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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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schwarzen Freund entgegen. Sie begrüßten sich lachend auf Zulu und tauschten die traditionellen Floskeln aus, während Sicelo mit ausholenden Gesten den Verlauf der Reise beschrieb.
    Catherine, die von dem Krach nach draußen gelockt worden war, versuchte indes, ihre Katze aus dem Baum zu holen.
    »Sawubona, Nkosikasi«, grüßte sie der Zulu und stieß dann einen Laut der Überraschung aus, als sie ihm fließend in seiner Sprache antwortete und nach seinem Befinden fragte.
    Johann funkelte vor Stolz, der ihm jedoch schlagartig verging, als Jikijiki auf den Hof schlenderte. Es war das Kreuz, das er zu tragen hatte. Täglich tat er nun Sühne, ganz für sich allein, nur in seinem Kopf, wenn die schimmernd braune Zulu an ihm vor- beistrich, ihm unter den Wimpern aufreizende Blicke zuwarf. Er erhöhte Mzilikazis Lohn, damit er seinen Brautpreis schneller beisammen hatte, und tat sein Bestes, Jikijiki aus dem Weg zu gehen.
    Das Mädchen hatte sich strikt geweigert, ein Kleid zu tragen und lief so herum, wie sie es gewohnt war. Über einem winzigen Grasrock, der bei jedem Schritt aufreizend wippte, trug sie mehrere Perlenschnüre und ein mit Perlen besticktes Schürzchen.
    »Eh«, machte Sicelo, wobei er seinem weißen Freund einen schnellen Blick zuwarf. »Was machst du hier?«, fragte er das Mädchen.
    »Ich arbeite im Haus«, beschied sie ihm und zog ein hochmütiges Gesicht.
    »Wo ist dein Begleiter?«, fragte Johann, um von dem brisanten Thema abzulenken.
    »Imvubu«, antwortete Sicelo knapp. »Flusspferd.«
    »Sind die denn gefährlich?«, fragte Catherine, die den Sinn des Wortwechsels verstanden hatte, ihren Mann erstaunt. Diese walzenförmigen Tiere, die meist regungslos im Fluss trieben und allenfalls mit den Ohren zuckten, waren ihr immer völlig harmlos vorgekommen.
    »Gefährlich, angriffslustig, unglaublich schnell und immer schlecht gelaunt«, antwortete er, während er mit Sicelo ihre 400
    Wäschekiste und die Ledertruhe ablud und ins Schlafzimmer trug.
    »Khayi ist Elfenbein gestohlen worden«, sagte Sicelo, als er die Truhe absetzte. »Er schickt die Nachricht durchs Land, dass du es genommen hast, und seine Worte fallen wie Öl in ein glühendes Feuer, und der Rauch zieht schon ins Umuzi des Königs. Es ist besser, wenn du es löschst, lieber Freund.«
    Khayi! Schon wieder. »Was soll ich tun? Dem König noch mehr Geschenke bringen? Oder Khayi eine Tracht Prügel verabreichen?«
    Spöttisch musterte ihn sein schwarzer Gefährte. »Ihr Umlun- gus seid wie der Hammer in der Hand des Schmiedes. Du solltest den finden, von dem man nur den Namen Kotabeni kennt. Doch der ist wie die Morgennebel in unseren Tälern. Wenn der Tag aus dem Meer steigt, löst er sich auf. Wenn vom Mond ein großes Stück abgebrochen ist, sollten wir auf Jagd gehen.«
    Johann nickte zustimmend. Kurz vor Neumond. Die schmale Sichel eines abnehmenden Himmelsgestirns würde nicht genügend Licht geben, um ihren Weg durch den Busch zu verraten.
    Ein Aufschrei Jikijikis, der in durchdringendem Geheul endete, unterbrach sie. Johann stürmte durchs Haus ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Sie hat versucht, einen von Papas eingelegten Affen zu essen«, rief Catherine ihrem Mann zu, während sie einen Krug Wasser über dem Kopf der Schreienden auskippte. Diese spuckte, hustete und hörte auf zu schreien. »Bitte erkläre ihr, dass sie nicht sterben wird, der Affe war nur in Spiritus konserviert, und dass sie in Zukunft ihre Finger von meinen Sachen lassen soll.«
    Johann erklärte es Jikijiki.
    Diese hockte tropfnass vor ihm auf dem Boden, hielt sich den Hals und warf Catherine Blicke zu, die Johann an scharfe Messer denken ließen.
    Das Äffchen, dem ein Stück aus dem Bein fehlte, lag neben ihr. »Sie wollte mich töten«, beharrte sie. »Tote lösen sich auf und lassen ihre Seele frei.
    Dieser Affe ist tot, aber nicht zerfallen wie tote Körper sonst. Es ist der Zauber des weißen Mannes, vielleicht wollen sie alle Zulus in dieses brennen
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    de Wasser legen, damit ihre Seelen nie dem Körper entfliehen können.«
    »Unsinn«, sagte Johann und drehte listig den Spieß um. »Du hast ihren Affen gegessen. Das ist Diebstahl. Ich werde mich bei deinem Häuptling beschweren.« Das hierarchische System bei den Zulus klappte hervorragend. Diebstahl wurde hart bestraft.
    Erwartungsgemäß brachte diese Anschuldigung die junge Schwarze in Sekunden auf die Beine. »Ich stehle nicht«, kreischte sie, deutlich aufgeregt über

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