0995 - Die Rache der Toten
starrte zur Decke und dachte daran, daß der Wirt darum gebeten hatte, nicht die Polizei zu rufen. Er selbst war losgefahren, um seine tote Freundin nach Hause zu holen.
Lady Sarah bewegte sich nicht. Aber die Gedanken konnten nicht ruhen.
Ein welch eine Welt war sie da nur hineingeraten? Ein Alptraum sicherlich, der sich ausbreiten würde. In der Vergangenheit hatte er mit einer Filiale des Hellfire-Clubs begonnen.
Sarah hatte sich bei ihren zahlreichen Recherchen natürlich auch mit diesem Club beschäftigt. Sie wußte, welche Greueltaten begangen worden waren. Ihr war ferner bekannt, daß sich die Mitglieder des Clubs für ihre Treffen stets abgelegene Häuser ausgesucht hatten. Dort konnten sie dann ungestört ihren perversen Praktiken frönen.
Der Club hatte viel Leid über die Menschen gebracht, und das alles war geschehen im Namen des Anführers Sir Francis Dashwood. Ein Widerling, ein Teufelsschüler, der sich selbst als großen Magier bezeichnete.
Und er mußte eine Nase für eben schwarzmagische Orte gehabt haben.
Der Beweis war das Altenhotel sowie dessen Besetzung. Sarah konnte sich gut vorstellen, daß eine Person wie diese Gwendolyn Ash in die Fußstapfen dieses schrecklichen Mannes getreten war und auf ihre Art versuchte, den alten und bösen Zauber wieder zu erwecken. Nein, das brauchte sie nicht mal. Das war schon längst geschehen. Dieser Zombie war nicht grundlos erschienen. Er mußte von der Kraft des Hellfire-Clubs durchdrungen sein.
Ihr war der Zombie begegnet. Der Gedanke daran, daß er sich noch in der Nacht und hier im Ort, vielleicht sogar dicht an diesem Haus, herumtreiben konnte, lag nahe. Er machte die Horror-Oma unruhig, an Schlaf war nicht zu denken. Außerdem brauchte sie als ältere Person nicht mehr so viel Schlaf wie eine jüngere.
Sarah stand auf.
Bei dieser Bewegung spürte sie ihren Körper. Ein Ziehen und Reißen.
Muskelkater von den ungewohnten Bewegungen, und sie schüttelte den Kopf, als sie auf der Bettkante saß. Die Matratze war viel zu weich, in dieser Bude stimmte einiges nicht, zudem war es kalt, und Sarah hatte nur ihren Mantel und die Schuhe ausgezogen, bevor sie sich aufs Bett gelegt hatte.
In die Schuhe schlüpfte sie hinein, bevor sie auf das Fenster zuging. Es war klein und schloß auch nicht ganz dicht, denn durch die Ritzen zog es.
Sie schaute hinaus.
Ein dunkles Bild breitete sich vor ihren Augen aus. Dort unten lag der Hof, aber ihn überblickte sie kaum. Ihr Blick schweifte ab in die Ferne, wo kein Licht in der Dunkelheit schimmerte und alles in einem dunklen Grau verschwand.
Eine ideale Deckung für den Zombie, wenn er auf der Suche nach Opfern war. Sie wunderte sich jetzt darüber, weshalb er die Verfolgung aufgegeben hatte. Er hätte nur auf ihrer Spur zu bleiben brauchen, und alles wäre okay gewesen.
Statt dessen hatte er sich zurückgezogen.
Freiwillig?
Darüber mußte sie schon nachdenken, denn so einfach schien es ihr nicht zu sein. Es gab durchaus die Möglichkeit, daß auch der untote Albert Sackett unter einem fremden Einfluß gestanden hatte und diesem auch hatte folgen müssen.
Der fremde Einfluß mußte einen Namen haben.
Diese Gwendolyn Ash.
Ihr traute Sarah Goldwyn wirklich alles zu, und sie merkte auch, wie sie sich innerlich verkrampfte. Sarah haßte diese Frau. Sie war ihr suspekt, sie war für sie kein normaler Mensch mehr. In ihr steckte die böse Macht, und sie nahm sich auch vor, die Person noch einmal zu besuchen. Aber nicht allein. Gleich am nächsten Morgen wollte sie Jane Collins anrufen oder direkt ihren Freund John Sinclair, sie wußte es noch nicht genau, aber diesen Fall konnte sie keinesfalls allein lösen. Da stand sie erst am Anfang, das dicke Ende würde noch folgen, und da brauchte sie kompetente Hilfe.
Die Ruhe wurde durch das Geräusch eines anfahrenden Wagens gestört. Er war für Sarah noch nicht sichtbar und mußte erst um eine Ecke des Hinterhofs gelenkt werden, bevor sich das schwache Licht der Scheinwerfer abmalte.
Sie konnte die Fahrzeugmarke nicht ausmachen. Die Tür öffnete sich an der Fahrerseite. Heraus stieg Gentry, der Wirt. Er schaute sich nicht um.
Sein Weg führte ihn zum Heck des Fahrzeugs, wo er die Kofferraumhaube öffnete. Er beugte sich vor, und dann sah die am Fenster stehende Frau, wie der Wirt eine Person aus dem Kofferraum hievte. Es war eine Tote. Er hatte Ellen Gray geholt.
Für einen Moment blieb er mit der Leiche auf den Armen an seinem Wagen stehen. Er blickte auch an
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