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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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»Siehst du, jetzt fängt sie schon an, sich zu Hause zu fühlen. Es ist ein alter Trick, einem neuen Kätzchen Butter aufs Fell zu streichen. Sahne tut es in diesem Fall auch. Sie wird jetzt nicht mehr davonlaufen.«
    Vielleicht sollte ich dir auch Butter auf die Haut streichen, mein Kätzchen, dachte er, stellte sich dabei vor, wie sie schnurrend in seinem Arm lag, und sein Kragen wurde ihm eng.
    Zufrieden legte sie das Messer beiseite. »Ich muss dir etwas erzählen.
    Sieh doch, der Gürtel«, sagte sie und hob graziös ihre Arme über den Kopf und drehte sich. »Ist er nicht hübsch? Rate, wer ihn mir geschenkt hat.«
    »Er steht dir großartig. War Mila hier?«
    Sie lachte übermütig. »Ganz falsch, ganz falsch. Wo ist sie denn ...«
    Suchend schaute sie sich um. Jikijiki war nirgendwo zu sehen, als hätte sie sich lautlos in Luft aufgelöst. Vermutlich war das arme Ding Johann gegenüber zu schüchtern und war deswegen verschwunden. Sie spähte um die Ecke in die flackernde Dunkelheit und entdeckte die Zulu. »Woza«, sagte sie leise und streckte dem Mädchen die Hand hin.
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    Jikijiki ergriff sie und glitt mit den geschmeidigen Bewegungen einer Katze ins Licht. Ihre Wimpern flatterten, die vollen Lippen waren halb geöffnet, ihre Zähne blitzten.
    »Jikijiki«, knurrte Johann und konnte sich einen Fluch eben noch verkneifen. »Was zum Teufel machst du hier?«, fragte er sie auf Zulu.
    »Jontani, ich werde für dich arbeiten«, antwortete das Mädchen, seinen Namen ihrer Zuluzunge gerecht verbiegend, und reckte ihren Oberkörper auf eine Weise, dass die festen, vollen Brüste bebten.
    Johann sah es. »Das geht nicht, du kannst nicht in meinem Haus arbeiten«, sagte er schroff. Am liebsten hätte er sie gepackt, nach draußen gezerrt und schnellstens zurück in ihr Umuzi befördert.
    Langsam hoben sich die gebogenen Wimpern, und sie schaute ihn für eine Sekunde voll an, dann glitt ihr Blick zur Seite. Für ein Zulumädchen schickte es sich nicht, einem ihr höher Gestellten ins Gesicht zu sehen.
    »Jontani, du hast bei mir gelegen, viele Male. Warum kann ich nicht in deinem Haus wohnen? Du hast doch nur eine Frau, du brauchst eine zweite.« Die riesigen, dunklen Augen sprühten, ihre goldbraune Haut glänzte. Verhaltene Energie umgab sie wie ein schimmernder Schleier.
    Johann wurde wie im Fieber abwechselnd heiß und kalt, der Schweiß lief ihm unter seinem Hemd in den Hosenbund. Jikijiki trug noch nicht das Perlenband um die Stirn, das bedeuten würde, dass sie verlobt war. »Wir Weißen dürfen nur eine Frau haben, so gebietet es unser Glaube«, sagte er heiser.
    »Nur eine?«, rief die Schwarze aus. »Die arme Frau, sie muss die ganze Arbeit allein machen?« Sie klickte missbil igend, zischelte etwas und bohrte sich in der Nase.
    »Mzilikazi arbeitet hier...«
    Catherine, die kein Wort des raschen Wortwechsels verstanden hatte, fiel ihm ins Wort, als sie diesen Namen hörte. »Mzilikazi, dieser faule Kerl, ist heute übrigens nicht gekommen. Ich wollte ihn zur Rede stellen und bin zu seinem Umuzi geritten,
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    aber stattdessen bin ich in dem von Jikijiki gelandet.« Ihre Miene drückte Stolz aus.
    Mit gerunzelten Brauen starrte er auf sie hinunter. »Du bist was? Bist du wahnsinnig, Catherine? Ich dachte, ich hätte dir klar gemacht, dass du nicht allein in den Busch reiten sollst.«
    Sein Ton machte sie wütend. »Wil st du mich hier einsperren? Wie, glaubst du, soll ich das aushalten?«

    »Entweder lernst du schießen, oder du sagst mir Bescheid, wenn du ausreiten wil st. Dann reiten wir zusammen.« Die Angst um sie machte seine Stimme schroff.
    »Du bist ja nie da!«, fauchte sie. »Seit dem Fest habe ich dich kaum gesehen, nur abends, und dann warst du so erledigt, dass wir meist sofort ins Bett gegangen sind. Du hast mich völlig allein gelassen.« Die Hände in die Hüften gestemmt, musterte sie ihren Mann. Er schien wieder Fieber zu haben, denn er war schweißnass und hochrot. Doch sie war zu aufgebracht, um Mitleid zu empfinden. Es hatte sie so viel Mühe und ein Brandloch in ihrem gelben Kleid gekostet, dieses Feuer anzufachen, und es hatte sie mit Stolz erfüllt, dass sie es geschafft und obendrein eine Suppe zustande gebracht hatte. »Ich lerne schießen«, knirschte sie endlich. »Und dann möchte ich wissen, was du eigentlich gegen Jikijiki hast! Sie ist freundlich und sauber, und vor allen Dingen möchte sie hier arbeiten. Wenn du glaubst, ich werde das alles allein, ohne Hilfe machen,

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