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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tageswende.
    Paxton schlief.
    Aber der Schlaf war trügerisch. Geister irrten durch den Ort. Nicht grundlos hatten sie immer wieder das bekannte Weihnachtslied intoniert.
    Es fuhr auch kein Auto. Niemand war mehr unterwegs. Nur die Kälte hatte freie Bahn, und sie nahm zu. Sie eiste alles ein, schuf blumige Gebilde an den Fensterscheiben.
    Auch in seinen Körper zog die Kälte. Da hielten selbst die Socken und Schuhe nicht stand.
    Sinclair hatte sich nicht blicken lassen. Er mußte bei den Felders etwas interessantes entdeckt haben, sonst wären sie schon längst wieder zusammengekommen.
    Der Baum war wichtig. Nicht die in seiner Nähe liegenden Kneipen, wo auch kein Licht mehr brannte. Die hellgelben Lampen des Baumes strahlten in die Kälte hinein und waren nicht zu übersehen.
    Nichts zu hören. Niemand kam. Wo steckte David? Brett sorgte sich. Er hoffte, daß sein Plan korrekt war und er sich nicht geirrt hatte. Wenn David und die anderen das Dorf verlassen hatten und schon auf dem Weg zum Teich waren, wäre das schlimm gewesen.
    Der Gedanke wollte einfach nicht weichen. Er fraß sich bei ihm regelrecht fest. Immer wieder mußte er sich damit beschäftigen, und je mehr Zeit verstrich, um so stärker wuchs bei McCormick die Erkenntnis, daß er am falschen Ort stand.
    Die Kinder waren bereits weg. Sie hatten den Ort verlassen und gingen allein zum Teich, wo sie von den verlorenen Seelen erwartet wurden.
    »Verdammt!« flüsterte McCormick. »Das muß so sein.« Er holte scharf Luft, dann wurde er wütend über sich selbst, weil er Sinclair nicht erreichen konnte.
    Warten oder gehen?
    Noch einmal schaute Brett zu der großen Tanne hin, als könnte sie ihm die Antwort geben.
    Dann hatte er sich entschieden.
    Er ging. Und er spürte etwas in sich, das er lange nicht mehr empfunden hatte.
    Angst!
    ***
    Die Angst war zwar nicht zu meinem Begleiter geworden, aber das bohrende Gefühl, beinahe schon ein Wissen, etwas nicht richtig gemacht zu haben, quälte mich schon.
    Ich mußte so schnell wie möglich die Ortsmitte erreichen und fuhr deshalb auch schneller.
    »Drängt die Zeit?« fragte Grace, der das schnellere Tempo natürlich aufgefallen war.
    »Ja.«
    »Wir hätten sofort zum Baum fahren sollen, nicht wahr?«
    Ich hob nur die Schultern und nickte. Eine deutliche Antwort.
    Ein menschenleerer Ort. Kein Elternpaar hielt seine Kinder zurück. Aber das war nur so zu verstehen, daß es die Kinder geschafft hatten, sich aus den Wohnungen oder Häusern zu stehlen, ohne daß die Eltern es bisher bemerkt hatten.
    Wie dem auch sei, die andere Seite hatte noch immer einen Vorsprung, den es aufzuholen galt. Außerdem fragte ich mich, wo mein Helfer Brett McCormick steckte. Meine Hoffnung, ihn unterwegs zu entdecken, hatte sich leider zerschlagen.
    Grace Felder hatte mich in eine schmale Gasse hineindirigiert. Es war eine Abkürzung. Am Ende der Gasse sah ich bereits den hellen Schein in Bodenhöhe, als stünde dort jemand versteckt, der einen großen und lichtstarken Scheinwerfer eingeschaltet hatte, aber es war die Beleuchtung der mächtigen Tanne, die so abstrahlte.
    Des öfteren schaute mich Grace an. Sie fragte nichts, was auch besser war.
    Die Schnauze des Rovers schob sich durch die Einmündung der Gasse auf den Platz zu. Vier Räder holperten über das bucklige Pflaster, das so düster schimmerte und das Licht des großen Nadelbaums aufzusaugen schien.
    »Nichts«, kommentierte Grace, die sich losgeschnallt hatte und ihren Körper jetzt nach vorn drückte. »Es ist nichts zu sehen. Wir haben uns geirrt, John. Das ist nicht ihr Treffpunkt. Sie hätten schon längst hier sein müssen, wenn es so gewesen wäre.«
    »Ich hoffe, daß Sie nicht recht behalten«, sagte ich und stoppte.
    »Das klang nicht eben überzeugend.«
    Ich hob nur die Schultern, schnallte mich los und stieg aus. Im Wagen hatte die Heizung für mollige Wärme gesorgt. Jetzt traf mich die Kälte fast wie ein Schock. Das Thermometer war um einige Grade gefallen, und bald würde die eisige Witterung durch die Wände der alten Häuser kriechen.
    Grace Felder war ebenfalls ausgestiegen. Um mich zu erreichen, mußte sie um den Rover herumgehen. Sie blieb neben mir stehen und schaute, ebenso wie ich, auf den Baum.
    »Und nun, John, was ist jetzt?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Aber aufgeben wollen Sie nicht?«
    »Wo denken Sie hin, Grace. Bleiben Sie bitte hier stehen. Ich werde einmal um den Baum herumgehen.«
    Sie fragte nicht, was ich damit erreichen

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