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0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

Titel: 0993 - Das Rätsel der Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen.
    Wir fielen auf.
    Zwei Männer ohne Partnerin, die sich nicht dazu entscheiden konnten, ob sie nun tanzen wollten oder nicht, waren schon etwas Besonderes.
    Zwar gab es Lokale, in denen Männer mit Männern tanzten, aber dieses hier gehörte nicht dazu.
    Man sprach uns nicht an, aber die spöttischen Blicke sagten mehr als Worte. Durch sie ließen wir uns nicht beirren, suchten eine Lücke, um keinen Tänzer beim Betreten der Fläche aus dem Rhythmus zu bringen, aber Suko ließ mich allein gehen. Er hatte sich sehr schnell zurückgezogen und schlug einen Bogen. Keine schlechte Idee, die Tanzfläche von der anderen Seite her entern zu wollen.
    Ich konzentrierte mich auf die Erscheinung.
    Sie war noch da.
    Und sie hielt sich in der Mitte auf. Dort stand sie wie eine einsame Tänzerin, die der Musik lauschte. Erst nach einer gewissen Zeit fing sie damit an, sich zu bewegen, und keines der Paare störte sie. Das wunderte mich, denn die Leute tanzten allesamt um diesen bestimmten Mittelkreis herum, als fürchteten sie sich vor dieser einen bestimmten Stelle.
    Ich drückte mich an den Paaren vorbei. Natürlich stieß ich ab und zu gegen Rücken und Arme, entschuldigte mich murmelnd, aber ich hielt die Schattenfrau unter Kontrolle.
    Gegenüber sah ich Suko. Auch er hatte seine Schwierigkeiten, ans Ziel zu gelangen und die Paare so wenig wie möglich zu stören. Aber er schaffte es ebenso wie ich.
    Meine rechte Hand steckte in der Jackentasche. Die Finger umklammerten das Kreuz. Ich hatte es noch nicht hervorgeholt, weil ich mir die unheimliche Tänzerin zunächst aus unmittelbarer Nähe genau anschauen wollte, und ich erinnerte mich wieder an die Beschreibung, die uns Frogg gegeben hatte.
    Der Name Schattenfrau traf exakt zu, denn dieses Wesen war tatsächlich düster wie ein grauer, aschiger Schatten. Eine Kleidung oder ein Gesicht erkannte ich nicht. Sie blieb feinstofflich, vom Kopf bis zu den Füßen. Allerdings fiel auch mir die schon ungewöhnliche Kopfform auf, denn der Kopf lief etwas spitz zu, als würde sie eine Mütze tragen.
    Ich suchte nach einem Gesicht, nach irgendwelchen Zügen, die sich dunkler abzeichneten oder auch heller als das übrige.
    Da war nichts zu sehen.
    Diese unheimliche Geisterfrau blieb gleich. Sie war wirklich nur ein Umriß. In seinem Innern kaum ausgefüllt. Durchscheinend, so daß ich Suko auf der gegenüberliegenden Seite sah.
    Die Erscheinung nahm keinen von uns zur Kenntnis. Sie bewegte sich nach Melodien, die nur sie hörte, und sie hatte auch nicht die Arme erhoben wie eine Bauchtänzerin.
    Es entstand kein Geräusch. Sie huschte über den stofflichen Boden hinweg, und auch jetzt gerieten keine weiteren Tänzer in ihren unmittelbaren Bannkreis.
    Ich aber wollte hinein.
    Die Hand zog ich aus der Tasche. Allerdings verbarg meine Faust den größten Teil des Kreuzes, und ich merkte auch nicht, daß sich das Metall erwärmt hatte.
    Dann tat ich den nächsten Schritt.
    Genau in dem Augenblick, als mein Fuß wieder Kontakt mit dem Boden bekam, spürte ich die Kälte. Es war das gleiche Gefühl oder die gleiche Berührung, die ich schon von meinem Sitzplatz her kannte. Es bildete sich ein Schauer, und gleichzeitig kam mir dieser Kälterand vor wie ein mächtiges Hindernis.
    Ich konnte mir vorstellen, daß die Menschen ihn mieden, aber ich wollte es nicht.
    Ich ging noch weiter.
    Und diesmal hielt ich mein Kreuz offen in der Hand, damit es Kontakt zu der Aura bekam.
    Ein Zucken bewegte sich durch meine Hand, als wollte mir das Kreuz von allein davonfliegen. Ich hatte das Hindernis überwunden, und die Erscheinung erstarrte mitten in der Bewegung.
    Während ich noch das Kreuz nach vorn drückte und auch Suko hinter der Geisterfrau sah, setzte ihre Verwandlung ein.
    Damit hatte ich nicht gerechnet!
    ***
    Urplötzlich war das feinstoffliche Wesen verschwunden. Allerdings nicht für immer, denn für einen kaum meßbaren Augenblick sah ich die tatsächliche Gestalt dieser Totenfrau. Das heißt, ich sah sie so, wie sie in ihrem Leben und Wirken ausgesehen hatte, und wieder mußte ich Frogg zustimmen.
    Das Gesicht starrte mich an. Ein glattes, ebenes Gesicht, umgeben von einem dunklen Schleier oder Kopftuch. Ebenso dunkel wie das übrige Kleid. Hochgeschlossen am Hals. Bis zu seinem Ende hin wies es nicht eine Lücke auf, und der Saum schwang über dem Boden oder über die nicht sichtbaren Füße hinweg.
    Auf den Wangen klebte das Blut.
    Rechts und links sowie unter den Augen war das

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