1 - Schatten im Wasser
Nu lief der Haushalt wie am Schnürchen. Jikijiki, die von Natur aus nicht zu schnellen Bewegungen neigte, tummelte sich, wenn Cil a Jorgensen ihren eisblauen Blick auf sie richtete, und Mzilikazi verzichtete auf seine ausgedehnte Mittagspause. Unter ihrem strengen Regiment wurde das Haus von oben bis unten sauber gemacht, und Jikijiki lernte, wie man eine einfache europäische Mahlzeit zubereitet. Auch der überraschende Besuch dreier Elfenbeinjäger, die von zahlreichen schwarzen Fährtenlesern begleitet wurden und kurz nach Cil as Ankunft bei Sonnenuntergang die Al ee der Kiaatbäume heraufritten, verursachte nicht einmal ein Kräuseln an der Oberfläche ihrer unerschütterlichen Ruhe. Die drei quartierte sie zu Johann in den Wohnraum ein und verteilte ihre Schwarzen auf Sicelos und Mzilikazis Hütten. Abends reichte sie gebratene Impalakeule mit Zulukartoffeln, vorher eine dicke, satt machende Kürbissuppe und hinterher einen Pudding aus Reis und Früchten. Morgens setzte sie als Erstes den Impalaknochen mit etwas Gemüse auf, während Mzilikazi ein Huhn schlachtete, das Jikijiki unter ihrer Anweisung mit Reis kochte. Dazu gab es steife Hafergrütze und Kaffee.
Jikijiki machte einen deutlich mitgenommenen Eindruck, als die Jagdgesellschaft wohlgemut und gesättigt nach dem Frühstück in die Wildnis aufbrach, und Catherine fühlte sich insgeheim völlig überwältigt von so viel praktischer Tatkraft.
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Aus den Früchten, die der Garten jetzt hergab, kochte Cil a Marmelade und machte Kompott. Mzilikazi schickte sie in den Busch, um die leuchtend roten, hagebuttengroßen Früchte der Amatungulu zu pflücken, zuckerte sie mit einer klein geschnittenen, reifen Ananas ein und verarbeitete sie zu dem leckersten Gelee, das Catherine je gekostet hatte.
»Ich schreibe dir die Rezepte auf, dann kannst du sie nachkochen«, meinte die Schwedin in ihrem sehr schwedischen Französisch. Mit Argusaugen beobachtete sie Sicelo, wenn er den Breiumschlag aus dem Pfeilgift erneuerte, und erkundigte sich misstrauisch nach den Zutaten. Erst als ihr Catherine versicherte, dass sie dem Zulu trauen könne, ließ sie ihn gewähren. »Hast du es schon mit Honig versucht?«, fragte sie. »Meine schwedische Großmutter behauptet, dass es kein besseres Heilmittel für schwärende Wunden gibt.«
»Wie viel muss man davon essen, dass er wirkt?«
Cil a lachte. »Du sollst ihn nicht essen, sondern auf die Wunde streichen.
Mzilikazi soll einen Honigvogel aufstöbern, der wird ihn zu den wilden Bienen führen. Zwar fordert er immer seinen Anteil, aber das ist nur recht und bil ig, nicht wahr?«
Der Zulu kehrte am späten Nachmittag mit einem Tonkrug voll Honig zurück. Cil a teilte ihn gerecht und gab ihm eine Hälfte davon. »Er hat sich sicherlich schon seinen Teil genommen, aber der Rest ist mehr als genug für uns.« Mit flinken, zarten Fingern löste sie Sicelos grünen Verband und wusch den Pfeilgiftbrei herunter. Sie erschrak, als sie den grünlichen Eiter sah und den feinen roten Strich unter Catherines Haut, der schon auf den El bogen zukroch.
Catherine ertrug den Schmerz ohne Laut, aber nachdem Cil a den Honig aufgetragen und die Wunde mit einem ausgekochten Leinenläppchen verbunden hatte, sank sie käsebleich in die Kissen zurück.
Abends, im Schein der Bambuskerzen, erzählte Cil a von Lil y Kappenhofers glanzvoller Hochzeit mit Andrew Sinclair, die Catherine durch ihre Verletzung verpasst hatte. »Die Braut war entzückend, ganz in elfenbeinfarbener Seide, trug wunder-419
baren Schmuck, und al e anwesenden Ladys waren gelb vor Neid, besonders Pru Mitford.« Sie lachte herzlich, während sie ein altes Kleid auftrennte, das sie mitgebracht hatte.
Catherine beobachtete sie mit geheimer Bewunderung, die mit dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit gefärbt war. Al es ging der Schwedin leicht von der Hand. Sie bewegte sich ruhig, vermittelte den Eindruck von gelassener Bedächtigkeit, die, wie Catherine schnell merkte, eine große Energie und eisenharten Wil en verbarg. »Wird dir die Arbeit nicht manchmal zu viel?«, fragte sie und beobachtete, wie Cil as kräftige Hände den Stoff zerteilten. Vorher hatte sie bereits aus dem Calico, den Pieter aus Durban mitgebracht hatte, die Vorhänge angefertigt.
Die Schwedin legte den Kopf schief und überlegte eine Weile. »Wir hatten nichts, als wir hier landeten«, sagte sie dann. »Jetzt nennen wir fruchtbares Land unser Eigen, und es bedarf nur unserer Hände Arbeit, um es urbar
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