1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
und in der Hitze fuhren sie über die Küstenstraße, ehe sie in die gewundene Straße abbogen, die zur Villa Rinucci oberhalb der Bucht von Neapel führte.
Von unten sah die Villa mit den vielen Nebengebäuden und der riesigen überdachten Terrasse wie ein kleiner Palast aus. Beim Näherkommen glaubte Evie, die große, schlanke Gestalt einer Frau auf der Terrasse zu erkennen, die den Wagen beobachtete. Doch dann wurde Evie von der Sonne geblendet, und als sie wieder hinschaute, war die Frau verschwunden. Schließlich hielt der Wagen auf dem Innenhof der Vi lla an.
„Der Mann, der auf uns zukommt, ist Toni“, erklärte Primo. Er stieg rasch aus und begrüßte seinen Onkel. Dann drehte er sich um und wies auf Justin.
Auch Toni fiel die verblüffende Ähnlichkeit zwische n seiner Frau und Justin auf. Nachdem alle einander vorgestellt worden waren, führte Toni sie in die Eingangshalle.
„Primo hat mir versichert, dass Sie der Gesuchte sind“, sagte er und betrachtete Justin noch einmal aufmerksam. „Und ich muss zugeben, er hat recht. Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, würde ich Sie nicht in die Nähe meiner Frau l assen. Seit sie weiß, dass Sie kommen, ist sie sehr aufgewühlt und durcheinander. Aber sie kan n es kaum erwarten, Sie
kennenzulernen.“ Dann öffnete er eine der vielen Tü ren.
Evie blieb nun stehen. „Begrüßen musst du deine Mut ter allein, Justin.“
An dem großen Fenster saß eine Frau. Sie stand auf, als Justin den Raum betrat, und die beiden gingen langsam aufeinander zu. Um nicht vor lauter Freude und Überraschung aufzuschreien, legte sich Hope Rinucci die Hand auf den Mund. Dann lagen sich Mutter und Sohn in den Armen.
Behutsam schloss Toni die Tür.
„Evie“, begann er lächelnd, „ich muss Sie um Entsch uldigung bitten, weil ich Sie gar nicht richtig begrüßt habe. Bitte glauben Sie mir, Sie si nd uns herzlich willkommen.“ Er umarmte sie. „Eine unserer Hausangestellten wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen“, fuhr er fort. „Nachher lernen Sie die ganze Familie kennen.“
Maria, die Hausangestellte, brachte Evie nach oben in eins der Gästezimmer. Es war ein sehr geräumiges Haus, der Fußboden war mit Fliesen in wa rmen Rot- und Brauntönen ausgelegt, und die Möbel waren aus massivem Holz. Die Einricht ung wirkte elegant, luxuriös und zugleich rustikal.
Nachdem sie sich frisch gemacht und umgezogen hatte, holte Primo sie ab und begleitete sie hinunter in die Eingangshalle, wo Toni sie erwartete.
„Primo hat uns erzählt, wie sehr Sie Justin geholfe n und ermutigt haben. Meine Frau wird es auch noch erfahren. Sie werden sie bald kennenlernen. Jetzt kommen Sie erst einmal mit und essen etwas.“ Toni führte sie auf die Terrasse mit dem überwältigend schönen Blick auf die Bucht von Neapel und reichte ihr ein Glas Weißwein.
Nach und nach gesellten sich die anderen Söhne zu i hnen und wurden ihr vorgestellt: Luke, der Adoptivsohn, Francesco, das Kind der Liebe, und die Zwillinge Carlo und Ruggiero. Alle waren attraktiv und strotzten vor Energie und Lebensfreude. Obwohl sie sich nicht sehr ähnlich sahen, merkte man sogleich, dass sie zu einer Familie gehörten.
Sie überhäuften Evie mit Fragen über Justin, bracht en deutlich zum Ausdruck, wie sehr sie sie bewunderten, und man beschloss, sich zu duzen. Als sie erfuhren, dass sie ihre Sprache sprach, waren sie beeindruckt und unterhielten sich mit ihr nur noch auf Italienisch. Mit einem Blick auf Evies Hände stellte Ruggiero unvermittelt fest: „Sind Sie etwa nicht mit Justin verheiratet und noch nicht vergeben? Dürfen wir uns Hoffnungen machen?“
„Benimm dich, Ruggiero“, forderte sein Vater ihn vo rwurfsvoll auf.
Der junge Mann verstummte und blinzelte Evie verschwörerisch zu.
Er ist ein Charmeur und Frauenheld, er flirtet bestimmt mit jeder jungen Frau, ohne sich etwas dabei zu denken, überlegte sie leicht belustigt.
„Nach allem, was Primo erzählt hat, hatten wir den Eindruck, du wärst unsere Schwägerin“, erklärte Francesco.
„Wir kennen uns erst seit einigen Wochen“, entgegne te Evie.
„Aber nur dank deiner Hilfe hat Justin es überhaupt geschafft, die notwendigen Schritte zu unternehmen“, stellte Toni fest. „Außerdem hat er d ich heute mitgebracht, was beweist, dass du zu ihm gehörst. Und so werden dich die männliche n Familienmitglieder auch behandeln.“ Er blickte seine Söhne der Reihe nach an, und alle stimmten zu.
Die nächste Stunde verging mit unbekümmertem
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