0991 - Die letzte Horde
ihn gefunden?"
„Er erschien plötzlich im Kommandostand ..."
„Durch das Schott?"
Grador sah sie verblüfft an.
„Ja, natürlich ... ich meine, woanders soll er hergekommen sein?" Er kratzte sich an der Schläfe. „Er verlangte, zu dir geführt zu werden."
Weil ihr anderen so in euer konventionelles Denken verstrickt seid, daß er keine Hoffnung hatte, von euch verstanden zu werden. Larsa brachte ihre Gedanken in Ordnung. Dann fuhr sie fort: „Wir werden uns damit abfinden müssen, daß Njasi als geeinigtes Wesen über Kräfte verfügt, die uns fremd sind - wenn wir von Mutanten absehen. Sie befördert ihre Stimme, wie Rubin sich nennt, per Telekinese oder mit Hilfe eines ähnlichen Prozesses."
„Das fehlt uns noch!" stöhnte Valba. „Eine paraphysisch begabte Kristallintelligenz, die darauf versessen ist, die letzte Horde von Garbesch zu missionieren."
Sie verdrehte in komischer Verzweiflung die Augen. Paar Kox fragte: „Inwiefern bedeutet das für uns Gefahr, Larsa?"
„Wir hatten einen Gefangenen, einen Orbiter vom Simudden-Typ. Er war so verwirrt und apathisch wie alle Orbiter der GTR-Flotte. Durch einen Zufall kam er in die Nähe unserer Kristallproben. Binnen Sekunden sehüttelte er die Apathie von sich und verwandelte sich in den barbarischen Kämpfer, der er aufgrund von Amtraniks Gen-Manipulation sein sollte. Wenn Amtranik auf irgendeine Weise von der heilenden Wirkung der Imbus-Quarze erfährt, dann versieht er jeden Krieger, jeden Orbiter mit einem Stück Kristallsubstanz - und wir stehen der Horde in ihrer ursprünglichen Wildheit gegenüber."
Grador Shako wurde zum Interkom gerufen. Als er zurückkehrte, wirkte er besorgt.
„Die Sonden haben im westlichen Tal deutliche Spuren gefunden. Es sieht so aus, als hätte eine Abteilung Roboter ein Stück einer Kristallader abgebaut."
Larsa fühlte sich plötzlich matt und kraftlos. Sie hatte sich an dieses letzte bißchen Hoffnung geklammert wie ein Ertrinkender an den sprichwörtlichen Strohhalm. Es hat nicht sein sollen, dachte sie. Aber es war gefährlich, jetzt den Kopf hängenzulassen.
„Also machen wir uns an die Arbeit", sagte sie mit einem Lächeln, das jetzt so forciert zuversichtlich war, daß ihr die Wangenmuskeln schmerzten.
*
Undeutlich empfand Amtranik die Erinnerung an einen Überfall an Bord seines eigenen Flaggschiffs Terraner, die die Gefangenen befreiten - eine schmähliche Niederlage. Er war niedergeschossen worden, aus dem Hinterhalt. Er kannte die Wirkung von Schockwaffen, aber noch niemals hatte er sich so erbärmlich gefühlt wie in diesem Augenblick. Die Augen sahen nichts. Verschwommene Geräusche drangen in seine Hörorgane. Der Geruch, der ihn umgab, war vertraut. Er befand sich an Bord der VAZIFAR.
Eine Stimme war plötzlich ganz in seiner Nähe.
„Ich glaube, er kommt jetzt zu sich."
Er ließ die Worte auf sich einwirken -die harten, schnarrenden Laute der Sprache der Laboris.
Verwunderung erfüllte ihn. Wie lange hatte er bewußtlos gelegen?
„Yesevi Ath - bist du es?" fragte er.
Ein knarrender Laut des Triumphs.
„Er ist bei Bewußtsein! Hört, ihr Krieger von Garbesch: Amtranik, der Herr der letzten Horde, lebt!"
Jubelnde Stimmen drangen von überall her in Amtraniks Bewußtsein. Es war, als erfüllten sie ihn mit neuer Kraft. Die Augen wurden mit einemmal sehend. Er erblickte die vertrauten Umrisse der Befehlszentrale seines Schiffs. Er ruhte auf einer breiten, niedrigen Liege. Über ihm, zu seiner Linken, stand Yesevi Ath.
„Was ist geschehen?" fragte er. „Ich wurde überfallen."
Yesevis Augen wurden düster.
„Du wurdest in einen Hinterhalt gelockt, sagten uns die Roboter. Terraner drangen in dein Schiff ein und schossen dich hinterrücks nieder. Die Gefangenen sind entkommen, mitsamt den Feiglingen, die dich aus dem Hinterhalt niederstreckten." Plötzlich ein wildes Funkeln in den großen dunklen Halbkugeln der Sehorgane. „Aber das bedeutet nichts. In wenigen Stunden wird es auf diesem Planeten keine Terraner mehr geben."
Er streckte die Hand aus. Zwischen den Fingern ruhte ein Stück glitzernder, kristallener Substanz.
Amtranik erinnerte sich - und erschrak. Der letzte Befehl, den sein Roboter ausgeführt hatte, bevor er von den Terranern vernichtet worden war: die Entsendung einer Expedition in das westlichste der sechs Täler.
Er hatte angeordnet, daß die Kristallsubstanz nicht an Bord der VAZIFAR gebracht werden dürfe, solange ihre Unschädlichkeit nicht
Weitere Kostenlose Bücher