0995 - Der Kampf gegen die VAZIFAR
Galaxis war viel zu groß, als daß auch nur die größte Zahl ihrer Sonnen und Sonnensysteme erforscht sein konnte. Es mochte noch viele unbekannte Zivilisationen intelligenter Wesen geben: solche, die das Raumfahrtzeitalter längst hinter sich hatten und auch sonst Kontakte mit anderen Zivilisationen mieden und solche, die es niemals erreichen würden oder noch n,icht soweit waren - oder sich an der Schwelle der kosmischen Raumfahrt befanden.
Aber daß ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt fremde Wesen in Erscheinung getreten sein sollten und außerdem beim ersten Kontakt mit anderen Intelligenzen keine Verständigung gesucht, sondern vernichtend zugeschlagen haben sollten, war fast völlig unwahrscheinlich. Die Besatzung der WHITE ROSE jedenfalls hätte niemals die Feindseligkeiten eröffnet. Das hätte keine Besatzung eines LFT-Schiffes getan.
„Ich weiß, wie dir zumute ist, Savar", sagte eine weibliche Stimme neben ihm.
Savar Turlum blickte aus tränenverschleierten Augen auf und erkannte Liddy Tsumai, die Erste Navigatorin der RUTHERFORD und Medotechnikerin. Liddy und Savar liebten sich und hatten sich vorgenommen, nach diesem Einsatz auf Terra einen Ehekontrakt zu schließen, erst einmal für zwei Jahre: ihren fünften und seinen dritten.
Savar schluchzte, dann riß er sich gewaltsam zusammen.
„Ieh darf mich nicht so gehenlassen, Liddy."
Sie streichelte seine Hände, dann hielt sie ihm ein mit Kognak bis zum Rand gefülltes Glas an die Lippen.
„Trink, Savar! Es ist Medizin gegen die Angst und die seelische Verkrampfung."
Gehorsam trank Savar Turlum das Glas leer. Die Angst um seinen Sohn wurde nicht geringer dadurch, aber sie blockierte sein Denken nicht mehr so stark.
„Danke, Liddy!" flüsterte er. „Wir w.erden diesen Amtranik finden und vernichten, wenn er sich bei der Provcon-Faust blicken läßt! Diesen verdammten Hund!"
Liddy Tsumai strich ihm mit der Hand über das ergraute Haar.
„Ganz bestimmt, Savar."
*
Zurran-duff-37 inspizierte schnüffelnd die Orchel-Kolonie, die er während seiner Schicht zu betreuen hatte. Das Gewimmel tatzenlanger gelbweißer Würmer, die von den Wurregs gezüchtet wurden und ihnen als Nahrung dienten, strömte einen charakteristischen Geruch aus.
Aber Zurran-duff-37 roch noch etwas anderes: einen nur schwachen, stechenden Geruch, be idessen Wahrnehmung sich ihm das Nackenfell sträubte.
Gattan-Käfer!
Die nur klauenlangen schwarzschillernden Gattan-Käfer waren seit undenklichen Zeiten die Geißel der Orchel-Kolonien in den Höhlenlabyrinthen von Wurrleh gewesen. Sie gingen nicht an die Orcheln selbst, aber sie fraßen das Varr-Enzym, das die geschlechtsreifen Orcheln aus Hautdrüsen absonderten. Da die Orcheln nur unter Mitwirkung dieses Enzyms ihre Eier selbst befruchten konnten, bewirkte ein Enzymmangel eine Verringerung des Nachwuchses und Nahrungssorgen bei den Wurregs.
Zurran-duff-37 ließ sich auf die Vorderpfoten fallen und drehte sich um. Er allein konnte nichts gegen den Befall mit Gattan-Käfern ausrichten. Er mußte deshalb den Zurran-duff-1 benachrichtigen, den Alten der Zurran-Sippe, der alle Entscheidungen innerhalb des ZurranReviers traf.
Das schwarzbepelzte und knapp braunbärgroße Wesen eilte in schnellem Gang durch den Stollen, der zu „seiner" Orchel-Kolonie führte, überquerte eine Verteilerhalle und rutschte halb einen steil nach unten führenden Tunnel hinab.
Es verließ sich dabei nicht auf seine Augen, die ohnehin in der Dunkelheit nichts genutzt hätten, sondern es orientierte sich mit seinem hervorragend ausgeprägten Ge.ruchssinn.
Nach einiger Zeit gelangte Zurran-duff-37 in die Hauptwohnhöhle seiner Sippe. Auf dem Boden balgten sich mehrere Jungen. Ihre Mütter wachten über das Spiel, während sie in großen Schüsseln einen Brei aus zerstampften Orcheln, Wasser und einem Drüsensekret zübereiteten, das sie aus Drüsen am Unterbauch absonderten.
Zwei erwachsene, aber noch junge Wurregs kämpften im Hintergrund miteinander. Zurran-duff-37 erkannte sie am Geruch. Es waren Zurran-duff-39 und Zurran-duff-41. Da sie in der Rangordnung unter ihm standen, stieß er sie einfach zur Seite und eilte auf den Eingang der Höhle des Alten zu.
Kurz davor stutzte er. Seine Augen nahmen einen senkrecht verlaufenden dünnen Streifen Licht wahr: Er konnte nur durch die Trennungsritze des doppelseitigen Vorhangs schimmern, der vor dem Höhleneingang hing.
Zurran-duff-37 lief langsamer. Dicht vor dem Vorhang blieb er
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