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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Kopf, fletschten sie ihr löwenähnliches Gebiss.
    »Beweg dich nicht«, sagte Johann und stand selbst stil wie eine Statue.
    »Onetoe-Jack ist hier. Das sind seine Hunde. Jack, pfeif deine verrückten Köter zurück«, brüllte er.
    Sekunden später erschien ein grinsender Mann in zerlöchertem Leopardenfellwams, unter dem ein weites, ehemals weißes Hemd flatterte.
    »Runter«, rief er und pfiff gellend durch eine Zahnlücke. Die Hunde legten sich mit mühsam gezügelter Angriffslust knurrend hin und ließen die Steinachs dabei keine Sekunde aus den Augen.
    »Ruhig!«, befahl Onetoe-Jack und stolzierte mit dem trippelnden Gang eines eitlen Gockels auf sie zu, der jedoch von den klumpigen Schnürstiefeln rührte, die er wegen seiner fehlenden Zehen tragen musste.
    Im Vergleich zu Johann war er ein Zwerg, al erdings mit einem mächtigen Oberkörper. Er blinzelte unter einem wallenden Büschel von Löwenhaaren hervor, die mit einer Kette aus Löwenzähnen seinen Hut schmückte. »He, Johann, ich bin schon früher gekommen, wollte doch der Erste sein, der der neuen Herrin von Inqaba gratuliert.« Er zog seinen Hut und entblößte einen braun gebrannten, kahlen Schädel. Kluge graue Augen tasteten Catherines Gestalt ab. »Gnädigste, bin höchst erfreut«, er deutete einen Kratzfuß an.
    »Ein Prachtweib, muss ich sagen«, flüsterte er seitwärts Johann zu. »Da packt mich doch der blasse Neid.«
    Catherine, der sein unerwartetes Auftauchen vollkommen die Sprache verschlagen hatte, hörte es und vermochte ihn nur mit einem stählernen Blick zu strafen. Zu mehr war sie nicht fähig. Der Blick, der andere hatte erzittern lassen, prallte jedoch vollkommen wirkungslos an Onetoe-Jack ab, denn er trippelte mit ausgestreckten Händen und breitem Lächeln auf sie zu, und
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    bevor sie zurückweichen konnte, hatte er ihre Rechte mit beiden Händen ergriffen und schüttelte sie heftigst. Immer noch sprachlos sah sie auf ihn hinunter.
    »Wil kommen, wil kommen«, rief Onetoe-Jack mit Fistelstimme und tanzte vergnügt auf seinen kurzen, in roten, pludrigen Kniebundhosen steckenden Beinen auf und ab.
    »Was - macht - dieser - Mensch - hier?«, zischte sie Johann an und gab sich kaum Mühe, ihre Stimme zu dämpfen. Nur mit größter Wil ensanstrengung hielt sie ihre hochkochende Wut in Zaum.
    »Inqaba ist das letzte Haus eines Weißen vor dem großen Unbekannten«, erläuterte ihr Mann. »Jeder macht hier Station, bevor er ins Innere Afrikas aufbricht. So ist es Sitte hier, außerdem wird es uns nie langweilig werden. Es ist immer Besuch da. Du wirst dich schon dran gewöhnen, und Jack ist ein ruhiger Gast. Und nun ist der große Moment gekommen.« Er nahm sie wieder an die Hand und zog sie zum Haus.
    »Bleib hier stehen, ich bin gleich zurück. Rühre dich nicht von der Stelle, hörst du?« Damit rannte er ums Haus und war verschwunden.
    Catherine hätte sich gar nicht rühren können, sie blieb stehen, wo er sie abgestellt hatte, und war vollauf damit beschäftigt, ihrem Gefühlschaos zu entkommen und ihre Fassung wiederzuerlangen. Um jeden Preis musste sie sich zusammenreißen, das war sie sich schuldig. Von nichts und niemandem würde sie sich je zu einem jammernden Häufchen reduzieren lassen.
    »So ist's recht. Contenance, Contenance«, kommentierte Grand- père Jean, und sie straffte ihr Rückgrat.
    Kurz darauf vernahm sie krachende Hammerschläge, Geräusche von brechendem Holz, und dann stand Johann wieder vor ihr, ganz außer Atem, die dunklen Haare hingen ihm in die Augen. »So, ich habe dafür gesorgt, dass wir etwas sehen können. Ich vernagle die Fenster stets, wenn ich längere Zeit weg bin.« Damit hebelte er auch die Planken vor der Haustür weg.
    »Und wo sind deine Hausdiener? Erwarten sie uns nicht?« Sie brachte nur ein raues Flüstern hervor. »Deine Leute, von denen 324
    du mir erzählt hast. Du sagtest, sie wären ab und zu ein wenig faul, aber dass du sie im Griff hast«, erläuterte sie, als sie seine leichte Verwirrung bemerkte.
    »Hausdiener?« Er schaute ehrlich verblüfft drein. »Hab ich nie erwähnt, habe ich auch noch nie gehabt. Du musst das verwechseln. Wenn ich sie brauche, heuere ich Zulus für die Feldarbeit an, davon habe ich gesprochen. Die sind allerdings ziemlich faul. Ich kann sie nicht aus den Augen lassen, muss ihnen ständig Beine machen.« Er lachte. »Komm nun, ich möchte dir dein neues Heim zeigen.« Mit gespannter Erwartung strahlte er sie an.
    Sie erstarrte. Wovon redete er? Er

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