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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir den Weg nicht zu erklären, ich fand ihn auch so. Gesprochen wurde zwischen uns so gut wie nichts. Wir hingen unseren Gedanken nach, bis Grace plötzlich sagte: »Bald ist Weihnachten, und ich weiß, daß es ein schreckliches Fest werden wird, John. Niemand hier wird froh sein, viele werden weinen, denn ich glaube nicht daran, daß wir Menschen den Kampf gewinnen können. Dafür sind wir einfach nicht geschaffen. Das ist nahezu unmöglich.« Sie schüttelte den Kopf und preßte die Lippen zusammen. Da ich keine Antwort gab, sprach sie weiter. »Oder haben Sie schon ein derartiges Weihnachtsfest erlebt? Sie wären doch auch lieber zu Hause.«
    »Stimmt. Aber Sie sollten anders denken, Grace.«
    »Wie denn?«
    »Wenn wir es schaffen, das Unheil zu stoppen, ist das doch wunderbar. Oder etwa nicht?«
    Sie lächelte. »Meinen Sie damit eine besondere Bescherung zum Fest?«
    »So könnte man es auch nennen.«
    Sie nickte sich selbst zu. »Ihren Optimismus möchte ich haben, John, ehrlich.«
    »Den braucht man in meinem Job wirklich.«
    Danach schwiegen wir und schauten durch die Frontscheibe auf das helle und kalt wirkende Licht der beiden Scheinwerfer, das die Eisflächen glitzern ließ.
    Es war still im Ort. Nicht nur abends oder des Nachts, sondern irgendwie anders. Selbst die Rauchwolken über den Öffnungen der Schornsteine schienen sich zu ducken und nicht aufsteigen zu wollen.
    Paxton lag meiner Ansicht nach in einer unnatürlichen Apathie, und daran würde sich auch so schnell nichts ändern. Es konnte durchaus sein, daß die fremden Kräfte es geschafft hatten, die Menschen unter ihre Kontrolle zu bringen, so daß sich niemand auflehnte.
    Auch Grace Felder war es nicht geheuer. »Ich komme mir vor, als würde ich durch einen völlig fremden Ort fahren«, gab sie zu. »Alles ist so anders geworden. Man kann die Angst spüren.«
    »Das denke ich auch.« Mittlerweile hatten wir die Straße erreicht, wo auch das Haus des ehemaligen Kostablers stand, das ich bereits auf der rechten Seite sehen konnte.
    Ein gutes Gefühl überkam mich bei dem Anblick nicht, denn es war dunkel.
    Ich stoppte. Kein Licht hinter den Fenstern. Trotzdem stieg ich aus. »Ist er nicht da?« fragte Grace.
    Ich hob die Schultern. »Das werden wir gleich haben«, erwiderte ich.
    »Bleiben Sie im Auto.«
    »Ist gut.«
    Ich schellte zweimal. Es rührte sich nichts. Freund McCormick war noch nicht zurückgekehrt. Dafür mußte es natürlich einen Grund geben, aber der brauchte nicht unbedingt positiv zu sein.
    Schon ein wenig beunruhigt ging ich das kurze Stück wieder zurück. Im Licht der Wagenbeleuchtung schaute mich Grace Felder an. »Nun?«
    »Er ist nicht da.«
    »Und jetzt?«
    »Statten wir dem Weihnachtsbaum einen Besuch ab.« Ich blickte auf die Uhr.
    Nicht einmal mehr zwei Stunden bis Mitternacht.
    Neben mir fing Grace Felder an zu summen. Es war die Melodie des Liedes, das auch die Geister sangen…
    ***
    Brett McCormick wußte zwar, daß er sich mit John Sinclair verabredet hatte, aber er konnte nicht einfach zurück zu seinem Haus gehen. Er mußte in der Mitte von Paxton bleiben, denn er glaubte einfach daran, daß hier die Dinge ihren Anfang nehmen würden, nicht an irgendwelchen Außenbezirken. Der Weihnachtsbaum bildete das sichtbare Zentrum, aber er war nicht mit den Bäumen zu vergleichen, die in so zahlreichen anderen Dörfern und Städten zur Weihnachtszeit standen und den Menschen durch ihre Lichter eine frohe Botschaft brachten.
    Auch hier leuchteten die elektrischen Kerzen, aber ihr Licht war kalt. Es war eisig und zugleich seelenlos, wie der heimliche Beobachter fand.
    Brett hatte sich eine Stelle ausgesucht, die er als Deckung nehmen konnte. Er stand hinter einem Baum, um den herum eine Bank errichtet worden war. Das Metall der Sitzfläche war vereist, und die dunklen Äste ragten wie starre Arme darüber hinweg, ohne irgendeinen Schutz zu bieten.
    Es würde was passieren, das wußte er. Und er rechnete auch damit, den jungen David hier zu sehen, denn der Baum kam ihm vor wie ein Sammelpunkt.
    Es war still, sehr still. Möglicherweise empfand er sie auch deshalb so intensiv, weil in der Umgebung weniger Lichter leuchteten, als es sonst der Fall war. Die Menschen hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen wie Tiere, die sich verkrochen. Er wunderte sich, daß die Eltern der Kinder keinen Aufstand übten und sich einfach so hatten in die Matte des Schicksals hineinfallen lassen.
    Noch geschah nichts.
    Zwei Stunden bis zur

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