0993 - Bastion der Bestien
vergeblich.
„Wie sieht es draußen aus?" fragte Callon.
Im Jagdklub hatte sich eine bunte Gesellschaft versammelt. Aus allen Winkeln der Yanthur-Platte hatten sich Jäger in die Gebäude des Klubs geflüchtet, darunter Leute, die seit mehr als zwei Jahren längst in den amtlichen Totenlisten geführt wurden und eigentlich gar nicht mehr leben durften. Der Raumschiffhagel hatte sie dazu bewogen, sämtliche Exkursionen abzubrechen und die Räumlichkeiten der verschiedenen Jagdklubs aufzusuchen.
„Gräßlich", sagte einer am Fenster. „Es regnet."
Callon hätte den Witzbold am liebsten erschlagen. In Zeiten wie diesen hatte er für lose Reden nichts übrig. Zum Trost nahm Callon einen gewaltigen Schluck aus der Flasche, die neben seinem Sessel stand.
„Es wird gekämpft", setzte der Mann am Fenster seine Beobachtung fort. „Bestien gegen Bestien, Orbiter gegen Bestien, und bald werden wir gegen die Orbiter anzutreten haben."
„Wieviel Mann Besatzung mag so ein Keilschiff haben?" fragte ein hagerer Mann von Plophos.
„Fünfhundert, vielleicht tausend."
„Das macht", reehnete der Plophoser aus, „zwischen sechshunderttausend und einskommazwei Millionen Leute. Ziemlich viel für jeden von uns. Möchte jemand von meinen ein paar abhaben?"
„Bäh", machte der Überschwere. „Ich möchte nur wissen, was diese Heerschar auf Bestienrummel zu suchen hat."
„Vielleicht wollen sie sich mit Mountvadors Gurs unterhalten", meinte einer. Dröhnendes Gelächter erfüllte den Raum.
Karvist stieß einen wütenden Laut aus. Er drehte sich herum und zuckte die Schultern. Sein Rüssel hing schlaff herab.
„Aussichtslos", sagte er niedergeschlagen. „Ich brauche Ersatzteile aus einem der Raumschiffe."
Jetzt wurde nicht gelacht.
Der kleine Raumhafen, auf dem die Schiffe standen, war nicht sehr weit entfernt, nur ein paar Kilometer.
Dazwischen aber tummelten sich Orbiter und Bestien, in einer Zahl, wie man sie selbst im sturmerprobten Jagdklub noch nie registriert hatte. Auf Bestienrummel war Großkampftag, hatte einer vor Stunden schon boshaft formuliert.
Callon füllte sein Glas nach und leerte es sofort.
„Wer kommt mit?"
Es war eine schwere Entscheidung, die jeder zu fällen hatte, bevor er sich meldete. Die Jagd auf Bestienrummel war hart genug. Manch einer war gekommen mit dem Traum, Stapel exotischer Felle zu erbeuten und fürchterlich aussehende Raubtiergebisse dazu; die meisten waren froh gewesen, nur das Gebiß verloren zu haben und das eigene Fell in Sicherheit zu wissen.
Das war Alltag auf Shourmager, jetzt aber hatte der Planet sich zum reinen Tollhaus gesteigert. Jeder Schritt dort draußen, außerhalb der festungsähnlichen Anlage des Jagdklubs, war erfüllt mit Lebensgefahr.
Das galt es zu bedenken.
„Nicht alle", sagte Callon. „Ich brauche nur ein paar Leute."
Er suchte sich einige der Besten heraus, ruhige Männer, die ihre Waffen kaltblütig und zielsicher anzuwenden wußten. Dieses Stoßtruppunternehmen war ein Marsch in den offenen Rachen der Hölle, und jeder wußte das.
Die Truppe rüstete sich aus. Callon steckte sich zwei kurzläufige Impulsstrahler in den Gürtel, in der Hand trug er einen langläufigen Strahler, der sich durch hervorragende Treffgenauigkeit speziell in der Ferne auszeichnete. Obendrein bündelte die Waffe hervorragend, ein geradezu ideales Werkzeug für die Jagd.
Die Gruppe bestand aus acht Männern, die von Callon als neuntem angeführt wurde.
„Karvist", sagte Callon zum Abschied. „Ich fürchte, daß die Orbiter versuchen werden, den Jagdklub zu stürmen."
„Ich rechne ebenfalls damit", sagte Karvist. Der junge Unither war sehr aufgeregt. Von seinem Ziel, mit dreißig Jahren genug für den Rest seines möglichst langen Lebens verdient zu haben, war er in diesen Stunden weiter entfernt als jemals zuvor - sehr viel wahrscheinlicher war, daß er nicht einmal das bisher Zusammengesparte würde verbrauchen können.
„Wenn es so kommt", sagte Callon und legte sanft dem Unither die Hand auf die Schulter, „leiste keinen überflüssigen Widerstand. Wenn es keinen Sinn mehr hat, ziehst du dich zurück."
Er hob seine Stimme, damit jeder ihn hören konnte.
„Wir haben die GAVÖK informiert, wenn also Hilfe kommt, ist sie bereits unterwegs. Kommt keine Hilfe, ist dieses Spiel für uns alle ohnehin verloren - unser verlorener Haufen wird sich niemals halten können, ob im Jagdklub oder außerhalb. Versucht die Orbiter hinzuhalten, wenn das nicht geht, lauft
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