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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Lücke in ihrer Abwehr entdeckend. »Läden mit reichen Auslagen, blühende Orangenbäume werden die Fußsteige davor beschatten. Bis dahin könntest du ab und zu nach Pietermaritzburg reisen, wo es schon Läden der unterschiedlichsten Art gibt, unter anderem weiß ich von einem hoch geschätzten Hutmacher.« Wohlweislich verschwieg er, dass die beschwerliche Reise nach Pietermaritzburg rund fünf Tage dauern würde, denn in diesem Moment war er bereit, ihr al es zu versprechen, um nur ihr Lächeln und den Glanz in den blauen Augen wieder zu entzünden.
    Er wurde belohnt. Das Lächeln flimmerte zwar nur, und ihr Blick war noch zweifelnd, aber er hatte einen winzigen Keil in ihren Panzer getrieben.
    »Ich weiß einen wunderschönen Rastplatz am Fluss. Dort werden wir zu Mittag essen. Was hältst du von einem gebratenen Huhn und in der Asche gerösteten Kartoffeln? Echte Kartoffeln, nicht diese bleichen, wässrigen Zuluknollen. Ann Fullham hat uns zwei ihrer kostbaren Erdäpfel mitgegeben und auch das Huhn schon gerupft.«
    Catherine lief bei diesem Menüvorschlag sofort das Wasser im Mund zusammen, und als sie eine Stunde später auf einem sandigen Platz unter dem hohen Dach mehrerer Schattenbäume absaßen, war sie schon ganz schwach vor Hunger. »Ich könnte ein Pferd vertilgen«, verkündete sie.
    »Ich werde mich beeilen, Gnädigste«, grinste er fröhlich und baute aus Feldsteinen und trockenem Gehölz schnell eine Feuerstelle. Er salzte das Federvieh, füllte seinen Bauch mit Kräutern, zog einen Stock hindurch und hängte es in zwei Astgabeln übers munter flackernde Feuer.
    Catherine wanderte hinüber zum Buschrand, wo sie aus einem wilden Bananenstrauch einen Strauß großer, glänzender Blätter und eine Ranke mit blauen Trichterwinden pflückte. Sie legte die Blätter sternförmig auf die Decke, die Johann auf den warmen Boden gebreitet hatte, brach das frische Brot auf, das Mrs. Fullham beigesteuert hatte, und halbierte für den Nachtisch eine duftende Ananas. Das alles arrangierte sie aufs Gefälligste auf den Blättern, schmückte sie noch mit einigen der 301
    blauen Blüten und bat ihren Mann lächelnd zu Tisch. Als er in den fetttropfenden, knusprigen Schenkel biss, war er sich sicher, dass kein König je in schönerer Gesellschaft köstlicher und vornehmer gespeist hatte.
    »Wo werden wir heute Nacht schlafen, und wie lange müssen wir noch reiten?«, fragte sie, während sie die schwarz geröstete Haut einer Kartoffel abzog.
    »In einigen Stunden werden wir die Farm von Justus und Maria Kappenhofer erreichen. Sie gehörten letztes Jahr zu den Einwanderern aus Bremen. Die anderen haben sich zwischen Pie- termaritzburg und Durban niedergelassen und nennen ihren Ort New Germany. Justus Kappenhofer ist ein halbes Jahr durchs Land gereist, ehe er sich niederließ.« Er leckte das aromatische Fett von seinen Fingern.
    »Justus baut Mais und Baumwolle an, die Maria wiederum verspinnt und Tuch daraus webt. Außerdem experimentiert sie mit Seidenraupen. Sie hofft, genügend Seide zu ernten, um sie nach Kapstadt liefern zu können.
    Könntest du ja vielleicht auch versuchen. Justus wiederum tauscht Mais und Tuch bei den Zulus gegen Elfenbein, Elfenbein wiederum gegen Gewürze aus Asien und so weiter. Er ist einer der engergiegeladensten Menschen, die ich kenne, und ein geschäftliches Genie. Mittlerweile ist er sehr wohlhabend. Die Kappenhofers haben einen Haufen entzückender Kinder. Ihre Älteste, Lil y, muss in deinem Alter sein. Es ist eine außergewöhnlich gastfreundliche Familie. Ich bin stolz, sie meine Freunde nennen zu können.«
    Catherine ignorierte die Bemerkung über die Seidenraupen. »Ich bin überzeugt, ich werde Kappenhofers so gern mögen wie du«, sagte sie und öffnete die untere Knopfleiste ihres Kleides, schob es bis zu den Oberschenkeln hoch und legte sich auf der Decke zurück. Grüne Sonnenblitze funkelten durchs flirrende Blätterdach, und unter ihrem Rastplatz murmelte träge ein kleiner Fluss. Sonst war es absolut stil , selbst die Schwalben jagten lautlos. Eine angenehme, satte Müdigkeit breitete sich in ihr aus, ihre geschundenen Muskeln entspannten sich, und ihre Gedanken begannen zu wandern. Hinter ihren geschlossenen 302
    Lider gaukelten die Bilder, die Johann von ihrem zukünftigen Leben gemalt hatte, wie bunte Schmetterlinge. Wil ig glitt sie in diese schil ernde Traumwelt, ließ sich verführen von dem, was sie sah.
    Auch er war müde; er wusste, dass diese bleierne

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