1 - Schatten im Wasser
einer Woche mit dem Schiff. Diese Idioten in Kapstadt reden von Vernichtung der Eingeborenen. Unsere Kaffern müssen Wind davon bekommen haben. Sie sind unruhig.« Er ging stets sparsam mit Worten um.
»Unternehmt ihr etwas?« Johann lächelte Mila zu, die ihm einen Krug mit Bier und einen Teller mit Gemüse und Fleisch reichte.
Pieter gab ein knurriges Lachen von sich. »Wie die Angsthasen in Pinetown, die sich hinter einem Graben und einem Wall aus Schlamm und Palisadenzäunen verbarrikadieren? Welch ein Unsinn. Einige von ihnen haben sogar ihre Familien nach Durban gebracht. Dort strömen jetzt die Freiwil igen zusammen und patrouil ieren in der Stadt. Als könnten die eine Horde blutrünstiger Kaffern aufhalten, diese Dummköpfe!« Wieder lachte er kurz. »Und nun ist das Geschrei groß, weil alle Kaffern aus der Stadt geflohen sind vor Angst, dass sie auch kämpfen müssen, und nichts funktioniert mehr, weil niemand da ist, der die Arbeit macht. Stadtleute!« Er schnaubte.
Doch Johanns Bedenken waren nicht ausgeräumt. »Du bist sicher, dass das Ganze nichts mit den Elfenbeindiebstählen zu tun hat?«
Pieter sog an seiner Pfeife. »Zwei verschiedene Sachen. Du weißt, dass Khayi dich beschuldigt?« Er bedachte ihn mit einem scharfen Seitenblick.
»Deine Frau ist zu oft allein. Du solltest dir einen Hund anschaffen«, sagte er. »Und die Halunken finden«, setzte er hinzu.
Aufs Tiefste beunruhigt ritt Johann zurück nach Inqaba.
*
Zwei Tage später war Catherines Arm unförmig angeschwollen. Bis zum El enbogen reichte die glänzend rote Schwellung. Sie bekam hohes Fieber und musste sich hinlegen. Mila Arnim schickte 416
ihr mit einem Zulu ihre Arnikasalbe, aber die half kaum. Sicelo erneuerte jeden Tag den Breiumschlag und gab ihr einen bitter schmeckenden, doch angenehm würzig duftenden Trank, aber auch der brachte kaum Linderung.
Sie wanderte durch wirre Fieberträume, schreckte mehr als einmal schweißgebadet hoch, als sie glaubte, Konstantin von Bernitts Gesicht über sich zu sehen.
Johann zerriss sich zwischen der Sorge um sie und den Anforderungen der Farm. Er stand vor Sonnenaufgang auf, um einen großen Topf mit Maisbrei und Gemüse zu kochen, von dem Catherine den Tag über aß.
Abends verdünnte er den Brei zu Suppe und schnitt ein paar Stücke Fleisch hinein. Tagein, tagaus das Gleiche. Catherine aß kaum etwas, würgte, wenn der Essensgeruch durchs Haus zog, aber zu mehr hatte er einfach keine Zeit. Heuschrecken waren über das Land geschwärmt und hatten die Felder fast kahl gefressen, und die Rinder mussten mit Teer und Terpentin gegen Zecken behandelt werden. Das war nichts Besonderes im Farmalltag, aber es forderte seine gesamte Zeit, und er war gezwungen, seine kranke Frau tagsüber mit Jikijiki und Mzilikazi allein zu lassen. Nach dem Abendessen fiel er todmüde ins Bett. Der Haushalt verlotterte, denn keiner der beiden Zulus bückte sich auch nur, um etwas aufzuheben, wenn er nicht dazu angehalten wurde, wenn auch Jikijiki morgens einmal durchfegte, wie es ihre Pflicht in ihrem eigenen Umuzi sein würde. Auch sorgte sie dafür, dass die Kranke trank. Catherine fasste es als erstes Zeichen einer gewissen Zuneigung auf.
Von Pieter, der wegen der Vorräte fast eine Woche in Durban weilte, erfuhren die Kappenhofers, dass es der jungen Frau Steinach schlecht ging. Justus gab Pieter zwei Flaschen hervorragenden Kapweins mit, und Maria legte einen gepökelten Schweineschinken dazu. Er reichte den Steinachs für Tage, eine köstliche Abwechslung, auch wenn sie den Rest am Knochen mit einigen Maden teilen mussten. Eines Tages dann ritten Per und Cil a Jorgensen die Auffahrt hoch.
»Justus sagte mir, dass ich hier gebraucht werde. Maria wäre gekommen, aber sie hat das Fieber«, erklärte Cil a, die prakti-417
sehe, nüchterne Cilia, und glitt vom Pferd. Per, wortkarg wie immer, brummte, dass man ihm Nachricht geben solle, wenn seine Frau nicht mehr gebraucht würde.
»Werde die Nacht durchreiten, Kuh wird kalben, muss spätestens übermorgen daheim sein«, fügte er hinzu und ritt nach einem herzhaften Mahl geradewegs zurück zu seiner Farm.
Johann schickte ein Dankesgebet zum Himmel. Cil a quartierte ihn kurzerhand aus dem Schlafzimmer in den Wohnraum um. »Ich schlafe bei Catherine, bis es ihr besser geht«, verkündete sie. Mzilikazi musste ein Huhn schlachten, und sie kochte eine köstliche Brühe, die wieder Farbe in Catherines Wangen brachte und Johann zum Schwärmen hinriss. Im
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