1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
war. Deshalb hat er sich scheiden lassen. Zuvor hatten sie Luke adoptiert. Carlo und Ruggiero sind Tonis und Hopes gemeinsame Söhne. Meine Geschichte kennt ihr ja schon.“ Er lächelte Justin aufmunternd an. „Jetzt h ast du plötzlich fünf Brüder.“
Justin rang sich ein Lächeln ab, und Primo fuhr fort: „Deine Mutter möchte bestimmt auch ihren Enkel Mark kennenlernen. Wahrscheinlich wird sie enttäuscht sein, dass wir ihn nicht mitbringen. Ich bin jedoch der Meinung, bei diesem ersten Treffen sollte er nicht dabei sein.“ „Das halte ich auch für besser. Ich muss erst selbs t einmal mit der Situation zurechtkommen“, antwortete Justin ruhig.
„Natürlich.“ Primo wandte sich an Evie. „Es freut m ich, dass du Italienisch sprichst, wie du vorhin erwähnt hast“, sagte er in seiner Sprache.
„Ja, aber den neapolitanischen Dialekt spreche ich weniger gut, möchte ihn jedoch lernen“, erwiderte sie auf Italienisch.
„Ich bringe ihn dir gern bei.“ Als Justin die Stirn runzelte, fügte Primo auf Englisch hinzu: „Entschuldige, das war unhöflich von mir. Einen Mom ent hatte ich vergessen, dass du kein Italienisch verstehst. Evie wird dir eine große Hil fe sein.“ Nachdem er sein Glas geleert hatte, stand er auf. „So, ich werde schlafen gehen. Gute Nacht, Justin. Buona notte, moglie del mio fratello.“ Er küsste Evie die Hand und verschwand.
Sekundenlang blickte Justin Evie an. „Willst du es mir nicht übersetzen?“, fragte er schließlich gereizt.
„Er hat nur Gute Nacht gesagt.“
„Nein, auch noch etwas anderes. Warum willst du es mir nicht verraten?“
„Weil es mir unangenehm ist. Er hat mich als Frau seines Bruders bezeichnet. Vergiss es. Ich bin auch müde und möchte jetzt schlafen.“
Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug nach oben und verabschiedeten sich vor Evies Zimmertür. Wenig später stand Justin jedoch wieder davor und klopfte.
„Komm rein. Ist etwas nicht in Ordnung? Du warst den ganzen Abend so schweigsam.“ „Lass uns das Ganze vergessen und nach Hause fahren“, bat er sie.
„Das meinst du nicht ernst. Du bist so nahe daran, deine Mutter kennenzulernen.“
„Na und? Natürlich war es mir lange Zeit sehr wicht ig, sie zu finden. Aber jetzt habe ich dich, du bist mir wichtiger. Was sollten meine Mutter und ich uns nach so vielen Jahren zu sagen haben?“
„Das kannst du ihr nicht antun. Sie freut sich auf dich, und es wird ihr das Herz brechen, wenn du nicht kommst. Außerdem würdest du es eines Tages bestimmt bereuen. Du suchst bestimmt nur eine Ausrede. Was ist los?“
„Du hast mich wieder einmal durchschaut“, antwortet e er lächelnd. „Ich habe Angst, obwohl ich mich immer für sehr stark gehalten habe. Erst j etzt ist mir bewusst geworden, dass ich in Wahrheit wahrscheinlich ziemlich feige bin.“
„Sei nicht so hart und streng mit dir selbst. Du bist kein Feigling.“
„Du kennst meine Schwächen besser als jeder andere Mensch, und du bist die einzige Person, mit der ich darüber reden kann und der ich vertraue . Außer dir brauche ich niemanden, mit dir möchte ich den Rest meines Lebens verbringen. Alles andere ist unwichtig.“
Lächelnd streichelte sie ihm die Wange. „Mein Liebl ing, das hast du schön gesagt. Ich liebe dich. Momentan sollten wir uns jedoch darauf konzentrieren, was morgen geschehen wird. Wir müssen weitergehen und nicht zurück. Ich bin be i dir, wenn du mich brauchst.“ Er nickte. „Ja, mit dir an meiner Seite werde ich es schaffen. Ohne dich …“ Er verstummte. „Du brauchst nicht mehr ohne mich zu sein.“ Sie uma rmte ihn und hatte plötzlich das Gefühl, ihn beschützen zu müssen.
Dann liebten sie sich zärtlich und innig. Dennoch fiel ein Schatten auf Evies Glück. Justin wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen, einen Heiratsantrag hatte er ihr aber nicht gemacht. Ihr war klar, sie hätte ihn dazu bringen können, wenn sie es gewollt hätte. Warum hatte sie es nicht getan, obwohl sie ihn ins Herz geschlossen hatte und gern mit ihm zusammen war? Kamen da wieder ihre früheren Vorbeha lte gegen eine feste Bindung zum Vorschein? Oder steckte mehr dahinter? War sie instinktiv auf der Hut?
Nach der Landung in Neapel am nächsten Vormittag wurden sie von dem Chauffeur der Rinuccis am Flughafen abgeholt.
Während Evie fasziniert die Umgebung betrachtete und sich freute, wieder in Italien zu sein, vergaß sie beinah alles andere. An diesem Hochsomme rtag herrschte strahlender
Sonnenschein,
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