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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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genannt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, wie das Leben nach eurem normalen so aussehen wird.«
    Mandy dachte nach. Die schlimme Nachricht hatte sie vergessen und war völlig mit sich selbst beschäftigt. Dabei leckte sie über ihre trockenen Lippen und strich gedankenverloren über das helle Haar. »Es ist so komisch, wenn ich ehrlich sein soll. Sie hat tatsächlich von einer fremden Welt gesprochen, in die sie uns bringen würde.« Sie lachte plötzlich auf. »Von einer Welt hinter dieser Welt, wenn ihr versteht.«
    »Nein«, sagte Suko. »Hatte diese Welt vielleicht einen Namen?«
    Mandy überlegte nicht lange. »Den hatte sie tatsächlich. Ich erinnere mich auch daran. Zuerst haben wir gestaunt, dann aber waren wir fasziniert und neugierig. Sie wollte uns mit in die Vampirwelt nehmen, versteht ihr…?«
    Vor Schreck hätte ich beinahe auf das Gaspedal getreten, was nicht gut gewesen wäre. Suko hörte ich hinter mir durch die Zähne pfeifen. Mit einer Frage kam ich ihm zuvor.
    »Und du hast dich nicht verhört, Mandy? Es wurde tatsächlich von einer Vampirwelt gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und wo sollte die sein?«
    »Das haben wir nicht gewußt. Sie hat es uns auch nicht gesagt. Eine Vampirwelt.«
    »Und ihr habt nicht gewußt, wie ihr dorthin hättet kommen können? Das wurde euch nicht gesagt?«
    »Nein, nicht.«
    »Nach dem Biß, nehme ich an«, sagte Suko.
    »Das kann sein.«
    »Ist sie aus dieser Vampirwelt gekommen?« wollte ich wissen. Die Fragen stellten wir schnell hintereinander und hofften auch, daß wir Mandy damit nicht überforderten. Zudem hatte ich nicht grundlos gefragt, denn mir war etwas in den Sinn gekommen.
    »Das muß wohl so gewesen sein«, gab sie leise zu.
    »Wenn man weiter darüber nachdenkt, Mandy, könnte es nicht einen Zugang vom Friedhof her zu dieser Welt geben? Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?«
    Sie überlegte. Dann hob sie die schmalen Schultern. »Nein, das habe ich eigentlich nicht. Es war ja alles so neu und faszinierend für uns. Auch die anderen haben nicht darüber nachgedacht. Sie hat uns nur von der Welt erzählt, in die sie immer wieder zurückkehrte.«
    »Vom Friedhof her?«
    »Ja, das kann sein.«
    »Das denke ich auch«, sagte ich und erinnerte mich dabei an meinen Besuch in der Grabstätte.
    Wenn mich nicht alles täuschte, hatte ich die Stimmen und Schreie gehört, die aus dem Nirgendwo an meine Ohren gedrungen waren. Mein Kreuz hatte mir diese akustische Tür geöffnet, und jetzt wußte ich auch, weshalb die Grabkriecherin das Blut unbedingt in ihren Besitz bringen wollte.
    Es sollte in die Vampirwelt geschafft werden, um dort wahrscheinlich die gleiche Funktion zu erfüllen wie in unserer Dimension.
    Aber gab es verletzte Vampire?
    Darüber konnte man nachdenken und philosophieren. Zum anderen aber war es erst einmal vorrangig, das alte Blut zu finden, und ich hoffte sehr, daß wir Glück hatten.
    Die Fahrt war schnell vergangen. Da ich eine Abkürzung genommen hatte, waren wir nicht an der Unfallstelle vorbeigekommen und befanden uns bereits in der Nähe des ehemaligen Wohnorts der Heilerin. Ich wußte auch nicht, wer in der Wohnung jetzt lebte. Möglicherweise stand sie noch leer, das wäre ideal gewesen, aber daran konnte ich nicht glauben.
    »Und wo soll das Blut sein?« erkundigte sich Suko noch einmal. »Was hat man euch gesagt?«
    »In einem Keller. Dort muß man es hingeschafft haben.«
    »Kennst du dich dort aus, John?«
    »Nicht im Keller, aber das werden wir schon noch sehen.«
    »Ich habe Angst«, flüsterte Mandy.
    »Wovor?«
    »Es ist alles so schrecklich.« Sie schüttelte den Kopf, erklärte aber nicht, was sie mit ihren Worten gemeint hatte. Ihr Verhalten war schon verständlich. Mandy hatte einiges mitgemacht. Sie hatte auch auf etwas gesetzt. In der Gruppe hatte sie so etwas wie eine Familie oder zweite Heimat gefunden.
    Dann war das Aus gekommen.
    So plötzlich, so desillusionierend. Sie hatte eingesehen, daß es keine gute Idee war, sich dem Bösen anzuschließen, aber sie war nicht in der Lage gewesen, sich aus eigener Kraft zu befreien. Den nächsten Schock hatte sie durch den Unfall ihrer Freunde erlitten. Es war klar, daß ihr die momentane Situation schrecklich vorkommen mußte.
    Ich versuchte sie zu beruhigen. »Der große Horror ist vorbei, Mandy. Wir haben dich gerade noch im rechten Augenblick zu uns geholt. Du hättest einer Person wie Duna nie vertrauen dürfen. Eure Gruppe ist nur Mittel zum Zweck gewesen. Aber so ist

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