0996 - Die Grabkriecherin
Zeug nicht selbst geholt?«
Axel konnte nicht anders, er mußte kichern. »Das ist doch klar. Würdest du auf die Straße gehen, wenn du ein Vampir wärst?«
»Nur bei Nacht.«
»Da ist sie lieber woanders.« So ganz geheuer kam Axel die Sache nicht vor. Sie als Grufties hatten sich eigentlich einen Spaß machen wollen und sich dafür einen bestimmten Friedhof außerhalb Londons ausgesucht.
Dann war sie erschienen.
Eine Frau, die weder Kälte noch Hitze spürte. Die selbst in den eiskalten Nächten nur dünn bekleidet über den Friedhof gegangen war. Und sie hatten erleben müssen, daß die Geschichten über Vampire keine Märchen waren, daß es diese Geschöpfe gab, denn Duna war ein weiblicher Blutsauger.
Sie hatte mit ihnen gesprochen und sie dabei mit ihrem gierigen Blick angeschaut. Aber sie hatten von ihrem Blut nicht getrunken. Sie hatte ihnen erzählt, daß ihre Heimat eine andere Welt war, sie nur etwas aus dieser Welt brauchte, das ihr die vier besorgen sollten.
Von wegen vier.
Sie waren nur noch zu dritt. Mandy wollte nicht mehr mitspielen. Axel befürchtete, daß sie ihre Freunde verraten würde. Ein Zurück gab es für sie nicht mehr. Der Chinese hatte sie gestört. Sonst lief niemand auf dem Friedhof herum. Für einen Vampir war es schwer genug, an Blut heranzukommen. Ausgerechnet in dieser Nacht war der Typ aufgetaucht. Axel grinste scharf, als er daran dachte, daß er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mehr als Mensch existierte.
Aber mit ein wenig Sorge dachte er auch daran, was geschehen würde, wenn sie mit dem Blut zurückkehrten?
Dann gab es zwei Blutsauger, und der eine würde sich bestimmt auf sie stürzen, falls ihn Duna nicht davon abhielt.
Es sah nicht so gut aus.
So sehr Axel auch von der Blutsaugerin begeistert gewesen war, allmählich fing er an nachzudenken, als er den Croma auf die große Stadt zulenkte, die vor ihnen lag wie ein riesiges Bühnenbild. Er spürte das »Loch« im Magen, ein Zeichen, daß die Furcht allmählich in ihm hochkroch. Vielleicht sollten sie die Schale mit dem Blut bei Tageslicht einfach nur abstellen und sofort wieder verschwinden. Sie wollten dann mit den anderen Dingen nichts mehr zu tun haben.
Die dritte Morgenstunde war angebrochen. Die Außentemperatur war gesunken. Es war die Zeit des Frostes, da bildete sich auf den nassen Fahrbahnen häufig eine Eisschicht. Axel nahm sich vor, langsamer zu fahren, obwohl die Zeit drängte.
Er wußte, wohin sie gehen mußten, aber die genauen Umstände kannte der junge Mann mit den aschgrau gefärbten Haaren nicht. Ihm war unbekannt, von wem das Blut stammte und wer es einmal in seinem Besitz gehabt hatte. Angeblich jemand, der vor den jetzigen Mietern dort gelebt hatte. Es mußte eine geheimnisvolle Persönlichkeit gewesen sein, soviel hatte Axel schon herausbekommen.
Er wurde immer nervöser. Neben ihm kaute Walt auf einem Streichholz. Im Fond ruckte Blacky hin und her. Manchmal stieß er Zischlaute aus.
Und da passierte es.
Das Eis war da, aber nicht zu sehen gewesen. Es hatte auch nicht hell und warnend im Licht der Scheinwerfer geschimmert. Der Croma rollt plötzlich darüber hinweg. Dann war es kein Fahren mehr, sondern ein Gleiten, wobei Axel vergeblich versuchte, den Fiat in der Spur zu halten. Der machte sich selbständig und rutschte auf die rechte Straßenseite zu. Die Reifen packten überhaupt nicht mehr, und die Schreie der drei Grufties hallten durch den Innenraum des Autos.
Mit Entsetzen nahmen die drei Insassen wahr, wohin sie die Fahrt trieb. Die Richtung hatten sie noch nicht gewechselt, aber an der rechten Fahrbahnseite standen parkende Autos.
»Nein!« brüllte Blacky.
Sein Schrei kam zu spät.
Der Croma jagte in die Seite eines abgestellten Nissan. Der Japaner erhielt einen so heftigen Stoß, daß er auf den Gehsteig geschleudert wurde, mitsamt dem Croma.
An einer Hauswand war Schluß. Sie stoppte den Nissan und den Croma, der sich durch den heftigen Aufprall noch tiefer in den »Leib« des Japaners bohrte.
Die Geräusche hörten sich an, als schrieen zahlreiche Menschen zugleich. Metall wurde zusammengedrückt. Es beschwerte sich mit einem lauten Kreischen. Die Scheiben zerplatzten und die Gewalt der anderen Kräfte degradierte die drei Grufties zu Puppen.
Obwohl sie angeschnallt waren, prallten Walt und Axel zusammen. Die Gurte hielten sie, aber nicht Blacky, der es nicht für nötig gehalten hatte, sich anzuschnallen.
Er bekam die Wucht voll und gnadenlos mit. Die
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