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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darin ein triumphierendes Lächeln zu erkennen. Hatte sie uns übertölpelt?
    »Blieb du mal hier«, sagte ich und kletterte hinter der Blutsaugerin her.
    Suko beschwerte sich nicht. Er deckte mir den Rücken, während ich der Blutsaugerin auf den Fersen blieb.
    So stieg ich hinein in das Grab, das eigentlich keines war, sondern ein ins Erdreich gepreßter Steinsarkophag, aber ein ideales Versteck für die Untote. Wer hätte je vermutet, hier nachzuschauen?
    Auch die Zeugen nicht, die sie gesehen hatten.
    Sie war vor mir herabgestiegen und hatte auch vor mir den Boden erreicht. Da Suko mit seiner Beretta in die Tiefe zielte, konnte ich der Blutsaugerin auch den Rücken zuwenden, ohne Gefahr zu laufen, angegriffen zu werden.
    Schließlich stand ich auf dem harten Lehmboden, ging zurück und brachte einen günstigen Zwischenraum zwischen mich und diese Blutsaugerin. Der Geruch hier unten war alles andere als angenehm. Obwohl von oben her die frische Luft in die Tiefe drang, atmete ich noch das Alte, das Modrige ein. Ich suchte nach irgendwelchen Knochen oder anderen Hinweisen auf das Wüten der Blutsaugerin, aber davon sah ich nichts.
    Abgesehen von uns beiden war das Grab leer.
    War es nur ein Versteck?
    Ich hatte bisher nicht viel mit dieser Grabkriecherin gesprochen, wollte aber meine Kenntnisse auffrischen und stellte noch einmal die entscheidende Frage.
    »Wer bist du?«
    Sie breitete die Arme aus, schüttelte den Kopf, und dann ging sie zurück.
    Sie schaffte es, ohne daß sie die Schmalseite der Wand aufgehalten hätte. Das geschah so schnell, daß ich nicht eingreifen konnte, denn plötzlich sah ich ein feuriges Tor, und einen Lidschlag später war die Blutsaugerin dort hineingetreten und verschwunden.
    Ich blieb zurück und war völlig perplex.
    ***
    Nach einer Weile meldete sich Suko vom Grabrand her. »Sag nur nicht, daß du damit gerechnet hast, John.«
    »Das sicherlich nicht.«
    »Und jetzt?«
    Ich hob die Schultern.
    »Vielleicht hätten wir sie doch vorher lieber erlösen sollen. Jetzt haben wir den Ärger.«
    Ich widersprach ihm. »Wir haben schon richtig gehandelt. Wäre sie vernichtet worden, hätten wir den Schlupfwinkel nicht entdeckt.«
    »Das Wort ist gut. Ich würde lieber von einem magischen Tor sprechen.«
    »Kann sein.«
    »Wohin führt es?«
    Ich hob die Schultern. Eine Antwort bekam Suko nicht. Bevor ich auf die Stelle zuging, schaute ich noch einmal hoch. Suko hockte auf dem Rand und wirkte ziemlich hilflos. Auch ich ärgerte mich, daß mir die Blutfrau entwischt war, aber daran konnte ich nichts ändern.
    Überhaupt hatte sie sich ungewöhnlich verhalten. Nicht so, wie wir es von diesen Kreaturen gewohnt waren. Hier schien alles falsch zu laufen und nicht mehr den alten Regeln zu gehorchen. Man hätte durchaus den Eindruck haben können, keine Blutsaugerin vor sich zu haben, da sie in kein Raster hineinpaßte.
    Bevor ich die Grabseite, an der die Untote verschwunden war, näher untersuchte, holte ich mein Kreuz hervor. Ich hängte es mir nicht um, sondern behielt es in der Hand. Schon einmal war es mir ein guter Wegweiser gewesen.
    Ich ging weiter.
    Das Grab war klein. Ich brauchte nur wenige kurze Schritte, um die entsprechende Wand zu erreichen. Mit der kleinen Lampe strahlte ich sie an, um nach Spuren zu fahnden, die mir einen Hinweis auf das Verschwinden gaben.
    Es war nichts zu sehen.
    Eine glatte Wand lag vor mir, als wäre sie noch nachgespachtelt worden. Das Gestein roch alt, war staubig und auch feucht. Es schimmerte in den Ritzen, wenn das Licht darüber hinwegstrich. Ich suchte nach verborgenen Hebeln oder Kontakten, ohne etwas in dieser Richtung hin zu finden.
    Es war bestimmt ein magischer Ort. Sonst wäre die Person nicht so rasch verschwunden.
    Mit der rechten Hand holte ich mein Kreuz hervor. Ein Indikator, der mir schon oft genug geholfen hatte. Ich führte den Talisman sehr langsam an die Wand heran, immer damit rechnend, eine Reaktion zu bekommen.
    Es passierte nichts.
    Leise klickte es auf, als das Metall gegen eine kleine Kante prallte. Ich sah kein Licht, kein Strahlen, der Stein blieb fest, aber es geschah trotzdem etwas.
    Sehr nah und doch so weit entfernt. Über meinen Nacken rann ein Kribbeln, dann bildete sich eine Gänsehaut, als ich die fernen und sehr leisen Stimmen hörte, die gegen meine Ohren wallten. Es waren Jammerlaute, es waren leise Schreie, als würden verfluchte Seelen in irgendeiner Dimension gequält, wo Heulen und Zähneknirschen vorherrschten.

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