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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schatten zeigte sich im Mittelpunkt der prachtvollen Blüte.
    Evans’ Blick
war gebannt.
    Ein
menschlicher Körper entwickelte sich!
    Ein
Mädchenkopf schob sich aus der Blüte. Das Gesicht war schmal und
gutgeschnitten, die Augen waren groß und glänzend. Violettschwarzes Haar rahmte das bildschöne Antlitz.
    Evans
schluckte. Glückseligkeit erfüllte ihn.
    Ein Mensch.
Ein junges Mädchen. Die Frau seiner Träume - sie wurde aus einer sanften,
buntschillernden Blüte geboren.
    Ihr
Oberkörper reckte sich. Die nackten, wohlgerundeten Schultern schimmerten wie
Samt. Die Glieder waren wohlgeformt und schmal.
    Die
feingliedrigen Arme streckten sich über den Teich, und Roy ergriff die
schlanken, zarten Hände.
    Wohlige
Schauer rieselten durch seinen Körper.
    Er vergaß
alles um sich herum, er hatte nur noch Augen für das, was sich da vor ihm
entwickelte.
    Die
schöngeschwungenen, sinnlichen Lippen der Blütengeborenen lächelten. Weiß und
gleichmäßig schimmerten die Zahnreihen. Ihre Haut war fleischfarben, ihr Körper
warm. Blut pulste in diesen Adern. Ein Herz schlug in diesem Körper, wie er
keinen schöneren gesehen hatte. Die Brüste waren fest und straff, ein geheimnisvolles
Licht reflektierte auf der Haut. Roy konnte nicht feststellen, woher das Licht
kam. Es mußte direkt hinter ihm sein. Dort entwickelte sich auch ein leises
Rascheln.
    Zahllose
kleine und nackte Füße schienen sich zu nähern.
    Dicht neben
Roy Evans erstand eine Bewegung. Instinktiv fühlte er, daß es wichtig und schön
wäre zu wissen, was da außerhalb seines Blickfeldes stattfand. -
    Aber er
konnte es nicht wahrnehmen.
    Das Gefühl,
nicht für diese Welt geschaffen zu sein, in der sich sein Geist nun befand,
überfiel ihn wieder.
    Seine Sinne
reichten nicht aus.
    Er konnte
jedoch umfassende Bilder empfangen, wenn seine Augen anders wären.
    Der Gedanke
an seine Augen nahm ihn kurze Zeit intensiv gefangen.
    Das Bild vor
seinen Augen verschwamm etwas, aber dann nahm Roy es wieder klar und
farbenstark wahr.
    Das Mädchen
ragte mit dem gesamten Oberkörper aus der Riesenblüte, die mit dem zunehmenden
Volumen des schönen Weibes ebenfalls größer geworden war, und die anderen an
Größe und Farbenpracht überragte.
    Es war alles
wie ein schöner Traum.
    Aber es war
kein Traum! Seltsam, wie genau er das wußte, obwohl die Bilder und das Erleben
so fern jeglicher Realität zu sein schienen.
    „Komm“, sagte
die Stimme der Schönen, und sie klang wie Musik.
    Ein
unstillbares Verlangen wurde in ihm wach, die Blütengeborene ganz aus dem Kelch
zu ziehen, sie an sich zu pressen, das schöne Antlitz und die sinnlichen feucht
schimmernden Lippen mit Küssen zu bedecken.
    „Ich gehöre
dir für immer.“
    Er sah nur
noch sie. Rundum war alles dunkel. Sein Blickfeld wurde kleiner.
    Von der Seite
her schoben sich schwarze breite Streifen in sein Gesichtsfeld. Er erblickte
die Blüte, das herrliche, verlockende Weib, das ihn anlächelte und deren heißer
Körper ihm gehörte, ihm ganz allein. Denn sie war genauso wie er sich eine Frau
wünschte, ohne Makel.
    Er hielt sie
ganz fest und ließ ihre Hände nicht los. Er zog sie herüber zu sich an den Rand
des Teiches, und die große Blüte war wie ein lautlos dahingleitender Nachen , in dem die andere Hälfte ihres Körpers verborgen
steckte, als schäme sie sich, weiter aus dem schillernden, sanften Blütenkelch
herauszukommen.
    Angst
überfiel ihn plötzlich, sie zu verlieren.
    Rundum war
alles schwarz. Nur dieses eine Bild, das ihn faszinierte, auf das er sich ganz
und voll konzentrierte, hatte er.
    „Bleib’ bei
mir!“ flehte die zarte, wohlklingende Stimme.
    „Warum - sehe
ich so wenig?“ fragte er entsetzt.
    „Warum -
verengt sich mein Gesichtskreis und...“
    „ Roooyyy !“
    Eine fremde
Stimme ... Sie kam von weither.
    Wie durch
eine dicke Wattewand.
    „ Roooyyy !“
    Er zuckte
zusammen.
    Wie ein
Schleier legte es sich vor seine Augen. Der Teich, die Blüte, das nackte
Mädchen nahm er nur noch verschwommen war.
    Aber es
verschwand nicht ganz.
    „Ja?“ fragte
er.
    „Roy! Was ist
denn los? Warum schließt du dich denn ein?“ fragte Mrs. Evans.
    Sein
Bewußtsein war halb auf der anderen Welt, halb auf dieser.
    Er erkannte,
daß er noch immer vor dem Teich stand und auf den wie Gold glänzenden
Meteoriten starrte.
    Von dort
kamen die Bilder, von dort der Zwang, die Hypnose . ..
    Aber auch
noch jetzt blieb das Verlangen, mehr zu erfahren und mehr zu sehen.
    „Schließ’
auf, Roy!

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