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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geräusch zu hören war. Der Stamm brach.
    Das Splittern war die letzte Warnung an uns. Zum Glück konnte er wegen seiner Größe nicht so schnell fallen. Er neigte sich genau auf uns zu, und diesmal schleuderte ihn keine Gegenkraft mehr zurück.
    Wir rannten, während ich Grace festhielt und sie hinter mir herschleifte.
    Sie stolperte, wäre auch gefallen, aber ich hielt sie fest, und dann hörten wir hinter uns den Aufprall, der von einem gewaltigen Krachen und Splittern begleitet war, das ich von einem Nadelbaum nicht kannte.
    Ein kalter Windstoß fuhr über unsere Köpfe hinweg. Etwas peitschte zumindest in meinen Rücken, aber auch Grace Felder bekam einen Treffer ab, der sie ebenso nach vorn schleuderte wie mich. Beide rutschten wir aus, stolperten noch weiter, dann lagen wir am Boden, wo wir von mehreren Schlägen getroffen wurden.
    Es waren die höchsten Zweige des Weihnachtsbaums gewesen, die uns erwischt hatten. Sie hatten längst nicht mehr diese Kraft, doch die stechenden Nadeln hinterließen (zum Glück nicht ewig) bleibende Eindrücke.
    Auf dem Bauch blieben wir liegen. Unter uns spürten wir die kalte Erde.
    Der Atem floß warm und feucht aus unseren Mündern, und ich hörte Grace Felder links neben mir keuchen.
    »John, ich lebe noch.«
    »Schön, ich auch.«
    »Kannst du denn aufstehen?«
    »Ja.« Ich zog die Beine an, drehte mich auf die Seite und bemerkte, daß auch Grace sich in die Höhe stemmte. Bevor wir noch richtig standen, hörten wir wieder die Stimmen.
    Jetzt sangen sie nicht mehr, sondern sprachen nur noch. »Christmas is over - Christmas is over«, erklang er im Chor.
    Keine Stimme tanzte aus der Reihe. Es hörte sich an wie eingeübt.
    Grace verlor die Nerven. Sie schrie gegen den am Boden liegenden Baum, bei dem die meisten Lichter nicht mehr brannten, denn die Birnen waren beim Aufprall zersplittert. »Ja, verdammt, es ist vorbei. Es ist vorbei, vorbei, vorbei…«
    »Grace, bitte…«
    Sie drehte sich um, schluchzte auf und warf sich in meine Arme. Ich konnte sie verstehen. Durch den Fall des Weihnachtsbaums, der ja letztendlich zu einem christlichen Symbol geworden war, hatte sich auch ihre Hoffnung aufgelöst. Ich allerdings ging davon aus, daß es noch nicht vorbei war, hoffentlich nicht.
    »Kommen Sie, wir haben hier nichts mehr zu suchen.«
    »Wo willst du denn jetzt hin?« fuhr sie mich an.
    »Wir bleiben in Paxton. Wir können vielleicht noch verhindern, daß es Tote gibt und sich der alte Fluch erfüllt. - Bisher sind ja nur Sachen zerstört worden.«
    »Wie denn? Mein Vater ist weg. Du hast ihn ja laufen lassen, Sinclair. Du bist es gewesen. Nur du trägst die Schuld. Hast du mich verstanden? Nur du!«
    »Das weiß ich. Aber ich würde es nicht als Schuld ansehen. Wenn du willst, kannst du auch hier in Paxton bleiben.«
    Sie riß sich los, lief rückwärts und blieb dann stehen, um mich anzuschauen. »Ich soll hierin Paxton bleiben? Nein, John Sinclair, das werde ich nicht. Ich bleibe nicht hier. Ich werde keine Minute länger als nötig in diesem verdammten Kaff bleiben. Da kannst du machen, was du willst. Ich nicht! Ich hasse Paxton.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Und du solltest es auch hassen. Schau dich doch um! Wo sind denn die Bewohner?« Da ich mich nicht umdrehte, tat sie es. »Ich sehe keinen Menschen, kein Kind und keinen Erwachsenen. Sie alle verkriechen sich in ihren Häusern. Sie haben Schiß, denn sie wissen genau, was hier abläuft, aber was haben sie unternommen? Gar nichts. Feiges Pack.«
    »Komm mit!« sagte ich nur.
    Grace lief neben mir her. Sie sprach nicht mehr so laut, aber ich störte sie auch nicht dabei. Sie mußte sich einfach Luft verschaffen, auch deshalb, weil sie immer wieder an ihren Vater dachte, dies auch aussprach und sich selbst Vorwürfe machte, daß sie nicht stärker auf ihren alten Herrn geachtet hatte.
    Manchmal muß man auch gewisse Dinge optimistisch sehen. So erging es mir in dieser Nacht, denn ich war froh, daß der Baum zu unserer Seite hin gekippt war und nicht nach gegenüber. Dann nämlich hätte er den Rover unter sich begraben.
    So aber stand der Wagen da, wie wir ihn verlasen hatten. Nach dem Einsteigen schaute ich auf die Uhr am Armaturenbrett.
    Noch genau dreiundzwanzig Minuten bis Mitternacht.
    Eine verdammt kurze Zeit…
    ***
    Brett McCormick kannte den Weg zum Teich im Schlaf. Er war ihn oft genug gegangen, und er wußte, wie er am schnellsten ans Ziel gelangte.
    Wenn er die offiziellen Wege nahm, verlor er nur

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