0991 - Die letzte Horde
ist hier in Kürze die Hölle los."
*
Das Unternehmen „Höhle des Löwen", wie jemand den Vorstoß zur Befreiung der sechs Gefangenen genannt hatte, war erfolgreich abgeschlossen. Larsa und ihre Begleiter hatten sich unbehelligt aus dem Kampfgetümmel innerhalb des Landefelds der GIR-Flotte zurückziehen können. Ihr Pessimismus bezüglich des Verlusts an Kampfrobotern hatte sich als übertrieben herausgestellt: von den vier Maschinen, die den Scheinangriff vortrugen, kehrten zwei zurück. Der Gegner hatte die Zerstörung von zwei Tara-VIIIRobotern mit dem Verlust von vierzehn Kampfbooten bezahlt.
Grador Shako und Paar Kox erstatteten ausführlich Bericht. Auf der Basis dieses Berichts setzte Larsa den Text eines Hyperfunkspruchs auf. Er enthielt alle Einzelheiten bezüglich der Landung der GIR-Flotte auf Imbus und der seltsamen Verfassung, in der sich die Mannschaft der Flotte befanden.
„Was für einen Wert soll das haben?" wollte Valba wissen.
„Irgendwann", sagte Larsa, „muß die galaktische Öffentlichkeit über die Vorgänge auf dieser Welt aufgeklärt werden."
„Was? Wir hauen ab?"
Die Begeisterung, mit der die Frage hervorgestoßen wurde, war erheiternd. Larsa lachte.
„Wie weit würden wir kommen? Amtranik, der von Stunde zu Stunde wacher wird, hat sicher kein Interesse daran, uns entkommen zu lassen. Ein Verband robotgesteuerter Keilschiffe wäre im Nu hinter uns her.
Nein, ich glaube nicht, daß wir es auf diesem Weg schaffen könnten."
„Was dann?" fragte Valba verdutzt. „Wartest du auf ein Wunder?"
„Ich lasse die Nachricht von hier abstrahlen", sagte Larsa. „Aber nur, wenn Amtranik uns angreift."
Einen Augenblick lang starrte Valba sie verständnislos an. Dann begann es, in den dunklen Augen zu leuchten.
„Amtranik hört die Nachricht ab", sagte sie. „Er weiß nicht, daß wir von hier aus keines unserer Relais ansprechen können. Er sieht sich verraten und nimmt so schnell wie möglich Reißaus. Ist das die Idee?"
„Das ist die Idee", nickte Larsa bestätigend.
Valba sah eine Weile vor sich hin.
„Hm", machte sie dann. „Du verläßt dich darauf, daß der Bursche logisch denkt. Nach dem, was ihm heute widerfahren ist, wäre ich an deiner Stelle meiner Sache nicht so sicher. Larsa, Amtranik ist ein Wilder! Es ist durchaus denkbar, claß er alle Logik in den Wind schlägt und einfach über uns herfällt, ohne Rücksicht auf Verluste."
Der Gedanke war Larsa nicht fremd. Sie wußte, daß sie sich auf dünnem Eis bewegte. Gegen Wesen wie Amtranik gab es keine risikofreie Strategie.
„Damit müssen wir rechnen", sagte sie. „In unserer Lage bleibt einem nichts anderes übrig, als alle denkbaren Vorkehrungen zu treffen und im übrigen das Beste zu hoffen und auf das Schlimmste gefaßt zu sein."
Die Tür rumpelte geräuschvoll beiseite, und ein überaus gut gelaunter Grador Shako trat ein.
„Was meint ihr, wen ich euch hier bringe?" rief er und gestikulierte dazu wie ein Ansager auf einer Bühne.
Valba gab ein schwer interpretierbares Geräusch von sich. Larsa winkte ab. Gradors theatralisches Gehabe war das letzte, wonach ihr in dieser Minute der Sinn stand.
„Ihr werdet es nicht glauben", behauptete Grador Shako mit breitem Grinsen.
Larsa stand auf. Sie schob die Hände in die Taschen ihrer grünen Flottenmontur und projizierte den Ärger, der sie erfüllte, in ihren Blick.
„Wenn du etwas Wichtiges zu sagen hast, sage es. Andernfalls laß uns in Ruhe; wir haben zu tun."
Grador war nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er breitete die Arme zu einer spöttisch gemeinten Geste der Entschuldigung aus.
„Tut mir leid, wenn ich euch störe. Ich dachte, es würde euch vielleicht interessieren."
Er winkte durch die offene Tür. Als Larsa die schlanke, zierliche Gestalt erkannte, das mädchenhafte Gesicht mit dem zu einem Bubikopf geschnittenen Haar, erschrak sie.
„Rubin ...", entfuhr es ihr.
Das weiche Gesicht lachte sie an.
„Nein, nicht Rubin. Rubin Frekk war. Aber ich bin. Ich bin die Stimme des Kristallwesens. Njasi hat eine Botschaft für euch."
*
Larsa fühlte eine unangenehme, drohende Ahnung in sich aufsteigen. Sie trat auf Rubin zu. Der Junge hatte sich geändert, das sah man aber erst aus unmittelbarer Nähe. Die freundlich lächelnde Miene war die einer Statue, nicht die eines Menschen.
„Rubin, was geht hier vor?" fragte sie drängend.
Dem Jungen schien es nichts auszumachen, daß sie fortfuhr, ihn bei einem Namen
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