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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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zwölf Stunden, die sie in diesem vermaledeiten Sattel verbringen musste. Zwölf Stunden Geschaukel durch Dornen und Gestrüpp unter der stechenden afrikanischen Sonne. »Hölle und Verdammnis«, wütete sie schweigend, ließ sich aber nichts anmerken, sondern nahm 283

    Johann die Zügel ab und zog sie an, bis sie den Widerstand der Trense spürte.
    Ihr Mann befestigte die Leine, an der das Packpferd lief, am Knauf seines Sattels. Die großen Taschen waren prall gefüllt. Eine enthielt nur Proviant. Jeder, der Johann hier kannte, und das waren viele, hatte ihnen in den letzten drei Tagen etwas für die Reise mitgegeben. Die Farringtons schenkten ihnen eine Schweinekeule, die Nachbarn zur Rechten eine ganze Bananenstaude, die zur Linken ein lebendes Huhn, das jetzt, bis zum Hals in einem Beutel verschnürt, empört gackernd auf den Packtaschen thronte. Gekochte Maiskolben, süß duftende Ananas, zwei lebende Felsenlangusten, hausgemachte Marmelade, zwei Flaschen Wein, all das hatten Johanns Freunde herangeschleppt. »Die Langusten könntest du uns zum Mittagessen zubereiten«, schnalzte er in Vorfreude. »Früher hätte ich so ein Krabbelzeug ja nie gegessen, aber hier habe ich es schätzen gelernt.«
    Catherine bedachte ihn mit einem aufmüpfigen Blick. »Ich kann nicht kochen, und ich wil auch nicht kochen. Dafür hat man doch Personal«, knirschte sie, langsam am Ende ihrer Nervenkraft. Ihr Rücken juckte noch immer von den pieksigen Seegrasmatratzen.
    Ihr Mann lachte vergnügt. »Macht nichts, auch das wirst du schnell lernen. Wer gerne gut isst, kann auch gut kochen.« Mit diesen Worten schwang er sich elegant auf seinen großen Braunen und trieb ihn mit Schenkeldruck vorwärts.
    Sie fand seine Bemerkung ziemlich unpassend und nahm sich vor, ihm diese Art mit der Zeit abzugewöhnen. »Wir werden doch wohl unterwegs irgendwo einkehren können«, bemerkte sie spitz, wartete jedoch nicht auf seine Antwort, sondern schlug ihre Hacken unvorsichtig hart in die Flanke Caligulas. Er machte einen Satz vorwärts, und nur ein Klammergriff an der Sattelkammer rettete sie vor erneuter Schmach. Caligula beruhigte sich schnell. Vor ihnen kletterte Sicelo auf den Kutschbock des Planwagens, der mit den Zugochsen bei den Farringtons untergestellt gewesen war. Johann prüfte noch einmal das
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    Zuggeschirr. »Ich erwarte dich spätestens in drei bis vier Wochen«, sagte er zu Sicelo. Dann trat er zurück, und Sicelo wendete mit viel Geschrei und Peitschenknallen und machte sich auf den Weg nach Inqaba, begleitet von dem durchdringenden Getril er junger Zulufrauen. Ein knorriger, alter Zulu, angetan mit Tierschwänzen und einem winzigen Schurz, den Johann von der Straße weg angeheuert hatte, lief neben dem Gespann her.
    »Er behauptet, mit einem Ochsengespann umgehen zu können«, sagte Johann und rückte die zusammengerollte Decke, die über den schweren Packtaschen lag, zurecht. »Zieh sie so hoch, dass sie wie eine Sessellehne in deinem Rücken liegt«, riet er seiner Frau, deren Pferd die gleiche Last trug wie seines. Er reichte ihr ein leichtes Gewehr hinüber. Sein eigenes hing griffbereit vorn am Sattel.
    Abwehrend hob sie die Hände. »Ich kann nicht schießen, und ich wil auch nicht schießen. Also was soll ich mit dem dummen Gewehr?«, wies sie ihn pampig zurück, schämte sich gleich darauf, brachte es aber nicht fertig, sich zu entschuldigen.
    »Du musst es nur hochheben, zielen und den Abzug ziehen, wenn dir jemand an den Kragen wil . Ich werde es dir beibringen, und im Notfall kommst du schon selbst drauf, das kannst du mir glauben«, antwortete er nur und befestigte ihr Gewehr vorläufig an seinem Sattel. Er meinte dabei Sicelos bissiges Lachen zu hören und schob ungewollte Gedanken an die unkomplizierte Jikijiki energisch beiseite. Die gehörten der Vergangenheit an, ein für alle Mal. Schießen würde Catherine ebenso schnell lernen wie kochen und reiten. Seine wunderbare, hinreißende, ganz und gar anbetungswürdige Catherine!
    Die presste ihre Lippen zusammen. Er mutete ihr wirklich zu viel zu. Das waren schließlich ihre Flitterwochen. Was sie erwartet hatte, darüber war sie sich selbst nicht ganz klar. Eine gestaltlose Vorstellung davon, verwöhnt zu werden, von den besten Zimmern in den Gasthäusern am Wegesrand, gutem Essen, Unbeschwertheit. Auf jeden Fall etwas anderes. Zusätzlich trug zu ihrem Verdruss bei, dass ihre Füße in der feuchten Hitze in 285
    den Knöpfchenstiefeln von Minute zu Minute mehr

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