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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was aber nicht möglich war.
    Die Stimmen sangen weiter. Dazwischen hörte er das böse Gelächter.
    Es war verrückt. Sie sangen über Weihnachten, aber es hörte sich an, als wäre dieses Lied dem Teufel geweiht.
    Die Angst steigerte sich. David schüttelte den Kopf. Er schloß die Augen, die Stimmen hörten sich danach nur noch lauter an. Er bewegte sich hektisch in seinem Bett, bis er sich herumwarf, in Bauchlage geriet und das Gesicht in den Kissenberg drückte, so tief, daß selbst seine Ohren davon abgeschirmt wurden.
    Er konnte und wollte die verdammten Stimmen nicht mehr hören. Sie machten ihn fertig. Sie quälten ihn. Sie zeigten ihm nur, wie schwach er war.
    Das Lied hatte er immer gern gehört, oft gesungen, aber jetzt nicht mehr.
    Er hatte so schreckliche Angst. Sie hockte in ihm. Sie peitschte ihn hoch.
    Sie würde nicht weichen, aber sie würde schlimmer, viel schlimmer werden, das wußte er.
    David hatte sein Gesicht so tief in das Kissen hineingedrückt, daß er kaum noch Luft kriegte. Und das hatte Folgen. Was da in seinem Kopf hämmerte, konnten die Echos der eigenen Herzschläge sein, aber genau wußte er das auch nicht.
    Endlich stemmte er sich aus dem Kissen.
    David blieb auf dem Bett knien. Den Mund hatte er weit aufgerissen, und er saugte die Luft ein, als wäre sie das Kostbarste auf der ganzen Welt.
    Daß er nicht normal atmete, fiel ihm nicht auf. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt und dem, was er durchlitten hatte.
    Der Gesang, er…
    Nein, er war nicht mehr da!
    Plötzlich erstarrte der Junge mitten in der Bewegung, wie jemand, der etwas Bestimmtes nicht glauben kann. Aber es war eine Tatsache. Die Stimmen sangen nicht mehr. Um ihn herum war es wieder still geworden, so unnatürlich still.
    Er hörte nur sich und seinen heftigen Atem, aber die Umgebung blieb ruhig. Niemand hatte das Zimmer betreten. Weder ein Mensch noch ein Geist. Er war wieder allein, und so fühlte er sich auch.
    Dem Fenster drehte David den Rücken zu. So blieb es auch in den folgenden Sekunden, bis er sich endlich dazu überwinden konnte, die Lage zu verändern.
    So recht traute er dem Frieden nicht. Er konnte sich vorstellen, daß die anderen noch da waren und sich jetzt auch anders bemerkbar machen würden.
    Zuerst drehte er den Kopf. Blickte nach rechts, dann nach links gegen die Wand, aber auch dort konnte er nichts sehen. Die Geister schienen das Zimmer verlassen zu haben. Erst nach einer gewissen Zeit begriff er sein Glück und atmete tief durch.
    Der Spuk war weg. Er lebte noch, aber er zitterte und spürte den Schweiß an jeder Stelle seines Körpers. Da ging ein feuchter Fleck in den anderen über, so daß es kaum eine Stelle gab, die noch trocken war. Und der Stoff des Schlafanzugs klebte ebenfalls fest, aber daran wollte er jetzt nicht denken.
    Der Schweiß wurde kalt. David fror und war froh, wieder unter die Decke kriechen zu können, die er dann bis zum Kinn hin in die Höhe zog.
    So schaute er nach oben hin, wo auch sein Hubschrauber hing. Das dünne, aber starke Band war so gut wie nicht zu sehen. Deshalb sah es für David auch so aus, als schwebte der Hubschrauber frei in der Luft, ohne von irgend etwas gehalten zu werden.
    Sein Lieblingsspielzeug. Immer wenn er es sah, hatte er sich gefreut. Er bedeutete ihm so viel. Er war zu einem Freund geworden, und auch jetzt sollte der Anblick dafür sorgen, daß sich David einigermaßen beruhigte.
    Das Herz schlug noch immer schnell. Es würde dauern, bis es sich normalisiert hatte, und David merkte wieder, wie die Schwäche in seinen Körper kroch. Vorhin, als er sich heftig bewegt und dabei gekniet hatte, da war ihm diese nicht bewußt geworden, nun aber kehrte die alte Lethargie zurück. Daran konnte auch der Anblick des Hubschraubers nichts ändern. Er blieb liegen.
    Er schaute schräg in die Höhe.
    Dann senkte er den Blick und ließ ihn über sein Bett schweifen. Dort war das Licht versickert, aber grau war der Boden noch immer, und auf ihm malten sich an einer bestimmten Stelle Streifen ab.
    Das war der Schatten des Hubschraubers, wobei besonders die Rotorblätter zu erkennen waren.
    Er kannte dieses Bild, das sich auch veränderte, je nachdem wieviel und wie das Licht durch die beiden kleinen Fenster fiel.
    Auch jetzt veränderten sie sich.
    Aber anders als sonst.
    Sie bewegten sich.
    Der Junge erschreckte sich so stark, daß er den Mund nicht mehr schloß, und er spürte, wie stark er zitterte, wieder drängte sich ein Hitzestoß in ihm

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