0990 - Planet der Glücksbringer
mich anzufallen?"
*
Man war der Lösung des Rätsels einen Schritt näher gekommen. Grador Shako vergaß alsbald seinen beißenden Spott, mit dem er bisher auf alle Außerungen bezüglich der Intelligenz des Kristallwesens reagiert hatte, und begann, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, daß an Larsas Hypothese womöglich doch „etwas dran sein könne".
Larsa selbst hatte sofort die Initiative ergriffen und mehrere Suchtrupps ausgesandt, deren Aufgabe es war, grün verfärbte Kristallstücke zu finden. Für diese galten andere Bestimmungen als für den farblosen Quarz. Sie durften zum Beispiel aus Strängen herausgebrochen werden. Rubin Frekk, der jetzt wieder völlig normal war und von dem Abenteuer im Westtal offenbar keinen Schaden davongetragen hatte, wurde angewiesen, auf der Hut zu sein. Die Medotechniker nahmen ihn vorübergehend in Behandlung und manipulierten den Monitor, den er unter dem Schlüsselbein trug, so daß Rubins nächster Anfall von „Besessenheit" wahrscheinlich sofort erkannt werden konnte. Es wurde auch dafür gesorgt, daß der Junge niemals allein war.
Ein paar grüne Kristalle wurden gefunden. Es wurde beobachtet, daß sie gewöhnlich an Stellen entstanden, die weit vom Hauptstrang des Modul-Quarzes entfernt waren, mitunter sogar keinerlei Verbindung mit ihm hatten.
Die Analogie zur Entstehung lebensfeindlicher Zellverbünde im Gewebe des menschlichen Körpers drängte sich förmlich auf. Es dauerte nicht lange, da wurde von den grünen Kristallen als einem „Quarz-Krebs" gesprochen.
Experimente mit den Fundstücken begannen sofort. Das Ziel der Versuche war, eine Serie von hyperenergetischen Signalen zu finden, die aus den grünen farblose Quarze machte. Larsa Hiob suchte nach einer Medizin, mit der der Quarz-Krebs geheilt werden konnte.
Und dann trat das Ereignis ein, das Grador Shako vollends von allem Skeptizismus gegenüber der Kristallintelligenz heilte. Larsa war nach einer mittelmäßig erfolgreichen Suchexpedition auf dem Rückweg zum Lager, als sich der Radiokom meldete. Grador Shako sprach zu ihr, und er war so aufgeregt, daß seine Stimme sich überschlug.
„Die Sonde", rief er, „die Sonde hat sich plötzlich wieder gemeldet."
Larsa war einen Augenblick lang verwirrt. Dann erinnerte sie sich an die erste Nacht, die sie auf Imbus zugebracht hatten.
Eine der Sonden war verlorengegangen.
„Woher?" fragte sie.
„Das ist es eben! Von weit außerhalb des Gebiets, in dem wir Sonden eingesetzt haben. Wir sind eben dabei, die Standortdaten auszurechnen."
5.
Die Auswertung der von der Sonde übermittelten Daten lieferte eine Reihe von Ergebnissen, die auf den ersten Blick unglaublich wirkten. Die Sonde befand sich angeblich 65 Kilometer von der TRANTOR entfernt eine Distanz, die zwar nicht ihre natürliche Reichweite, aber eindeutig den vorprogrammierten Auftrag weit uberstieg.
Sie registrierte überdies Temperaturen um 20° Celsius. Es war Mittag in diesem Teil von Imbus, und nirgendwo, nicht einmal im tiefsten Schatten der Täler, zeigten die Thermometer weniger als 33°. Es hätte höchstens sein können, daß die Sonde sich auf einen der Berggipfel hinauf verirrt hatte. Diese Vermutung wurde indes dadurch widerlegt, daß nur ein überaus geringer Betrag von UVStrahlung nachgewiesen wurde. Auch die Inzidenz sichtbaren Lichts war so geringfügig, daß unwillkürlich der Verdacht entstand, das Gerät sei in ein er Höhle oder in einem Raum unter der Planetenoberfläche gestrandet.
Die Sonde reagierte nicht auf den positronischen Befehl, zur TRANTOR zurückzukehren. Sie war entweder beschädigt oder wurde durch die äußeren Umstände ihrer Umgebung daran gehindert, der Anweisung Folge zu leisten. An Bord der TRANTOR fand daraufhin ein allgemeines Rätselraten statt, das perplexem Staunen wich, als Larsa die scheinbare Position der Sonde auf einer Landkarte der Umgebung des Landeplatzes markierte.
Der Punkt, den sie zeichnete, lag inmitten des Bergmassivs weit unten im Süden, auf das der extrapolierte Verlauf der sechs Täler hinzielte.
„Kann es sein, daß die Sonde sich wirklich dort befindet?"
Grador Shako war verwirrt.
„Theoretisch läge der Punkt innerhalb ihrer Reichweite. Aber wenn sie so durcheinander wäre, daß sie nicht mehr wüßte, an welchen Standort sie befohlen ist, dann könnte sie uns nicht so klare Daten übermitteln wie diese hier."
Er wies auf die Ausdrucke, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
„Dann gibt es noch die
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