1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
Jungen hat man unmittelbar nach der Geburt in eine andere Stadt gebracht, ohne dass Hope es wusste.“ Evie rief schockiert aus: „Das ist ja schrecklich!“
„Ja, es war sehr schlimm.“ Primo blickte sie freund lich an. „Hope hat um ihr angeblich totes Kind getrauert. Später hat sie erfahren, dass ihr Kind lebt. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung darüber, dass sie es nicht sehen konnte und es viel leicht glaubte, sie hätte es weggeben, waren tausendmal größer als die Trauer um das vermeintlic h tote Kind.“
„Wie hat sie denn die Wahrheit herausgefunden?“, fr agte Evie.
„Kurz vor dem Tod ihrer Tante wurde Hope zu ihr gerufen, und die ältere Frau hat versucht, ihr zu schildern, was passiert war. Sie konnte jedoch kaum noch sprechen. Immerhin hat Hope erfahren, dass ihr Kind, ein Sohn, gelebt hat und weggegeben wurde. Das war alles. Nicht einmal den Namen der Stadt, wo man ihn abgegeben hat, konnte die Tante ihr noch sagen. Das Geburtsdatum ihres Kindes hat Hope natürlich ni e vergessen. Hier.“ Primo reichte ihnen einen Zettel. Justin war genau zwei Wochen vor dem auf seiner offiziellen Geburtsurkunde angegebenen Datum zur Welt gekommen.
„Vor fünfzehn Jahren habe ich angefangen, Hopes Soh n zu suchen“, setzte Primo seine Erzählung fort. „Es hat jahrelang gedauert, bis die Leute, die ich mit den Nachforschungen
beauftragt habe, auf die Stadt stießen, wo kurz nac h der Geburt von Hopes Sohn ein Baby ausgesetzt worden war. Ich dachte schon, die Suche sei erfolgreich beendet, denn ein Ehepaar Strassne hatte den Jungen adoptiert.“
In dem Schweigen, das sekundenlang in dem Raum herrschte, drückte Justin Evies Hand so fest, dass es schmerzte.
„Ich hatte mich jedoch getäuscht. Einige Jahre hat der Junge als Peter Strassne bei dem Ehepaar gelebt, aber vor mindestens zwanzig Jahren hat er sich eine neue Identität zugelegt. Danach haben sich seine Spuren verloren. Angeblich nannte er sich jetzt John Davis, doch der war wie vom Erdboden verschwunden.“
Ja, weil er anschließend so oft den Namen gewechsel t hat, dass seine Spuren kaum noch zu verfolgen waren, überlegte Evie. Als er sich am End e Justin Dane nannte, konnte ihn niemand mehr mit seinen Adoptiveltern in Verbindung bringen .
„Offenbar hatte er sich in Luft aufgelöst“, beendet e Primo die Geschichte. „Mir blieb noch die Hoffnung, dass er vielleicht eines Tages seine Mutter finden wollte. Und so ist es ja auch. Eine der von mir beauftragten Detekteien hat es erfahren, und deshalb bin ich hier. Für mich besteht kein Zweifel mehr, dass Sie Hopes Sohn sind, Mr. Dane. Können Sie mir bestätigen, dass Ihr Name Peter Strassne war?“
Langsam nickte Justin, und Evie schob die Unterlagen, die sie mitgebracht hatte, über den Tisch. Primo sah sie flüchtig durch. „Ja, das reich t mir“, erklärte er.
„Was können diese Unterlagen denn beweisen?“, fragt e Justin rau. „Es steht doch nichts Genaues darin.“
„In dem Moment, als Sie zur Tür hereinkamen, wusste ich, wer Sie sind. Die Ähnlichkeit zwischen Ihnen und Ihrer Mutter ist geradezu verblü ffend. Sie können, wenn Sie möchten, Bluttests machen lassen, um völlig sicher zu sein. Für mich steht zweifelsfrei fest, dass Sie Hope Rinuccis ältester Sohn sind.“
9. KAPITEL
Da das Flugzeug nach Neapel am nächsten Morgen in aller Frühe startete, übernachteten Evie, Justin und Primo in einem Londoner Flughafenhotel.
„Mein Onkel Toni weiß, weshalb ich hier bin“, erklä rte Primo beim Abendessen. „Hope habe ich es jedoch nicht verraten, um ihr keine Hoffnungen zu machen, die sich vielleicht nicht erfüllen. Vorhin habe ich Toni angerufen und ihm be richtet, dass die Suche endlich erfolgreich war. Er will es Hope vorsichtig beibringen. Sie hat so lange davon geträumt, ihren ältesten Sohn in die Arme schließen zu können, dass sie vor lauter Freude und Glück zusammenbrechen könnte.“
„Wird die ganze Familie versammelt sein?“, fragte E vie.
„Ja, alle werden da sein. Aber zunächst werden wir dich und deine Mutter allein lassen, Justin. Ihr braucht bestimmt Zeit für euch. Sobald ihr so weit seid, setzen wir uns zusammen.“ Sie waren übereingekommen, sich zu duzen.
„Hat Hope wirklich noch fünf andere Söhne?“ Evie ko nnte es kaum glauben.
„Ja, aber nicht alle sind ihre leiblichen Kinder. Francesco ist ihr zweiter leiblicher Sohn. Sie hatte sich in seinen Vater Franco verliebt, als sie noch mit meinem Vater Jack Cayman verheiratet
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