0997 - Blut für den Götzen
Teil des Hauses, den weder Bill noch ich kannten.
Laura lief vor. Sie ging schnell, schaute sich öfter um, während Bill und ich uns mit Zlatko abschleppten. Ich nahm auch einiges von meiner Umgebung wahr. Der Weg zu den erotischen Fitneßräumen, zur Sauna und auch zum Hallenbad war ausgeschildert. Durch Pfeile, die schräg in die Tiefe wiesen und deshalb anzeigten, daß diese Räume wohl im Keller untergebracht waren.
Wir gingen in eine andere Richtung. Laura hatte uns eine Tür geöffnet, hinter der ein Flur lag. Nicht verschönert, nicht renoviert, eben sehr nüchtern. Die Lampen an der Decke gaben kaltes Licht ab.
Es spiegelte sich auf dem dunkelgrünen Fußboden wider wie auf der Oberfläche eines stillen Gewässers.
Wir schoben den Keeper weiter, der sich wieder erholt hatte. Zumindest bewegte er sich jetzt schneller und damit auch so, wie wir es von ihm wollten.
Laura Keller war vor einer Tür stehengeblieben. Sie hatte bereits die Klinke gedrückt, schaute uns enttäuscht an und hob dabei die Schultern.
»Hat Zlatko denn einen Schlüssel?« fragte Bill.
»Ich weiß es nicht. Hoffentlich.«
Mit der freien Hand wuchtete ich Zlatko herum und drückte ihn rücklings gegen die Flurwand.
»Hast du einen Schlüssel oder nicht?«
Er tat so, als hätte er mich nicht verstanden.
Ich wollte mich nicht länger mit ihm aufhalten und tastete blitzschnell seine Taschen ab, wobei ich meine freie Hand auch in eine hineingleiten ließ, und dort fand ich einen flachen Schlüssel.
Den warf ich Bill zu.
Er war sofort bei Laura und probierte ihn auch. Bill lachte, als der Schlüssel im Schloß steckte. Er trat die Tür auf, drückte aber seinen Arm zur Seite, um Laura anzudeuten, daß sie noch zurückbleiben sollte.
Ich hatte den Barkeeper bereits in den Polizeigriff genommen und seinen linken Arm in die Höhe gebogen. In der rechten Hand hielt ich noch immer die Waffe, und deren Mündung klebte am Hals des Mannes, der jetzt alles genau mitbekam, vor sich hinfluchte, sich ansonsten aber zurückhielt.
Ich stieß ihn vor. Bill hatte das Büro bereits betreten und das Licht eingeschaltet. Er war auch im Raum verschwunden, kehrte aber schnell wieder zurück und nickte mir zu.
»Leer?« fragte ich.
»Ja.«
Ich wußte nicht, ob ich enttäuscht sein sollte, denn irgendwie hatte ich schon damit gerechnet, der Chefin dieses Edelpuffs Auge in Auge gegenüberzustehen, wie auch immer.
Bill hatte das Büro abermals betreten und erwartete uns dort. Laura betrat den Raum als letzte.
Ich schaute mich um, ohne den Barkeeper loszulassen. Es war ein normales Büro mit einem Schreibtisch, einem PC, einem Regal, in dem die Akten standen, und auch Stühle sah ich.
Normal?
Beim ersten Hinschauen schon. Aber nach einem längeren Aufenthalt war doch etwas anderes zu riechen.
Blut!
Wir hatten uns noch nicht so sehr daran gewöhnt, als daß uns dieser Geruch entgangen wäre. Er war da, es gab eine Quelle, nach der sich Bill und Laura umschauten. Ich kümmerte mich um Zlatko, den ich vor mir hertrieb, bis zur Wand, wo unter einem Kalender mit nackten Mädchen ein Stuhl stand.
Das Bild des Monats Dezember zeigte einen weiblichen Weihnachtsmann, der unter der offenen Kutte nackt war.
Zlatko hatte den Kopf angehoben. Sein Nacken war dicker geworden. Auf dem Gesicht schimmerte der Schweiß wie Öl. Aber in seinem Blick lag eine Heimtücke, die mich warnte und auch weiterhin vorsichtig werden ließ.
»Du weißt mehr!« erklärte ich ihm. »Und du wirst uns sagen, was hier gespielt wird.«
Er gab keine Antwort. Nur hob er langsam den Arm und strich über seinen Kopf.
»Rede!«
»Nein, ich weiß nichts.«
»Es riecht nach Blut!«
»Kann ich nicht sagen.«
»Was hat Eve getan? Wie hat sie es geschafft, mit der Göttin Kontakt aufzunehmen?«
»Ich weiß es nicht. Hat mich nie interessiert. War ihre Privatsache, verdammt!«
»Nicht mehr.«
Er lachte mich glucksend an, bevor er seinen Blick auf mich richtete.
»Ihr denkt, ihr hättet gewonnen - wie? Nein, das ist ein Irrtum. Man kann nicht gewinnen.«
»Woher weißt du das?« fragte Bill.
»Hau lieber ab.«
»Wir bleiben so lange, bis wir herausgefunden haben, was hier gespielt wird. Und wenn wir diesen verdammten Puff abreißen müssen!« fuhr erden Keeper an.
»Ist mir egal.«
»Aber Eve schafft es, nicht wahr?« fragte ich ihn.
»Was denn?«
»Das Surfen zwischen den Welten. Einmal hier zu sein und dann wieder woanders. Sie muß einen Weg gefunden haben, sonst hätten
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