0997 - Blut für den Götzen
mit schwerer Stimme.
»Es ist wohl alles zusammengebrochen.«
»Aber wir haben nicht gesehen, daß sie starb!« hielt ich ihm entgegen. Zlatko hob die Schultern.
»Wo wohnt Eve denn?« fragte Bill.
»Auch hier? Oder hat sie hier nur ihr Büro?«
»Nein, auch die privaten Zimmer.«
»Gut, dann schauen wir dort nach.« Er schluckte. Er zitterte plötzlich, als wäre ihm der große Einfall gekommen.
»Los, gehen wir!«
Bill wollte schon den Raum verlassen, ich aber hielt ihn zurück, weil mir eine Idee gekommen war.
»Tu mir einen Gefallen, Bill, laß mich hingehen.«
»Warum?«
»Bitte!« Ich schaute ihn so starr an, daß er einfach nicht anders konnte, als zuzustimmen.
»Es ist die Tür gegenüber«, sagte Zlatko.
»Danke.« Ich wies die anderen noch einmal darauf hin, im Büro auf mich zu warten, dann verließ ich den Raum und zog auch die Tür hinter mir zu. Ich hatte schon Herzklopfen bekommen, als ich die beiden Schritte zurücklegte, die mich an die gegenüberliegende Tür brachten. Dort blieb ich stehen, holte tief Luft, befeuchtete meine Lippen und betete, daß es nicht wahr sein würde.
Dann öffnete ich die Tür.
Sehr behutsam, auf alles gefaßt. Ich sah so gut wie nichts. Hinter dem Fenster lag die Dunkelheit, und selbst das Licht einer Außenlaterne fiel nicht durch die Scheibe.
Meine Hand kroch an der rechten Seite über die Wand hinweg. Dort befand sich bestimmt der Schalter. Der Schweiß klebte auf meiner Haut. Noch immer stand ich unter einem wahnsinnigen Druck, der mir sogar Magenschmerzen verursachte.
Auch den Geruch nahm ich wahr.
Blut…
Ja, so roch frisches Blut.
Ich machte Licht.
Nein, ich schrie nicht, obwohl es vielleicht besser und erlösender gewesen wäre.
Das Licht war so verflucht grell. Ich empfand es schon als grausam, denn es fiel auch auf das große französische Bett.
Dort lag die blonde Eve.
Und mit ihr war das gleiche passiert wie mit der Göttin.
Ich schloß die Tür wieder…
***
Es war mir anzusehen, wie ich mich fühlte. Trotzdem fragte Bill: »Hast du sie gesehen?«
Ich nickte nur.
»Und?«
»Laß uns gehen.«
Niemand hatte etwas dagegen. Es wurden auch keine Fragen gestellt, aber ich verließ das Haus nicht, sondern stellte mich an die Bar, wo wir nicht allein waren, denn einige Mädchen hielten sich noch in dieser Umgebung auf, blaß und verängstigt.
Mit der rechten Hand umfaßte ich eine Whiskyflasche, setzte die Öffnung an die Lippen und trank einen großen Schluck. Ob es mir besserging, wußte ich nicht, aber ich war Laura und Bill trotzdem eine Erklärung schuldig. Dazu kam es nicht mehr, denn Bill hatte mitgedacht und flüsterte mir zu:
»War es wie bei Amorana?«
»Ja«, sagte ich nur.
»Mein Gott.«
Ich schwieg, starrte dabei ins Leere und wandte mich irgendwann wieder an meinen Freund. »Paß mal auf, Bill, wenn du gleich zu Sheila fährst, tu dir einen Gefallen und nimm Laura mit - ja?«
»Warum das denn?«
»Wenn ihr beide Sheila alles erklärt, wird sie sich bestimmt nicht mehr scheiden lassen wollen…«
»Was sagst du da?«
Ich winkte ab. »Fahr und laß es dir erklären.« Dann holte ich mein Handy hervor, um die Kollegen von der Mordkommission anzurufen…
ENDE
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