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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Frau.«
    Sie reichte ihnen die Hand und verbiss sich einen Schmer- zenslaut, als der hünenhafte Cornelius Strydom ihr die Finger zusammenquetschte.
    Doch sie wurde mit ausgesuchter Höflichkeit und mehr Herzlichkeit, als sie erwartet hatte, begrüßt. Johann schien sehr beliebt zu sein. »Mr.
    Gresham«, grüßte sie erfreut den gepflegten Mann mit dem rötlich blonden Bart. »Mr. Adam Simmons aus Kapstadt gab mir Ihre Adresse und empfahl mir Ihr Geschäft aufs Wärmste.«
    »Wie geht es meinem Freund Adam und seiner Familie?«, erkundigte sich Lloyd Gresham.
    Schnell berichtete sie ihm das Nötigste von Elizabeths Erkrankung und ihrer Genesung und dass es der restlichen Familie und Adam selbst außerordentlich gut ging.
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    »Wird aber auch Zeit, dass ihr endlich erscheint«, brummte Dan, der von seinem Spaziergang zurückkehrte. »Ich dachte schon, ich müsste nach Durban laufen.«
    Cornelius Strydom grinste. »Jammerlappen, das war doch nur ein kleiner Sturm, und euch ist ja nichts passiert, außer dass ihr ein bisschen nass geworden seid. Aber Spaß beiseite.« Sein Gesicht wurde ernst, und er wandte sich an die anderen Schiffbrüchigen. »Das meiste Gepäck ist am Back Beach am Point angespült worden. Wir werden Sie jetzt dorthin führen, um zu sehen, was noch zu retten ist, und um diesen diebischen Halunken, die das Gepäck durchwühlen, das Handwerk zu legen!«
    Die Auswanderer hatten sich herangedrängt und begrüßten seine Worte mit Jubelrufen; sie waren begierig, sofort aufzubrechen. Dankbar, endlich handeln zu können, stapften sie, aufgeregt diskutierend, ihren Führern durch den grobkörnigen Sand nach.
    »Ich komme mit«, rief Catherine. Johanns Rückkehr und ihre glückliche Landung waren ihr wie Sekt ins Blut gegangen. Sie platzte schier vor Energie. Hastig bat sie Mrs. Robertson, ihre Reisetaschen vor den Angriffen der Affen zu schützen, und lief zu ihrem wartenden Mann.
    »Ach, übrigens«, raunte Dan Johann ins Ohr, »ich habe mir den Agenten der Reederei geschnappt und ihn ein bisschen ausgequetscht.« Seine Pranken packten die Luft und würgten sie. »Er hat mir hoch und heilig versichert, dass es ein Unglück gewesen ist, und fürs Erste bin ich geneigt, ihm zu glauben. Er sagt auch, dass der Frachtraum noch unversehrt ist und innerhalb der nächsten Stunde damit begonnen werden wird, die Fracht zu löschen.«
    »Gut«, war alles, was Johann antwortete, aber das volle Gewicht seiner Hoffnung lag in dem einen Wort.
    Bald erreichten sie den Küstenurwald, kämpften sich durch fast undurchdringlichen Busch, kletterten über gestürzte Bäume und stapften mühsam durch tiefen, losen Sand. Mehr als einmal huschte eine Schlange ins dunkle Blättergewirr, die sich vorher mitten im Weg gesonnt hatte, und Cornelius Strydom er-237

    schlug eine vier Fuß lange, hellgrüne Baumschlange, die plötzlich direkt Catherine vor die Füße fiel. Sie dankte ihm und setzte ihre Schritte jetzt vorsichtiger.
    Er tippte lächelnd an seinen Hut. »Mevrou Steinach, Sie müssen uns besuchen, sobald Sie sich eingelebt haben. Meine Frau wird sich sicher sehr über Ihre Gesellschaft freuen. Es gibt nicht viele Frauen in unserer Nachbarschaft.« Er blinzelte auf sie herunter und schnappte mit seinen Hosenträgern, die er über einem nicht sehr sauberen hellgrauen Baumwollhemd trug.
    »Martha Strydom ist die Hebamme für ganz Natal«, murmelte Johann, der auf ihrer anderen Seite ging. »Al e weißen Kinder, die hier in den letzten Jahren geboren wurden, hat sie auf die Welt gebracht. Ihre Farm liegt nahe bei unserer, etwa zwei Tagesritte südlich auf der anderen Seite des Tugela.
    Sehr praktisch. Sie und Emilie Arnim, die nur einen halben Tagesritt von Inqaba entfernt am Fluss wohnt, haben für mich gesorgt, wenn ich mal zu krank war, um mir allein zu helfen.«
    Catherine zog die Brauen hoch. Zwei Tagesritte waren ihrer Meinung nach nicht wirklich nahebei. Nun, vielleicht waren solche Entfernungen hier üblich, dann würde sie sich ohne Zweifel auch daran gewöhnen. Noch ein paar Schritte mussten sie sich durch dicht an dicht stehende Rizinuspflanzen kämpfen, dann hatten sie die Meerseite des Points und somit den Back Beach erreicht. Sie standen auf dem Kamm einer flachen Sanddüne und konnten die gesamte Gegend überschauen. Der Anblick war trostlos. Das Gepäck war über eine Meile am Strand verstreut. Al e Reisetaschen, Koffer und Seesäcke waren aufgeschlitzt und durchwühlt.
    Johann war bleich geworden. »Dan,

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