0997 - Blut für den Götzen
Dingern hätte ich nicht drei Schritte gehen können, aber Rita tanzte sogar damit.
Über die Brüste, die Hüften, den Leib, die Oberschenkel strichen die Hände mit fließenden Bewegungen, näherten sich dem Perlenslip, berührten ihn, lösten aber noch nicht den Verschluß oder rissen ihn ab.
Sie machte es spannend.
Die Zuschauer gierten danach, Rita nackt zu sehen, obwohl sie nacktes Fleisch genug haben konnten. Aber diese Mulattin mit den roten Haaren schien etwas Besonderes zu sein, und sie wurde mit Worten, Bewegungen und auch einem heftigen Klatschen immer wieder angefeuert.
Dann hatte sie Erbarmen.
Noch einmal griff sie zwischen ihre Beine. Dabei stieß sie die Hände mit den langen, rotgefärbten Fingernägeln von oben herab wie die Klauen eines Geiers.
Sie faßten zu.
In diesem Augenblick verstummte die Musik. So plötzlich, daß fast alle davon überrascht wurden.
Auch ich hielt den Atem an.
Andere Zuschauer hatten die Veränderung nicht sofort geschnallt, denn sie feuerten die Stripperin noch weiter an, die erst einmal so gut wie nichts tat, die Hände aber da ließ, wo sie waren, den Kopf nach hinten legte und zur Decke schaute. Suchte sie dort etwas?
Erst allmählich setzte sich die Veränderung durch, und es wurde relativ still.
Rita stöhnte.
Es war der Beginn.
Dann zuckte sie zusammen. Aus ihrem Mund löste sich ein Schrei, und mit ihm zusammen riß sie auch die als Slip geformte Kette vom Körper.
Dabei lachte sie. Der rechte Arm flog dabei in die Höhe. Noch einmal drehte sie die Kette, um sie dann in die Runde zu schleudern.
Der Schrei zitterte noch nach, als Rita zusammenbrach. Es war kein echter Zusammenbruch, aber er war von ihr perfekt gespielt worden. Auf dem Rücken blieb sie liegen, wobei der Körper noch eine Brücke bildete.
Es war einem kleinen Mann mit schütteren Haaren gelungen, die Kette aufzufangen. Er hüpfte damit herum und freute sich wie ein Kind.
Rita lag noch immer am Boden.
Sie war ausgepumpt und atmete heftig, das bekamen wir als Zuschauer deutlich mit.
Aber es geschah noch etwas.
Wer es sah, der registrierte es, aber der dachte einfach nicht weiter, weil er nicht informiert war, im Gegensatz zu uns. Was dort oben aus der Decke sickerte, waren dicke, dunkle Tropfen.
Teer?
So mochten sie aussehen, aber zumindest ich ging davon aus, daß aus der Decke die dicken Blutstropfen gefallen waren und schwer auf dem nackten Körper der Mulattin landeten…
***
Für mich gab es kein Zurück mehr. Ich handelte sofort, denn ich räumte die Hindernisse zur Seite, die sich mir in den Weg gestellt hatten. Die Mauer aus Menschen mußte aufgebrochen werden, was nicht schwer war, denn der Ring hatte sich gelichtet, so daß ich mir freie Bahn verschaffen konnte.
Auch Laura und Bill hatten gesehen, was da geschehen war. Sie folgten mir auf dem Fuß, und ich sah auf meinem Weg zum Ziel, daß ein weiterer Tropfen von der Decke her nach unten fiel und auf den nackten Körper prallte.
Auch Rita schien etwas bemerkt zu haben. Zwar hatte sie ihre Haltung nicht verändert, aber die Augen waren schon verdreht. Sie schielte zur Decke, wo sich das Blut an einer bestimmten Stelle löste und nach unten fiel.
Wieder klatschte ein Tropfen auf den Körper. Ich hatte sogar den Eindruck, es zischen zu hören, als ich neben der Stripperin niederkniete. Laura und Bill umstellten sie.
Rita hatte sich verausgabt, aber sie hatte auch Angst, denn sie mußte jetzt bemerkt haben, was mit ihr passiert war. Eine Erklärung konnte sie bestimmt nicht geben, aber sie traf auch keine Anstalten, sich aus der Zone der fallenden Tropfen zu rollen, und sie schielte noch immer hoch, als könnte sie das Blut hypnotisieren.
Ich faßte ihre Schultern an. »Kommen Sie, Rita, Sie müssen hier weg. So schnell wie möglich.«
Rita rührte sich nicht. Ich rüttelte sie »wach«, dann zog ich sie nur Seite, und plötzlich war auch Bill da, der mir half. Wir richteten die Frau gemeinsam auf, die den Kopf schüttelte und wieder einen dicken Tropfen mitbekam, der genau auf die rot gefärbten Haare fiel, aber viel dunkler war als diese und sich in der Kurzhaarfrisur verteilte.
»Himmel, Sie müssen hier weg!« zischte ich ihr zu. »Es ist zu gefährlich.«
Rita schaute mich an wie jemand, der soeben aus einem tiefen Traum erwacht war. »Das ist doch…«
»Ja, das ist es«, sagte ich und zerrte sie auf die Beine, wobei mir Bill half.
Rita hatte Mühe, stehen zu bleiben. Sie schwankte ein wenig, und Laura
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