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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nach draußen.
    „Ich glaube, es
ist in Ihrem Sinn, wenn er nicht anwesend ist“, waren seine ersten Worte nach
der förmlichen Begrüßung. Er bot seinem Besucher einen Platz an. „Die Polizei
hat eine Hektik entwickelt, die mich erstaunt. Daß ausgerechnet Scotland Yard
sich jetzt noch einschaltet und Dinge aufrührt, die bald zwei Jahrzehnte
zurückliegen, ist verwunderlich. Sie verdächtigen Burke, nicht wahr?“
    Larry nickte.
„Wir müssen allen Hinweisen nachgehen. Als feststand, daß es sich um Howell
handelt, kam es zu einigen recht denkwürdigen Äußerungen.“
    „Burke ist
nicht mehr Howell, Mister Brent! Er hat seinen Namen abgelegt - und mit der
Änderung seines Namens auch sein Leben verändert. Er hat nichts mehr mit dem
Howell gemeinsam, der er mal gewesen war. Howell wurde operiert, Mister Brent.“
    Billerbroke lief rot an.
Er regte sich auf.
    „Es ist eine
Routinemaßnahme, das ist alles. Sie wissen, was passiert ist. Durch meine
Anwesenheit hier läßt sich am schnellsten die Unschuld des Mannes beweisen, der
in Verdacht geraten, dem jedoch nichts nachzuweisen ist. Ich bin nicht allein
hierhergekommen, um mit Ihnen über Howell -“ er sah Billerbrokes glitzernde Augen, „über Burke“, verbesserte er sich schnell, „zu sprechen. Ich
wollte Sie bitten, mich im Schloß für ein paar Tage aufzunehmen. Ich wollte Sie
bitten, daß ich mich hier frei bewegen kann und Burke beobachten darf, wann und
wo immer es mir paßt. Das ist viel verlangt, ich weiß. Sie haben das Recht,
mein Anerbieten - das Ihnen unverschämt Vorkommen mag - zurückzuweisen. Niemand
zwingt Sie, mir die Möglichkeit zu geben, mich im Schloß aufzuhalten. Meine
Anwesenheit aber kann lebensrettend sein - für Sie, Ihre Familie, für die
Patienten und für den Arzt. Wir wissen alle nicht, wie Burkes Anfälle sich
äußern, vorausgesetzt, daß die Stimmen recht behalten, die eine solche
Möglichkeit in Betracht ziehen und ernsthaft überzeugt davon sind, daß bei
Howell ein Rückschlag eingetreten ist. Sie wissen, weshalb er seinerzeit
verurteilt wurde?“
    Billerbroke nickte. „Ich
möchte die alten Dinge nicht mehr aufrühren. Nein, Mister Brent, ich werde
Ihnen keine Steine in den Weg legen! Ich stelle Ihnen einen Raum in meinem
Schloß zur Verfügung. Sie können sich aufhalten, wo immer Sie wollen. Niemand
wird Sie in Ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Sie werden sehen, daß Ihre
Befürchtungen, nein, Ihre Verdächtigungen unhaltbar sind!“
    „Niemand
würde sich mehr darüber freuen als ich, Lord Desmond“, erwiderte Larry.
     
    ●
     
    Es dunkelte.
    Die letzten
Strahlen der glutrot im Westen untergegangenen Sonne tauchten die Spitzen der
Black Mountains in ein verzaubertes, unwirkliches Licht. Riesige Schatten
fielen über die hügelige, menschenleere Landschaft.
    Sie trafen
auch das einsam stehende Haus, das halb aus Steinen, halb aus Brettern
errichtet war. Eine alte Frau stand gebückt davor und starrte in die zunehmende
Dämmerung. Das Gesicht war in sorgenvolle Falten gelegt.
    „Warum kommst
du nicht zurück, Roy, warum nicht? Warum bist du weggegangen?“ Sie redete mit
sich selbst. Ein tiefer Seufzer hob und senkte die schlaffen, ausgetrockneten
Brüste unter dem mürben, nicht ganz sauberen Kleid. Die Alte stand da wie in
Bronze gegossen. Sie atmete kaum.
    Eine Stunde
verging, eine zweite.
    Es war
stockfinster.
    Weit und
breit hörte man kein Geräusch und keine Bewegung. Roy Evans, ihr Sohn, kam
nicht. Vereinzelt nur blinkten Sterne am Himmel. Der Horizont war nicht ganz
klar. Wolken schoben sich heran. Irgendwo in weiter Ferne blitzte es. Aber es
war so weit entfernt, daß man das Donnergrollen nicht wahrnahm.
    Die alte Frau
ging in das dunkle Haus zurück. Dort zündete sie eine Kerze an und blieb vor
dem klobigen, aus Baumstämmen grob zusammengeschreinerten Tisch sitzen.
    Wo mochte Roy
sein? War ihm etwas zugestoßen. Es war ihr nicht fremd, daß Roy oft viele
Stunden unterwegs war , manchmal wurden auch Tage
daraus. Er kannte sich hier in der Bergwelt aus. Er war ein Abenteurer und
Außenseiter, aber es war schon lange her, seitdem er das letzte Mal so lange
abwesend war. Er ließ sie eben nicht mehr so oft allein.
    Nie hatte die
Frau sich Sorgen gemacht, wenn er verschwand. Aber diesmal war das ganz anders.
Sie hatte Angst! Die ungewöhnliche Himmelserscheinung schreckte sie. Von Anfang
an hatte sie ein ungutes Gefühl gehabt, und es schien sich nun herauszustellen,
daß sie recht

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