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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zeit, also konzentrierte er sich auf Abkürzungen und schritt quer durch das Gelände, das nicht sehr hoch und auch nicht dicht bewachsen war, so daß er immer freie Sicht hatte. Viel brachte ihm das aber nicht, denn die Nacht war einfach zu finster, und die Gestirne hielten sich mit ihrem Licht zurück.
    Brett hatte es natürlich eilig, aber er merkte auch, daß er nicht mehr zu den Jüngsten zählte und seinem Alter Tribut zollen mußte. Jede Anhöhe bereitete ihm Schwierigkeiten. Da kam er aus dem Tritt und fing an zu keuchen.
    Dennoch behielt er seinen Schritt bei. Er dachte nicht daran, aufzugeben, und es war auch die Angst um die Kinder, die ihn vorantrieb. Der Kreis sollte sich auf keinen Fall schließen. Es reichte, daß die Kinder vor etwas mehr als zweihundert Jahren geopfert worden waren. Diese verlorenen Seelen sollten endlich ihre Ruhe finden, aber nicht durch Rache.
    Ob es ein Fehler gewesen war, den Wagen nicht zu holen, darüber wollte McCormick nicht spekulieren.
    Die Nacht war kalt, und sie wurde von Stunde zu Stunde noch kälter.
    Manchmal hatte er den Eindruck, als sollte ihm die Nase von innen zufrieren. Auch die Lippen waren kalt, und er rieb hin und wieder darüber hinweg. Die Ohren hatte er mit einem dicken Schal geschützt, so daß er aussah wie ein Vermummter auf Beutetour.
    Der Teich lag rechts von ihm. Links wuchs der Wald hoch, der auf einer kleinen Anhöhe stand. Da war er schon mit Sinclair gewesen, doch wo der sich herumtrieb, das mochte der Teufel wissen.
    Ihm kam der Wald durch den harten Frost noch starrer vor. Da bewegte sich nichts. Alles lag in einer nahezu gespenstischen Stille, und selbst die Vögel bewegten sich bei dieser Kälte nicht und hielten sich irgendwo versteckt. Manche erfroren auch und kippten dabei einfach von den Bäumen. Der Schnee war hart geworden. Zumindest auf der Oberfläche bildete er eine eisige, kristalline Schicht. Die hellen Stellen leuchteten wie aus Leichentüchern herausgeschnittene Stoffinseln.
    Um ihn herum war es still. Er hörte nur seinen Atem, den er in die Nase blies, um sie zu wärmen. Auf dem harten Boden kratzten seine Sohlen, und selbst dann, wenn er über sonst weiche Moosinseln schritt, hatte er den Eindruck, auf Stein zu gehen. Buschwerk nahm ihm nun die Sicht, sonst hätte er den Teich schon längst erkennen können.
    Brett McCormick ging schneller. Er kannte eine Stelle, wo das Buschwerk eine Lücke aufwies. Dort wollte er sich hinstellen und nach unten schauen. Er rechnete damit, daß die Kinder den Teich bereits erreicht hatten. Sicherlich war er inzwischen ganz zugefroren, und da mußte erst das Eis aufgehackt werden.
    Dicht vor der Lücke blieb Brett stehen. Ihm war etwas aufgefallen. Er schnupperte und hatte abermals den Eindruck, kleine Eiskörner in seiner Nase zu spüren.
    Da war etwas, das ihm nicht gefiel. Ein anderer Geruch. Wenn sich Brett täuschte, roch es nach Seife oder Rasierwasser, als hätte an dieser Stelle noch vor kurzem ein Mensch gestanden.
    Ich selbst rieche nicht so, dachte der ehemalige Konstabler, aber die Lücke lockte ihn, so daß er die Umgebung zunächst nicht absuchte. Er ging auf sie zu, um den ersten Blick nach unten werfen zu können, wo der Teich wie ein dunkles Auge liegen würde.
    Mitternacht war noch nicht da. Aber die Kinder würden in der Nähe sein.
    Sie hatten sicherlich einen anderen Weg genommen.
    Brett McCormick duckte sich etwas, um nach vorn schauen zu können.
    Das Gewässer war nicht zu weit entfernt, aber in der Dunkelheit war es schlecht, Einzelheiten zu erkennen.
    Sie waren da.
    Er sah sie.
    Etwas bewegte sich.
    Der Mann hielt den Atem an - und stieß ihn auch so schnell nicht wieder aus, denn die nächste Überraschung erwischte ihn, als er in seinem Rücken einen harten Druck spürte.
    »Rühr dich nicht!« befahl eine flüsternde Männerstimme. »Ich halte hier ein Gewehr in den Händen, und was gegen deinen Rücken drückt, Brett, ist eine Mündung. Außerdem bist du nicht mehr im Dienst. Du kannst mir also nichts…«
    »Aber…«
    »Verstanden?« Der Druck verstärkte sich, als sollte die Gewehrmündung den Mann nach vorn stoßen.
    »Ja, verstanden.«
    »Sehr gut, Brett, sehr gut…«
    McCormick überlegte fieberhaft. Wenn Gedanken wirbeln konnten, dann war es bei ihm der Fall. Sie tosten durch seinen Kopf, um eine Lösung zu finden, aber vor allem dachte der Mann über die Stimme nach, die ihm nicht unbekannt war. Daß er selbst in Lebensgefahr schwebte, stufte er als

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