausende
von Bildern. Wie eine Faust waren sie konzentriert in sein Bewußtsein
gedrungen.
    Evans lief
fast zwei Stunden durch die Nacht. Seinen Weg immer wieder unterbrechend,
erreichte er endlich die Hütte. Evans stürzte in das Innere.
    „Roy!“ Die
Stimme der Alten kam aus der Küche.
    „Ja, ich
bin’s, Mutter!“ Roy Evans erschrak vor seiner eigenen Stimme. Erregung schwang
in ihr mit, und er redete heiser und krächzend.
    „Roy!
Endlich! Wo warst du nur so lange?“
    Die Alte kam
mit unsicheren Schritten auf ihn zu und erschrak, als sie im Kerzenlicht sein
bleiches, wie verklärt und berauscht erscheinendes Gesicht sah.
    „In den
Bergen, Mutter. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es ist alles ... gut.“
    „Was hast du
da in deiner Jacke, Roy?“
    „Ich habe
etwas gefunden. Eine Gesteinsprobe. Ich muß sie untersuchen. Stör’ mich bitte
nicht! Laß mich allein!“ Mit diesen Worten hastete er an ihr vorbei, jagte die
ächzenden Stufen empor und riß die Tür zu seinem Zimmer auf.
    Er
verriegelte sie hinter sich.
    Im Dunkeln
ging er an den großen Arbeitstisch, der direkt unter dem Fenster stand. Dort
legte er sein ungewöhnliches Paket ab. Minutenlang stand er unbeweglich, die
Augen auf das Bündel gerichtet, schnell und flach atmend, als hätte er eine
schwere, körperliche Arbeit hinter sich.
    Roy Evans war
allein und ungestört. Nun konnte er es noch mal versuchen. Er konnte es kaum
abwarten. ES lockte, mit einer Macht, die ungewöhnlich und ungeheuerlich war.
    Wenn alles
kein Traum war - und es war kein Traum - dann erlebte er etwas, was noch nie
ein Mensch vor ihm erlebt hatte!
    Doch Roy
Evans irrte. Er konnte nicht wissen, daß sich bei ihm etwas fortsetzte, was vor
einem halben Jahrhundert begonnen hatte. Er wußte nichts vom Schicksal der Lady
Gaynor Billerbroke .
     
    ●
     
    Langsam
wie ein Genießer zog er das Jackett auseinander, und der kinderkopfgroße, fast
runde Stein aus dem Weltall lag bloß und unbedeckt vor ihm. Er leuchtete
weniger

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