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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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stark. Das anfängliche Licht, das er abgestrahlt hatte, wurde
schwächer. Aber mit dem Leuchten hatte es seine besondere Bewandtnis. Es zog
ihn magisch an und lenkte seinen Blick in das Zentrum des sanft rotierenden
Lichtkreisels, der den Meteoriten umspielte.
    Nie hatte Roy
Evans davon gehört, daß ein Meteorit so intensiv leuchtete, nie zuvor hatte man
wahrscheinlich auch einen von dieser Sorte gefunden.
    Der junge
Mann merkte, wie er in eine Art Trance geriet, aus der er nicht herauskam,
solange er nicht in der Lage war, den Blick von dem rätselhaften Fundstück zu
wenden.
    Befand er
sich noch in seinem Zimmer?
    Er versuchte
den hypnotischen Zwang abzuschütteln. Es gelang ihm nicht.
    Er nahm eine
andere Umgebung wahr, eine andere Welt, in die er nicht gehörte und von der er
jetzt doch ein Teil geworden war.
    Eine Welt der
Träume, der Visionen, die ihn immer stärker in ihren Bann zog.
    Die farbigen
Nebel hüllten ihn ein. Er konnte immer nur geradeaus sehen. Er versuchte den
Kopf zu wenden, aber das schaffte er nicht.
    Farbige
Schatten huschten vor der gigantischen, blauvioletten Silhouette einer fremden,
unirdischen Stadt vorüber.
    Geheimnisvolle,
sphärenhafte Klänge lagen in der Luft. Sie waren überall und begleiteten ihn
ständig.
    Plötzlich kam
jemand auf ihn zu.
    Es waren
mehrere Geschöpfe, die sich lautlos bewegten, die den Boden ebensowenig
berührten wie er.
    Sie waren
mindestens zwei Meter groß, wenn er seine eigene Körpergröße als Maßstab nahm.
    Sie waren
anders. Langgezogen und buntschillernd, nichtmenschlich, aber Roy erschreckte
nicht.
    Lautlos
schwebten sie auf ihn zu und waren jetzt ganz dicht vor ihm, so daß er
Einzelheiten auf den fremden Körpern bemerkte.
    Er sah die
Gesichter. Fröhliche, glückliche Gesichter, leuchtende Augen - und er merkte,
daß er sie mit menschlichen Antlitzen verglich. Und eigenartig: jetzt, so dicht
vor ihm, waren sie auch menschlich!
    Aber sie
hatten keine Arme. Ihre Körper waren mehr mit zahlreichen Auswüchsen versehen,
wie sie eigentlich die Alleebäume zu beiden Seiten der Straße aufwiesen.
    Evans wollte
etwas sagen, aber da waren die fremden Traumgeschöpfe schon vorüber.
    Er wollte
sich umdrehen, ihnen nachrufen und nachblicken.
    Aber das ging
nicht.
    Dieser
schillernde, bunte Traum wurde zum Alp.
    Roy Evans
konnte seinen Körper nicht drehen, seinen Kopf nicht wenden.
    Panik
überfiel ihn.
    Seine Seele
und sein Geist waren verloren. Er wußte um seine Existenz auf der Erde, um den
Stein, den er gefunden. Dies alles waren keine Trugbilder. Wenn er die Augen
schloß, hatte er das Gefühl, im leeren Raum zu schweben.
    Neben einer
blühenden Strauchgruppe sah er einen Teich.
    Er stand
einfach davor.
    Das Wasser
duftete. Es war ein angenehmer Duft, wie ein selten kostbares Parfüm.
    Große,
herrlich schillernde Blüten schwammen wie Seerosen auf der unbeweglichen
Wasseroberfläche.
    Die Ruhe und
der Frieden, die von diesem stillen Platz ausgingen, taten ihm gut.
    Roy Evans
ging in die Hocke.
    Eine seltene
Zufriedenheit erfüllte ihn. Er fühlte sich eins mit allen Menschen, mit der
Schöpfung und dem All, und es kam ihm so vor, als gäbe es überhaupt keine
Fragen mehr. Alle Probleme, alle Rätsel waren für ihn gelöst.
    Die
sphärenhafte Musik klang bis in die tiefsten Tiefen seines Bewußtseins, so daß
er das Gefühl hatte, die Klänge nicht mit den Ohren, sondern direkt mit dem
Gehirn wahrzunehmen.
    Alles war
intensiver, leuchtender, stärker...
    Und doch
hatte er das Gefühl, daß ihm etwas entging. Jetzt wurde es ihm bewußt.
    Sein
Wahrnehmungsvermögen konzentrierte sich einzig und allein auf das, was sich
unmittelbar vor ihm abspielte. Aber instinktiv ahnte er, daß rund um ihn herum
sich tausend Dinge ereigneten. Alles war erfüllt von Leben, von Gedanken und
Bewußtsein.
    Er war nicht
allein hier. Diese Welt war besiedelt von einer Vielzahl unterschiedlicher
Lebewesen. Die Völker der Erde dagegen waren wenige. Hier gab es tausendmal
tausend soviel Formen.
    Wie kam er
darauf? Er sah sie doch nicht. Aber er ahnte sie. Er wußte, daß es so war.
    Und er wußte,
er konnte sie auch sehen, aber sein Blick war eingeengt. Er hätte nur zwei
Augen.
    Er dachte
darüber nach, welche Möglichkeiten es gab, dieser offensichtlichen Schwäche
entgegenzuwirken, als er abgelenkt wurde.
    Die mittlere
der großen Blüten bewegte sich plötzlich.
    Die violetten
Blätter richteten sich auf, so daß ein tiefer Kelch sich bildete. Ein
orangefarbener

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